Siemens Energy geht die Kosten an

Einsparprogramm soll um 300 Mill. Euro ausgeweitet werden - Vorstandschef mit Leistung unzufrieden

Siemens Energy geht die Kosten an

Die Kapitalmarktkonferenz hat das neue Management von Siemens Energy genutzt, um Potenziale für weniger Kosten und eine höhere Rendite aufzuzeigen. Finanzchefin Maria Ferraro machte keinen Hehl daraus, dass sie der Blick in die Bilanzen entsetzt habe. Am 28. September soll die Börsennotierung beginnen. jh München – Siemens Energy beschleunigt das Programm zur Kostensenkung. Zusätzlich zu der bis 2023 angestrebten Milliarde habe das Unternehmen ein Potenzial von mindestens 300 Mill. Euro identifiziert, sagte der Vorstandsvorsitzende Christian Bruch in einer virtuellen Kapitalmarktkonferenz des von Siemens abgespaltenen Energiekonzerns. Der starke Gegenwind im Markt mache weitere Einsparungen notwendig. Siemens Energy hat sich eine höhere Profitabilität als Ziel gesteckt (siehe Grafik).”Wir alle müssen unsere Hausaufgaben machen”, sagte Bruch. “Mit unserer operativen Leistung sind wir nicht zufrieden.” Konkrete Pläne für das Schließen von Standorten und einen weiteren Stellenabbau gibt es nach seinen Worten noch nicht. Er erinnerte daran, dass von den rund 100 Standorten in den vergangenen Jahren 25 geschlossen worden seien. Damit verbunden ist ein Abbau von 8 800 Arbeitsplätzen. Der größte Teil davon sei auf den Weg gebracht, berichtete Maria Ferraro, die im Vorstand von Siemens Energy für Finanzen verantwortlich ist. Rund 90 000 Mitarbeiter werden beschäftigt.Ferraro hatte schon im CFO-Interview der Börsen-Zeitung Ansatzpunkte für eine höhere Profitabilität genannt: strenge Kostendisziplin, eine Anpassung der Kapazitäten an den veränderten Energiemarkt, eine Optimierung der Betriebsabläufe und Projekte sowie effizientere Lieferketten (vgl. BZ vom 29. August). Bruch sagte, die Zahl der Standorte müsse weiter sinken. Er kritisiert unter anderem komplexe Strukturen mit dem Transport von Bauteilen zwischen Werken.Das verschärfte Programm hat die IG Metall, wie berichtet, alarmiert. Die Gewerkschaft beklagt, dass Überlegungen für einen weiteren Stellenabbau aus dem Unternehmen an die Öffentlichkeit gelangten, bevor Gespräche mit der Arbeitnehmerseite begonnen haben. “Nicht schnell genug”Ferraro sagte, verglichen mit 2018 habe Siemens Energy bisher die Kosten um eine halbe Mrd. Euro gesenkt, die Schritte für die zweite Hälfte seien eingeleitet. Nun kämen mit dem beschleunigten Programm mehr als 300 Mill. Euro bis 2023 hinzu. Die erwarteten Kosten für die Restrukturierung bezifferten die Vorstände nicht. Ferraro erinnerte daran, dass die Neuordnung von 2017 bis 2019 rund 700 Mill. Euro gekostet habe.In dieser Zeit seien die Kosten im Geschäft mit konventionellen Kraftwerken (Gas and Power) um 10 % auf 17,9 Mrd. Euro im Jahr gesunken, berichtete die Kanadierin. “Das war aber nicht schnell genug und ausreichend in dem schrumpfenden Markt.” Denn gleichzeitig habe der Anteil der Kosten am Umsatz von 92 % auf 96 % zugenommen.Ansätze für Verbesserungen sieht die Finanzchefin auch im Liquiditätsmanagement. Sie sei über den hohen Anteil von überfälligen Bilanzpositionen, etwa Forderungen, in manchen Geschäftseinheiten, entsetzt gewesen, berichtete sie. Hier gebe es viel zu tun. Langsam und stetig will sie Verbesserungen erreichen.Mit Blick auf die Produktstrategie nannte Vorstandschef Bruch das Ziel, Schritt für Schritt zu einem nachhaltigeren Portfolio zu gelangen. Gas bleibe für die nächsten Jahre ein Hauptpfeiler in der Energieerzeugung, wenn auch vor allem für dezentrale Einsätze. Wachstum im Geschäft mit großen Gasturbinen erwarte er jedoch nicht, fügte Bruch hinzu. Kohle werde je nach Region langsamer oder schneller als Energieträger an Bedeutung verlieren. Als Zwischenlösungen hält Bruch sowohl Gas als auch Kohle für den schnellsten Weg zu einer nachhaltigen Energiewirtschaft. Am Tag zuvor hatten Nichtregierungsorganisationen Siemens wegen der Beteiligung an einem geplanten Gaskraftwerk in Israel und einem Kohlekraftwerk in Indonesien an den Pranger gestellt.Auf der Kapitalmarktkonferenz bekräftigte Roland Busch, der künftige Konzernchef von Siemens, den Anteil an Siemens Energy in den nächsten 12 bis 18 Monaten von 45 % – einschließlich der 9,9 % des Siemens-Pensionsfonds – weiter deutlich zu reduzieren. – Wertberichtigt Seite 6