Hauptversammlung

Siemens Energy überzeugt Aktionäre

Die Aktionäre von Siemens Energy haben in der ersten Hauptversammlung nach der Börsennotierung die Besetzung des Aufsichtsrats abgesegnet. Sie stimmten den Wahlvorschlägen in dem Online-Treffen mit mindestens 84% zu. Auch die übrigen...

Siemens Energy überzeugt Aktionäre

mic München

Die Aktionäre von Siemens Energy haben in der ersten Hauptversammlung nach der Börsennotierung die Besetzung des Aufsichtsrats abgesegnet. Sie stimmten den Wahlvorschlägen in dem Online-Treffen mit mindestens 84% zu. Auch die übrigen Tagesordnungspunkte wurden bei einer Präsenz von 75,9% – teils stimmte Großaktionär Siemens nur mit einem Teil seiner Aktien ab, so das sich 58% des Kapitals beteiligte – durchgewunken. „Die Aktionäre haben heute in großer Zahl den Vorschlägen der Verwaltung zugestimmt“, bilanzierte Aufsichtsratschef Joe Kaeser. Damit hätten sie dem jungen Unternehmen auch zu schwierigen Themen ihre Unterstützung erwiesen.

Institutionelle Investoren hatten zuvor klargemacht, dass sie die Anbindung an den Großaktionär Siemens kritisch beäugen. „Insgesamt ist die Übermacht der Siemens AG im Aufsichtsrat zu groß“, rügte DSW-Vizepräsidentin Daniela Bergdolt in einer Stellungnahme. Es müsste zumindest der Vorsitzende des Prüfungsausschusses unabhängig sein: „Leider ist das mit Herrn Ralf Thomas, dem Finanzvorstand der Siemens AG, nicht der Fall.“

Auch Stimmrechtsberater ISS und Glass Lewis hatten sich gegen die Wahl gestellt. Portfoliomanager Hendrik Schmidt erklärte dagegen, die DWS könne die Wahl von Thomas akzeptieren, da er bis zur nächsten Hauptversammlung sein Prüfungsausschussamt an einen unabhängigen Finanzexperten abgeben werde.

Kaeser sagte, Siemens Energy habe mit dem Manager einen herausragenden Finanzexperten gewonnen, der über die Grenzen Deutschlands und Europas hinaus bekannt sei. Er erhielt in der Wahl – die Aufsichtsräte waren bisher von der Siemens AG bestellt worden – 84,7% der Stimmen. Für Siemens-Vorstand Matthias Rebellius stimmten 98,2%. Kaeser wurde mit 92,6% gewählt. Er habe sein Amt als CEO in der Vorwoche abgegeben, hatte er zuvor erklärt: „Ich werde damit überhaupt keine Verbindungen oder Verpflichtungen mit der Siemens AG mehr haben.“ Er werde ausschließlich im Interesse vom Siemens Energy handeln. Auf Fragen nach dem Verständnis seiner neuen Rolle sagte er: „Ich habe überhaupt nicht die Absicht, in die operativen Geschäfte einzugreifen.“ Dass er auf Bitte des Vorstands einen Kunden besuche, könne man nicht ausschließen.

Angesichts der Kritik an dem Siemens-Einfluss betonte Kaeser erneut, dass der frühere Voith-Chef Hubert Lienhard als unabhängiges Mitglied agiere, der sicherstellen könne, dass der Aufsichtsrat die Themen aufgreife, die für außenstehenden Aktionären wichtig seien. Lienhard habe aber keinen stellvertretenden Vorsitz in Ausschüssen – dies hatte die Börsen-Zeitung fälschlicherweise berichtet (vgl. BZ vom 16. Januar). Die Idee eines Lead Independent Director stieß bei der Fondsgesellschaft DWS auf begeisterte Zustimmung: „Dies kann auch für andere deutsche Börsengesellschaften mit starken Kontrolleigentümern eine Möglichkeit sein, die Interessen der Minderheitsaktionäre entsprechend noch stärker zu schützen.“

An der Online-Hauptversammlung nahmen laut Vorstandschef Christian Bruch rund 3500 der 750000 Aktionäre teil. Institutionelle Anleger hielten 33% der Aktien, Privatinvestoren hätten 14%. 35% des Grundkapitals liege in Nordamerika, 21% in Deutschland, 21% im Rest von Europa und 10% in Großbritannien. Bruch zählte 401 Hauptversammlungsfragen von 110 Aktionären und bezifferte die Kosten auf 1,5 Mill. Euro.

Finanzvorständin Maria Ferraro erklärte mit Blick auf die Prognose, der Ausblick 2020/21 beinhalte keine Pandemie-Belastungen. Man betrachte die jüngsten Entwicklungen mit Besorgnis.