Siemens Gamesa plant Abbau von 6 000 Stellen

Reaktion auf Umsatz- und Ergebnisrückgang - Verlagerung in Niedriglohnländer - Unsicherheit in den USA

Siemens Gamesa plant Abbau von 6 000 Stellen

jh München – Nach einem erheblichen Umsatzrückgang in den sechs Monaten von April bis September und einem schwachen Ergebnis verschärft Siemens Gamesa das Restrukturierungsprogramm. Der deutsch-spanische Hersteller von Windkraftanlagen kündigte am Montag nach Börsenschluss an, bis zu 6 000 Stellen in 24 Ländern zu streichen. Bisher hatte das Unternehmen, an dem Siemens mit 59 % beteiligt ist, einen Abbau von nur 700 Arbeitsplätzen angekündigt.”Die Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern werden unverzüglich beginnen”, teilte Siemens Gamesa mit. Erst danach werde die Zahl nach Ländern aufgeschlüsselt, sagte der Vorstandsvorsitzende Markus Tacke in einer Telefonkonferenz. Der Konzern ist in mehr als 90 Staaten präsent. Den Stellenabbau begründete Tacke mit den angestrebten Synergien, einer höheren Produktivität und Verlagerungen von Teilen der Fertigung in Niedriglohnländer wie Marokko. Ziel sei, die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern.Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) lag im vergangenen Geschäftsjahr (30. September) mit 774 Mill. Euro noch unter der erst vor drei Wochen gesenkten Prognose. Da hatte das Unternehmen das Ziel von 900 Mill. auf 790 Mill. Euro reduziert (vgl. BZ vom 17. Oktober). Begründet wurde dies unter anderem damit, dass Vorräte in den USA und Südafrika neu bewertet werden mussten. Diese Wertminderungen nannte das Unternehmen nun auch als Grund für den Umsatzrückgang in der zweiten Hälfte des Geschäftsjahres um 12 % (siehe Tabelle). Tacke erklärte dies mit sinkenden Preisen für manche Projekte, besonders für Anlagen an Land (on-shore). Als zweiten Grund für den gesunkenen Erlös erwähnte Siemens Gamesa “einen temporären Ausfall des indischen Marktes”. Ohne diese beiden Aspekte wäre der Umsatz um 2 % gesunken, bereinigt um Währungseffekte stabil geblieben. Sondereffekte belastenAuch das bereinigte Ebit rutschte in den sechs Monaten von 525 Mill. auf 192 Mill. Euro ab, einschließlich der Sondereffekte auf – 146 Mill. Euro. Darin enthalten sind ein Aufwand für Integration und Restrukturierung von 103 Mill. Euro und Kaufpreis-Abschreibungen von 235 Mill. Euro.Die gesamte Windkraftbranche leidet darunter, dass Staaten Fördermittel für erneuerbare Energien kürzen oder streichen. Auktionen verdrängen die langfristig garantierten Einspeisetarife. Das geschieht unter anderem in Indien, wo Gamesa vor der Fusion mit der Siemens-Sparte fast 40 % des Konzernumsatzes erzielt hatte.Schwieriger dürfte das Geschäft auch in den USA werden. Dort wollen die Republikaner im Repräsentantenhaus die Steuergutschriften für Windkraft streichen. Das soll für neue Anlagen gelten. Die Investmentbank Goldman Sachs wertete diese Nachricht als kurzfristig negativ für die in den USA aktiven Hersteller. Siemens Gamesa zähle zu den Unternehmen, die am stärksten betroffen seien.Tacke sagte, in den USA werde das Geschäft unsicherer, auch wenn der Gesetzesvorschlag nicht vollständig durchgesetzt werde. Projekte würden sich verzögern. Das spiegle sich in der Prognose für das neue Geschäftsjahr wider: Siemens Gamesa erwartet einen Umsatz von 9 Mrd. bis 9,6 (i.V. 11) Mrd. Euro und eine bereinigte Ebit-Marge von 7 bis 8 (7) %.—– Wertberichtigt Seite 8