Siemens Gamesa wird saniert

Neuer Chef Nauen kündigt Turnaroundplan für Onshore-Geschäft an - Aktienkurs steigt stark

Siemens Gamesa wird saniert

Siemens Gamesa fährt unter Führung des neuen Vorstandschefs Andreas Nauen einen strikten Sanierungskurs im landgestützten Windkraftgeschäft. Damit verbundene Sonderkosten stürzten das spanisch-deutsche Unternehmen mit dem Mehrheitseigentümer Siemens im Quartal tief in die Verlustzone.mic München – “Es muss jede Menge Turnaround geleistet werden”, sagte Siemens-Gamesa-Vorstandsvorsitzender Andreas Nauen, der seit Juni amtiert, den Analysten bei Vorlage der Zahlen zum dritten Quartal. Damit verbundene Sonderkosten und Belastungen durch die Corona-Pandemie führten das Unternehmen in die roten Zahlen. Der Nettoverlust addierte sich im dritten Quartal des Geschäftsjahres auf 466 Mill. Euro, nachdem im Vorjahr ein geringer Gewinn erwirtschaftet worden war (siehe Tabelle). Nauen machte klar, dass er auch im vierten Quartal nicht mit schwarzen Zahlen rechnet.Siemens Gamesa zeichnet ein entsprechend düsteres Bild in der neuen Prognose für das Geschäftsjahr, die die im April zurückgezogene und zuvor gesenkte Zielsetzung ersetzt. Statt eines Umsatzes von 10,2 bis 10,6 Mrd. Euro peilt der Vorstand nun 9,5 Mrd. Euro bis 10,0 Mrd. Euro an. Im vorherigen Jahr waren 10,2 Mrd. Euro erreicht werden, in den ersten neun Monaten des laufenden Turnus wurden mit 6,6 Mrd. Euro gut 9 % weniger als im Vorjahr erwirtschaftet.Der operative Gewinn (Ebit) vor Sondereinflüssen wie beispielsweise Restrukturierungskosten soll im Geschäftsjahr in der Bandbreite zwischen -3 % und -1 % landen. Bis April peilte das frühere Management eine bereinigte operative Marge von 4,5 % bis 6 % an. Im vorherigen Geschäftsjahr sind 7,1 % erwirtschaftet worden. In den ersten neun Monaten stehen nach Angaben des Unternehmens – 4,0 % in den Büchern.Nauen begründete die stark gesenkte Prognose auch mit dem Einfluss der Corona-Pandemie. Der Umsatz falle um 1 Mrd. Euro geringer aus als erwartet. Zudem drücke sie den operativen Gewinn voraussichtlich um 200 bis 250 Mill. Euro. Siemens Gamesa spricht von zusätzlicher Volatilität in den Onshore-Kernmärkten Indien und Mexiko. Indirekt erschwere die Pandemie auch die Erfüllung von Onshore-Projekten in Nordeuropa. Die Sonderkosten im dritten Quartal durch die Pandemie bezifferte Siemens Gamesa auf 93 Mill. Euro. Indien unter DruckDer Nettogewinn wird aber auch von dem Vorhaben geprägt, das Onshore-Geschäft wieder auf die Erfolgsspur zu bringen. Die Profitabilität müsse weltweit verbessert werden, hieß es im Quartalsbericht. Der Auftragseingang ging daher gemessen an der abgesetzten Windanlagen-Leistung um 44 % zurück.Handlungsbedarf ortet Nauen jedoch vor allem in Indien. Im dritten Quartal ließ er dort Restrukturierungskosten von 157 Mill. Euro ansetzen, um bereits gefertigte Anlagen – in dem Land wird bereits vor Verkauf produziert – abzuschreiben. Weitere 26 Mill. Euro kostet die Schließung des nordspanischen Werkes Aoiz. Die Restrukturierungskosten in den ersten neun Monaten addieren sich auf 352 Mill. Euro und tragen damit erheblich zum Nettoverlust von 805 Mill. Euro bei.Nauen kündigte an, sein Programm auf einem Kapitalmarkttag am 27. August vorzustellen.Die Anleger gaben ihm einen Vertrauensvorschuss. Die Gamesa-Aktie reagierte auf die Zahlenpräsentation und die Andeutungen zur Strategie mit einem Kursplus an der Börse Madrid von 7,4 % auf 20,40 Euro. Dies ist der höchste Stand seit drei Jahren. – Personen Seite 16