Siltronic erwartet weiteren Ergebnisrückgang

Abschreibungen belasten mit und ohne starke Coronavirus-Effekte - Vorstandschef: Bisher keine Kundenaufträge annulliert

Siltronic erwartet weiteren Ergebnisrückgang

jh München – Das Ergebnis von Siltronic wird nach Einschätzung des Vorstands wie 2019 auch in diesem Jahr sinken. Das Ausmaß ist jedoch unklar. “Das Coronavirus ist das größte Fragezeichen”, sagte der Vorstandsvorsitzende Christoph von Plotho der Börsen-Zeitung. “Wir wissen noch nicht, worauf wir uns einstellen müssen.”Bisher hätten Kunden zwar weder Aufträge annulliert noch verschoben. Doch von Plotho verweist auf den schwachen Jahresstart der Autoindustrie, vor allem in China, und auf die sinkende Nachfrage nach Smartphones. “Dass das keine Folgen für uns hat, kann ich mir schwer vorstellen”, fügte er hinzu. Siltronic stellt Siliziumscheiben (Wafer) für die Halbleiterindustrie her. Zu deren wichtigsten Kunden gehören die Auto- und die Smartphone-Branche.Je nach Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie rechnet Siltronic mit einem leichten oder deutlichen Umsatzrückgang. Das Ergebnis wird nach Einschätzung des Vorstands auf jeden Fall deutlich sinken. Grund dafür sind die höheren Abschreibungen, die um rund 30 Mill. auf 140 Mill. Euro steigen. Das Münchner Unternehmen hat in erweiterte Kapazitäten investiert, was im aktuellen Quartal abgeschlossen werden soll. Für dieses Jahr sind Investitionen von rund 200 Mill. Euro geplant, vor allem für eine weitere Automatisierung.Die Prognose für den Umsatz lautet, wie aus dem Geschäftsbericht hervorgeht, leicht oder deutlich unter Vorjahr – je nachdem wie stark der Coronavirus-Effekt ausfällt. Das Absatzvolumen werde leicht steigen oder unter das Vorjahresniveau fallen. Auf jeden Fall plant Siltronic mit sinkenden Durchschnittserlösen. “Die Preise für Wafer sind schon 2019 leicht gefallen”, berichtete Vorstandschef von Plotho. 2020 setze sich der Preisdruck fort. Nachfrage und Angebot hätten sich nach den Kapazitätsengpässen zuvor schneller als erwartet im vergangenen Jahr normalisiert.Von Plotho hofft, dass die Anbieter von Wafer Preisdisziplin wahren: “Die Wettbewerber und wir haben gelernt, dass es manchmal attraktiver ist, das Preisniveau zu halten als mit niedrigen Preisen den Marktanteil zu erhöhen.” Anteile über den Preis zu erhöhen, funktioniere ohnehin nicht. Fünf Anbieter dominieren den Markt, die größten sind Shin-Etsu und Sumco, beide in Japan. Siltronic liegt etwa gleichauf mit dem taiwanischen Konzern Global Wafers. Siltronic habe 2019 leicht an Marktanteil verloren, berichtete von Plotho. Das Unternehmen hatte in den Jahren zuvor die Preise stärker erhöht als die Wettbewerber.2019 erzielte Siltronic trotz der Rückgänge das zweitbeste Ergebnis nach dem Rekord 2018. Der Umsatz sank wie die Nachfrage nach Wafer um knapp 13 %, die Ebitda-Marge um mehr als 8 Prozentpunkte (siehe Tabelle). Die Dividende verringert sich von 5 auf 3 Euro je Aktie. Somit schüttet Siltronic unverändert rund 40 % des Jahresüberschusses aus. Größter Aktionär ist mit einem Anteil von knapp 31 % Wacker Chemie.Dass die Herstellungskosten je Wafer-Fläche gestiegen sind, begründet Siltronic mit drei Aspekten: der niedrigeren Produktionsauslastung aufgrund der schwächeren Nachfrage, den geplanten höheren Abschreibungen auf Sachanlagen und den Energiekosten. Da die Härtefallregelung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz wegen der in den vergangenen Jahren gestiegenen Umsätze für Siltronic nicht mehr gilt, nahmen die Energiekosten um 20 % zu. Von Plotho zieht den Vergleich mit dem Siltronic-Standort Singapur: “Der Industriestrompreis in Singapur ist heute halb so hoch wie in Deutschland. 2010, als ich zu Siltronic gekommen bin, war das noch umgekehrt.” – Wertberichtigt Seite 8