Sinopec erwägt Börsengang für die Tankstellensparte

Chinesischer Ölkonzern hat Entflechtungsmöglichkeiten und verstärkte Kapitalmobilisierung sondiert

Sinopec erwägt Börsengang für die Tankstellensparte

Von Norbert Hellmann, SchanghaiDer staatliche chinesische Ölkonzern China Petroleum & Chemical Corp (Sinopec) verstärkt seine Pläne zur Kapitalmobilisierung. Nach der jüngst verkündeten Entscheidung, eine hälftige Beteiligung an einem Gaspipelinegeschäft für insgesamt 3,3 Mrd. Dollar an den staatlichen Lebensversicherer China Life Insurance und die ebenfalls staatliche Investmentgesellschaft State Development & Investment Corp (SDIC) zu veräußern, rücken nun auch bereits vor zwei Jahren ventilierte Pläne zu einem Börsengang des Tankstellen- und Einzelhandelsgeschäfts der Gruppe wieder stärker in den Fokus. Hongkong-IPO denkbarBei chinesischen Marktteilnehmern kursieren Gerüchte, dass Sinopec im kommenden Jahr ein IPO ihrer Sparte Sinopec Marketing durchführen könnte. Dabei dürfte in erster Linie die auch für internationale Investoren besser zugängliche Hongkonger Börse in Frage kommen, die im Jahr 2016 das weltweite Ranking der Börsenplätze mit der höchsten Kapitalaufnahme aus IPO-Transaktionen anführt.Erste grobe Überschlagsrechnungen lassen bei einem Börsengang der Sinopec Marketing eine Kapitalaufnahme von bis zu 10 Mrd. Dollar in den Raum stellen. Allerdings betonen Experten, dass das Sinopec-Management noch keine endgültige Entscheidung getroffen hat und für ein solches Unterfangen eine günstige Marktphase abwarten würde. In den letzten Monaten waren IPOs an der Hongkonger Börse auf eine eher schwache Resonanz bei den Investoren gestoßen.Ein Börsengang des Tankstellengeschäfts von Sinopec würde in jedem Fall als ein signifikanter Schritt für die laufenden, aber sehr zaghaften Reformbestrebungen im staatlich dominierten Ölsektor bedeuten, wo Sinopec gerade mit der Marketing-Einheit bereits vor zwei Jahren einen Anfang gemacht hatte. Damals war ein 30-Prozent-Anteil des Geschäfts für insgesamt 107 Mrd. Yuan (knapp 15 Mrd. Euro) an eine Reihe von externen staatlichen und privaten Investoren veräußert worden, wobei ebenfalls der Versicherer China Life, aber auch chinesische Beteiligungsgesellschaften wie etwa Fosun International mit von der Partie waren.Sinopec, die im Kreis der chinesischen Ölkonzerne über das mit Abstand größte Raffineriegeschäft verfügt und auch das umfassendste Tankstellennetz mit über 10 000 Einheiten im Reich der Mitte betreibt, hat sich über diese Geschäftssparten besser von der schwachen Ölpreissituation isolieren können.Die Sparte Sinopec Marketing gilt nicht nur wegen des Benzinverkaufs, sondern vor allem auch wegen des den Tankstellen angegliederten Einzelhandelsgeschäfts mit Tausenden Convenience Stores, die im vergangenen Jahr den Umsatz um 45 % auf knapp 25 Mrd. Yuan steigern konnten, als attraktiv. Dabei profitiert Sinopec Marketing auch von einer wachsenden Kooperation mit chinesischen E-Commerce-Firmen, die das Tankstellennetz der Sinopec als Depotstellen für sogenannte Online-to-Offline-(O2O-)Transaktionen als wichtiger Facette des E-Commerce-Geschäfts zu nutzen wissen.Analysten betonen dabei, dass Sinopec Marketing als noch stark ausbaufähig gilt und als ein stärker aus dem Konzern herausgelöstes Unternehmen mit eigener Börsenbewertung mehr Potenzial bei der “Monetisierung” von Retailkonzepten aufweisen würde. Staat bleibt indirekt am BallTatsächlich diente der erste Entflechtungsschritt vor zwei Jahren bereits als eine Art Testballon, um staatlichen chinesischen Ölkonzernen mit der Hereinnahme von externen Investoren für einzelne Sparten oder Randgeschäfte auf einen marktwirtschaftlicher orientierten Kurs zu trimmen. Allerdings ist bei diesen Schritten nicht immer ersichtlich, inwiefern es tatsächlich zu einer stärkeren Betonung des privatwirtschaftlichen Elements kommt.Bei dem jüngsten Teilverkauf von Gaspipelineaktivitäten etwa werden die Anteile an dem Geschäft lediglich an andere staatliche Gesellschaften weiterplatziert. Auch bei IPOs von chinesischen Staatsunternehmen in Hongkong kommt es in der Regel zu einer Vorplatzierung an Cornerstone Investors, wobei in der Regel ebenfalls wieder staatliche Unternehmen und Finanzinstitute das Gros der Anteile zu übernehmen pflegen.