US-MOBILFUNK WIRD NEU GEORDNET

Slow Cooker Sunday mit dem T-Mobile-Chefkoch

Von Sebastian Schmid, Frankfurt Börsen-Zeitung, 1.5.2018 John Legere ist nicht die Art Manager, die gefragt ist, wenn es gerade gut läuft. Der 59-Jährige, der seinen MBA an der renommierten MIT Sloan School of Management erwarb, gilt als...

Slow Cooker Sunday mit dem T-Mobile-Chefkoch

Von Sebastian Schmid, FrankfurtJohn Legere ist nicht die Art Manager, die gefragt ist, wenn es gerade gut läuft. Der 59-Jährige, der seinen MBA an der renommierten MIT Sloan School of Management erwarb, gilt als Paradiesvogel selbst unter den verglichen mit hiesigen Verhältnissen viel stärker extrovertiert auftretenden US-Managern. Auf Twitter zwitschert er in einem Stakkato, mit dem selbst US-Präsident Donald Trump kaum mithalten kann. 15 Tweets setzte er binnen einer Stunde nach Bekanntgabe des Sprint-Deals ab. Zuvor, während in Deutschland gerade der Aufsichtsrat des Mutterkonzerns Deutsche Telekom tagte, war Legere ebenfalls nicht untätig. In einem Facebook-Live-Event zeigte der CEO seinen Fans in Magenta-Shirt und mit T-Mobile-Kochmütze, wie er Rippchen im Kansas City Style zubereitet (“Slow Cooker Sunday”). Doch so unkonventionell Legere daherkommt, so erfolgreich war er bislang. Als er 2012 zu T-Mobile US geholt wurde, lag die Telekom-Tochter am Boden. Die Übernahme durch AT&T hätte den Ausstieg aus dem US-Markt und enorme Mittelzuflüsse für die Telekom bedeutet. Stattdessen musste die damals auf Rang 4 im amerikanischen Markt liegende T-Mobile US versuchen, auf sich gestellt aufzuholen. Dabei schrumpften Kundenzahl und Umsatz rasant. Ein Himmelfahrtskommando? Knapp sechs Jahre später hat Legere das Blatt gewendet. T-Mobile US kommt (ohne Sprint) auf gut 71 Millionen Kunden – mehr als doppelt so viele wie noch 2012. Bereits 18 Quartale in Serie wurden mindestens eine Million Kunden gewonnen. Mancher Kritiker mag sagen, Legere vermarkte via Twitter, wo er 5,6 Millionen Follower zählt, vor allem sich selbst. Unstrittig ist indes, dass das Selbstmarketing stets mit dem Konzern verknüpft wird. Shirts, Schuhe, Jacken – Legere trägt gerne Kleidung in der Firmenfarbe Magenta. Und er verkörpert das Motto seines Unternehmens wie kaum ein zweiter CEO. Unkonventionell repräsentiert er den “Uncarrier”. Mit diesem Titel geht das Versprechen einher, andere Angebote zu schnüren als rivalisierende Mobilfunkdienstleister. Dass Legere mehr kann, als nur das magentafarbene Maskottchen zu spielen, durfte er ein Jahr nach Amtsantritt beweisen – mit der Übernahme von Metro PCS. Statt der versprochenen Synergien von 6 Mrd. bis 7 Mrd. Dollar wurden über 9 Mrd. Dollar erreicht und die Kundenzahl der Tochter verdoppelt. In Sachen Sanierung ist Legere Wiederholungstäter. 2003 hatte er die Leitung der zahlungsunfähigen Global Crossing übernommen. Er führte das Unternehmen aus der Insolvenz und verkaufte es 2011 für rund 1,9 Mrd. Dollar an Level 3 Communications. —Nach dem gescheiterten Verkauf an AT&T lag T-Mobile US am Boden. Mit CEO John Legere kam die Wende. —