Snap schürt Zweifel an Wachstumsprognosen

Börsenneuling verfehlt nach fulminantem IPO die Erwartungen - Aktie stürzt ab - Erinnerungen an Twitter

Snap schürt Zweifel an Wachstumsprognosen

sp New York – Der Instant-Messaging-Dienst Snap hat Zweifel an seinen Wachstumsaussichten geschürt und der seit Anfang März notierten Aktie damit einen herben Dämpfer versetzt. Die Zahl der täglich aktiven Nutzer bei dem vor gut zwei Monaten fulminant an der Börse gestarteten Start-up kletterte im Vergleich zum Vorquartal um 5 % auf 166 Millionen und blieb damit unter den durchschnittlich erwarteten 168 Millionen Nutzern. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich das Wachstum mehr als halbiert (siehe Grafik). Die Aktie stürzte am Donnerstag im Handelsverlauf an der New Yorker Börse um rund 20 % oder 4,60 Dollar auf 18,40 Dollar ab. Das war nur noch knapp oberhalb des zum IPO erzielten Ausgabepreises von 17 Dollar.Die Reaktion der Börse auf die ersten Zahlen von Snap seit dem Börsengang fiel ähnlich wie vor rund drei Jahren beim Wettbewerber Twitter aus, als der Kurznachrichtendienst wenige Wochen nach einem überaus erfolgreichen IPO im November 2013 die hohen Erwartungen enttäuschte. Bis heute ist es dem Internetkonzern nicht gelungen, die erhoffte Dynamik zu entwickeln, um im Geschäft mit Online-Werbung gegen Konzerne wie die Alphabet-Tochter Google oder das soziale Netzwerk Facebook eine Chance zu haben. Snap trauen Marktbeobachter zu, gestützt auf ihre außergewöhnlich jungen und für Werbekunden besonders interessanten Nutzer in das Duopol einbrechen und auf Dauer ein höheres Wachstum bei den Werbeerlösen erzielen zu können. Fokus auf reife MärkteGrundlage dafür ist, dass sowohl die Zahl der Nutzer als auch die Zahl der Werbekunden dauerhaft steigt. An beidem gibt es unter Marktbeobachtern wachsende Zweifel. Zu der Enttäuschung über das abflachende Wachstum kommt die zunehmende Skepsis über die Strategie, sich vor allem auf reife Märkte mit leistungsfähigen Smartphones und Internetverbindungen zu konzentrieren. Hier sind Nutzer etwa wegen kürzerer Up- und Download-Zeiten leichter für Snap zu begeistern, argumentiert die Firma. Außerdem fänden sich hier besonders zahlungskräftige und deshalb für Werbekunden lukrative Zielgruppen. Einen Vorschlag aus der eigenen Entwicklungsabteilung, eine abgespeckte Version der Instant-Messaging-App Snapchat für andere Märkte – etwa in Schwellenländern – zu entwickeln, wurde vom Management nicht verfolgt, wie US-Medien jüngst berichteten.Auch an anderer Stelle ist Snap nach Einschätzung von Analysten in ihren Wachstumsmöglichkeiten eingeschränkt. Denn anders als Google oder Facebook, die zusammen ungefähr zwei Drittel der Erlöse im Online-Werbemarkt USA erzielen, verfügt Snap noch nicht über einen automatisierten Prozess für Werbekunden. Das macht die Entwicklung und Platzierung von Anzeigen vergleichsweise teuer. Bisher werben deshalb vor allem große Marken oder internetaffine Firmen auf Snap, während bei Facebook oder Google die 100 größten Werbekunden für weniger als ein Viertel der Erlöse stehen.Facebook-Chef Mark Zuckerberg hatte Snap-Gründer Evan Spiegel vor vier Jahren 3 Mrd. Dollar für sein Unternehmen geboten. An der Börse war Snap in den Wochen nach dem IPO Anfang März zeitweise mehr als 30 Mrd. Dollar wert. Jetzt sind es noch 12,1 Mrd. Dollar.Die Facebook-Tochter Instagram, die gerade die Marke von 200 Millionen täglich aktiven Nutzern durchbrochen hat, bietet mittlerweile aber eine ganze Reihe der Funktionen an, mit denen sich Snap und ihre App Snapchat bisher vom wichtigsten Wettbewerber differenzierten.—– Kommentar Seite 1