Softbank-Aktionäre fürchten Abschreibungen

Gescheitertes Wework-IPO gefährdet zweiten Fonds

Softbank-Aktionäre fürchten Abschreibungen

mf Tokio – Die Verschiebung des Börsengangs von The We Company (Wework) stellt das Geschäftsmodell der japanischen Softbank und ihres Vision Fund auf den Prüfstand. Bisher treibt Softbank-Chef Masayoshi Son den Wert eines Technologie-Start-ups durch hohe Einstiegssummen über mehrere schnelle Finanzierungsrunden in die Höhe, um die erzielten Buchgewinne bei einem Börsengang zu realisieren. Beispiel Wework, neuerdings The We Company: Bei der letzten Kapitalspritze im Januar bewertete Softbank das Immobilienunternehmen mit 47 Mrd. Dollar und hätte einen entsprechenden IPO-Preis gebraucht.Aber diesmal ging das System nach hinten los: Die potenziellen Aktienzeichner akzeptierten für Wework nur einen Wert von 15 Mrd. bis 20 Mrd. Dollar. Aufgrund des Besitzanteils von 29 % hätte Hauptinvestor Softbank je nach Berechnung der investierten Summen bis zu 9,3 Mrd. Dollar Verlust bilanzieren müssen. Daher war es für Softbank wohl besser, den Börsengang ins nächste Quartal zu verschieben. So können die Japaner die bisherige hohe Bewertung von Wework auf dem Papier vorläufig beibehalten. Doch am Aktienmarkt ließen sich die Folgen nicht vermeiden. Seit dem Hoch Ende Juli ist das Softbank-Papier um 22 % eingebrochen.Jedoch ist der gescheiterte Börsengang von Wework nicht der einzige Indikator dafür, dass der volatile Vision Fund die Aktionäre der Softbank direkt trifft. Im Mai verkündete Konzernchef Son anlässlich der Zahlen für das erste Quartal stolz einen Wertgewinn des Vision Fund um 29 %. Aber seine Kalkulation basierte auf unüberprüfbaren Werteinschätzungen der 81 Fondsbeteiligungen durch Softbank selbst. Dagegen liegen von den sechs Unternehmen, die bisher an die Börse gingen, aktuell nur zwei über dem Ausgabepreis, nämlich Guardant Health und 10xGenomics. Im Gegensatz dazu stehen die Aktien von Slack und Uber um 36 % bzw. 25 % unter den Bewertungen in der Softbank-Bilanz. Daher erwarten Analysten entsprechende Abschreibungen in der nächsten Quartalsbilanz.Schuld an dieser Lage ist die Konstruktion des Fonds: Die Wertveränderungen der Investitionen werden über die Softbank Group verbucht, während andere Kapitalgeber unabhängig vom Abschneiden an der Börse eine Jahresdividende von 7 % erhalten. Daher bedroht das gescheiterte Wework-IPO den geplanten zweiten Softbank Vision Fund: Einerseits wären 7 % garantierte Rendite nicht zu verachten. Andererseits drohen hohe Verluste bei einem Ausstieg aus dem Investment. Dieser Widerspruch dürfte mögliche Investoren eher abschrecken.