Tech-Investor

Softbank bucht Rekordverlust

Der weltgrößte Technologieinvestor Softbank Group ist im Ende März ausgelaufenen Geschäftsjahr tief in die roten Zahlen gerutscht. Der CEO selbst gibt sich aber weiter optimistisch.

Softbank bucht Rekordverlust

mf Tokio

Fallende Bewertungen von Technologieunternehmen haben der Softbank Group ihren bisher höchsten Verlust seit der Umwandlung in eine Investmentgesellschaft vor fünf Jahren beschert. Im Geschäftsjahr 2021/22 mit Bilanzstichtag 31. März verbuchte die japanische­ Gruppe von Unternehmensgründer Masayoshi Son ein Minus von 1,7 Bill. Yen (12,8 Mrd. Euro). Im Vorjahr hatte Softbank noch 4,4 Bill. Yen (37,2 Mrd. Euro) verdient.

Für die extreme Kehrtwende sorgten hohe Kursverluste der börsennotierten Unternehmen in den Portfolios der drei Investmentfonds der Gruppe mit insgesamt 475 Beteiligungen. Allein der fast 100 Mrd. Dollar schwere Softbank Vision Fund 1 verbuchte einen Verlust von umgerechnet fast 25 Mrd. Euro. Auf die Entwicklung hat die Börse längst reagiert: Die Aktien von Softbank sind seit Jahresanfang um 17% gefallen. Allein am Donnerstag ging es in einem negativen Umfeld um 8% abwärts.

Softbank bilanziert den Wert sämtlicher Beteiligungen jeweils zum Quartalsende, selbst wenn Gewinne oder Verluste nicht realisiert wurden. Daher schwanken die Geschäftszahlen mit den Aktienkursen von Tech-Werten ungewöhnlich stark. So hatte Softbank allein in den chinesischen Fahrdienstvermittler Didi 12 Mrd. Dollar für 20% der Anteile investiert. Doch die in New York notierten Aktien stürzten im Geschäftsquartal zwischen Januar und April um die Hälfte ab. Im gleichen­ Zeitraum schrumpfte der Börsenwert­ des südkoreanischen E-Commerce-Riesen Coupang an der Börse in Seoul um 40%. Nach einem Teilverkauf hält Softbank noch über ein Drittel der Coupang-Aktien. Zudem verloren die Beteiligungen an der südostasiatischen Super-App Grab und dem indischen Finanzdienstleister Paytm zwischen Januar und März 51% bzw. 60%.

Doch der 64-jährige Gründer und CEO Son lässt sich in seinem Optimismus nicht so leicht erschüttern. Er wisse genau, wie man schwere Zeiten durchstehe, beteuerte er bei der Vorlage der Jahresbilanz in Tokio. „Als Person spiele ich lieber auf Angriff“, bekannte Son. Aber die weltweite Coronavirus-Pandemie, die höheren Öl-, Gas- und Weizenpreise, die Inflation, die Abwertung des Yen und der Einbruch im Nasdaq Index würden ihn zur Vorsicht mahnen.

„Softbank muss jetzt defensiv sein“, räumte Son ein. Zugleich betonte der Japaner mit koreanischen Wurzeln, dass der Vision Fund 1 und 2 sowie der Lateinamerika-Fonds seit ihrer Gründung immer noch mit 3 Bill. Yen (22,7 Mrd. Euro) im Plus lägen. 27 Unternehmen im Portfolio seien 2021 an die Börse gegangen, fast doppelt so viele wie im Vorjahr.

Statt auf schwankende Quartalszahlen sollten Anleger auf das kaum unveränderte Nettovermögen der Gruppe von 18,5 Bill. Yen (138 Mrd. Euro) blicken. Der Wert sei doppelt so hoch wie die aktuelle Marktkapitalisierung von 9,2 Bill. Yen. Nach eigenen Angaben verfügt Softbank aktuell über 2,9 Bill. Yen (21,6 Mrd. Euro) an Bargeld. Dagegen seien in den nächsten zwei Jahren nur 1,3 Bill. Yen an Anleihen fällig. Der Aktienrückkauf von 1 Bill. Yen sei in den vergangenen sechs Monaten bereits zu 43% umgesetzt worden, teilte Son mit.

Glücklose Tech-Tochter

Allerdings musste der legendäre Investor auch einen persönlichen Rückschlag hinnehmen. Die Softbank-Tochtergesellschaft SB Northstar, die mit überschüssigen Barreserven der Gruppe auf Investitionen in börsennotierte Tech-Unternehmen wie Apple setzte, meldete 249,1 Mrd. Yen an Investmentverlusten für das abgelaufene Geschäftsjahr und akkumulierte Verluste von 746,2 Mrd. Yen (5,6 Mrd. Euro) seit der Gründung.

Zwei Drittel von SB Northstar gehören zu Softbank, ein Drittel direkt zu Son. Die Investitionen wurden über einen Kredit von 1,3 Bill. Yen einer externen Gesellschaft finanziert. Davon wurden 670 Mrd. Yen als Verlust verbucht. Für 315 Mrd. Yen (2,4 Mrd. Euro) muss Son persönlich geradestehen.

Softbank
Konzernzahlen nach IFRS 16
in Mrd. Yen2021/20222020/2021
Umsatz6 2225 628
Bruttoergebnis3 2662 875
Vorsteuerergebnis−8705 671
Nettoergebnis

−1 462

4 367
Ergebnis Investmenterträge−3 4357 529
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