IM GESPRÄCH: ARND ZINNHARDT

Software AG gelingt Gewichtsverlagerung

TecDax-Konzern überzeugt mit Lizenzerlösen - Ergebnis im Quartal leicht rückläufig - CFO traut "Big Data" größere Bedeutung zu

Software AG gelingt Gewichtsverlagerung

Die Software AG hat im zweiten Quartal deutlich mehr Applikationen verkauft als erwartet. Das zukunftweisende Geschäft mit Software zur Prozessoptimierung in Unternehmen verzeichnete nach einem schwachen Jahresauftakt ein Comeback. Die Aktie schloss in einem schwachen Umfeld mit 11 % im Plus.sp Frankfurt – Die Anleger haben wieder Vertrauen in die Software AG gefasst. Die Bekanntgabe von unerwartet hohen Lizenzerlösen durch Software für die Optimierung von Prozessen in Unternehmen (Business Process Excellence, BPE) wurde als Beleg für die Tragfähigkeit dieses zukunftweisenden Standbeins des Konzerns verstanden. Das zweitgrößte deutsche Softwareunternehmen, das seit Jahren die stabilen Cash-flows aus dem angestammten und margenstarken Kerngeschäft mit Datenbanksoftware für Großrechner (Enterprise Transaction Services, ETS) nutzt, um das BPE-Segment mit Zukäufen auszubauen, setzte sich nach Veröffentlichung der Quartalszahlen an die Spitze des TecDax und schloss bei 25,98 Euro mit 11 % im Plus, obwohl das Nettoergebnis mit 37,5 (i. V. 38,7) Mill. Euro unter den Erwartungen geblieben war. Die Gesamterlöse der Darmstädter kamen auf 258,6 (257,1) Mill. Euro nur leicht voran. Das operative Ergebnis (Ebit) fiel um 3 % auf 57,1 Mill. Euro.Die Erlöse mit Softwarelizenzen – die wichtigste Kenngröße für Softwareunternehmen, ist das Neugeschäft doch die Grundlage für künftige Umsätze mit Wartungsleistungen – legten im BPE-Segment um 46 % auf 45,6 Mill. Euro zu. Mit Blick auf die einzelnen Branchen und Regionen verwies Finanzvorstand Arnd Zinnhardt im Gespräch mit der Börsen-Zeitung auf “flächendeckend zweistelliges Wachstum oberhalb von 20 %”. Auch das Geschäft mit der Finanzindustrie und dem öffentlicher Sektor, in denen der Konzern jeweils gut ein Fünftel seiner Erlöse macht, sei hier nicht abgefallen. Besondere Freude macht Zinnhardt die Entwicklung von Terracotta, einem Anbieter von Software zur Unterstützung von sogenannten In-Memory-Datenbanken, die einen im Vergleich zu herkömmlichen Systemen deutlich schnelleren Zugriff auf großvolumige Datenmengen bieten. Kürzlich gewann die US-Tochter die Ebay-Tochter Paypal als Kunden. Allein im zweiten Quartal egalisierte das im Frühjahr 2011 erworbene Unternehmen mit knapp 5 Mill. Euro die Lizenzerlöse aus dem gesamten vergangenen Jahr.Bis zum Ende des laufenden Turnus traut Zinnhardt Terracotta Lizenzerlöse von 15 Mill. Euro zu. Im nächsten Jahr könnte sich das Geschäft unter dem Stichwort “Big Data” noch einmal verdoppeln. Dann könnte das Geschäft der kalifornischen Neuerwerbung gemäß Zinnhardt in den Rang einer eigenen Business Line aufsteigen.Um die Dynamik im BPE-Segment, das im ersten Quartal hinter den Erwartungen geblieben war, zu fördern, investiert die Software AG in Vertrieb und Marketing. Im zweiten Quartal wurden dafür 38,5 Mill. Euro ausgegeben, was auf die operative Marge drückt. Bei einem steigenden Gesamtumsatz von 132,2 (121,6) Mill. Euro war das Segmentergebnis mit 32,2 (34,7) Mill. Euro rückläufig. Auch im zweiten Halbjahr soll kräftig in die Marktbearbeitung investiert werden. “Das müssen wir jetzt machen, weil jetzt auch die Märkte verteilt werden”, sagt Zinnhardt. Thematisch stehe Terracotta im Vordergrund, regional liege der Fokus auf Westeuropa und den USA . Ausblick in Teilen angehobenDas ETS-Segment entwickelte sich ebenfalls besser als erwartet. Die Lizenzerlöse kamen um 20 % auf 30,1 Mill. Euro voran, der Gesamtumsatz stieg auf 94,9 (89,7) Mill. Euro, das Segmentergebnis konnte überproportional auf 56 (48,9) Mill. Euro zulegen. Den Ausblick für den Produktumsatz mit dem über viele Jahre stabilen Standbein ETS, von dem der Konzern immer mehr Gewicht nimmt, hob der Konzern auf – 6 bis – 3 % an. Bislang waren – 12 bis – 7 % in Aussicht gestellt worden. “Wir schauen uns jetzt an, wie das dritte Quartal läuft”, deutet Zinnhardt weiteres Aufwärtspotenzial für die Guidance an.Das Servicegeschäft ist weiter rückläufig: Die Erlöse gaben um mehr als ein Fünftel auf 82,7 Mill. Euro nach. Verantwortlich dafür sind laut Zinnhardt nicht nur die in den Vorquartalen rückläufigen Lizenzerlöse, sondern auch die verstärkte Zusammenarbeit mit Servicepartnern im Vertrieb. In der mittleren Frist will die Software AG über diesen Kanal ein Viertel der gesamten Lizenzerlöse erwirtschaften.Das Beratungsgeschäft für SAP-Produkte der Tochter IDS Scheer schrumpfte fast um ein Drittel auf 31,5 Mill. Euro. Hier stößt der Konzern unprofitables Geschäft ab und versucht sich mit dem Alleinstellungsmerkmal Prozessoptimierung neu zu positionieren.