Softwarebranche steht nächster Milliardendeal bevor

Finanzinvestoren stellen US-Spezialisten für Personalmanagement wohl für 4 Mrd. Dollar ins Schaufenster

Softwarebranche steht nächster Milliardendeal bevor

sp Frankfurt – In der Softwarebranche steht wohl der nächste Milliardendeal bevor. Die beiden Finanzinvestoren Hellman & Friedman und JMI Equity prüfen Insidern zufolge die Möglichkeiten für einen Verkauf von Kronos, die auf Software für das Personalmanagement spezialisiert ist. Der Wert der US-Firma, die 2007 von den beiden Beteiligungsgesellschaften für rund 1,8 Mrd. Dollar von der Börse gekauft wurde, könnte bei mehr als 4 Mrd. Dollar liegen, sagten mehrere mit den Vorbereitungen vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters.Kronos habe zuletzt mit Unternehmenskunden aus mehr als 100 Ländern einen operativen Gewinn (Ebitda) von rund 350 Mill. Dollar erwirtschaftet.Die Kronos-Eigner führten erste Gespräche mit anderen Private-Equity-Firmen wie KKR, TPG und Bain Capital. Attraktiv wäre das Unternehmen aber auch für Softwarekonzerne wie SAP und Oracle, die ebenfalls Software für die Personalsteuerung anbieten. Allerdings haben sowohl die Walldorfer SAP, die führend bei betrieblicher Standardsoftware ist, als auch ihr Erzrivale aus der Nähe von San Francisco zuletzt Milliarden in das Geschäft mit Software für das Personalmanagement gesteckt: Der Dax-Konzern legte für Success Factors Ende 2011 mehr als 3 Mrd. Dollar auf den Tisch. Oracle konterte Anfang 2012 mit dem Zukauf von Taleo für knapp 2 Mrd. Dollar.Bei beiden Übernahmen ging es den Konzernen um Spezialisten für Cloud Computing, die Software über das Internet bedarfsgerecht an ihre Kunden vermieten. Das Personalmanagement gehört zu den Funktionen im Unternehmen, die die standardisierten Softwarepakete aus der Cloud in rasant wachsendem Maße einsetzen. Ob bei SAP der Bedarf in diesem Segment mit Success Factors bereits gedeckt ist, war gestern nicht zu erfahren. Das Unternehmen wollte eine Anfrage der Börsen-Zeitung dazu nicht kommentieren. SAP und Oracle hielten sich bisher zurück, heißt es laut Reuters auch aus den mit den Vorbereitungen bei Kronos vertrauten Kreisen. Lohnendes InvestmentHellman & Friedman habe die US-Investmentbank Morgan Stanley mit der Suche nach einem Käufer beauftragt, sagten zwei der Informanten von Reuters. Weil sich beide bereits 1,5 Mrd. Dollar an Dividenden auszahlen ließen, haben die jetzigen Eigner bereits gut das Doppelte des 2007 eingesetzten Eigenkapitals verdient. Erst im vergangenen Monat nahm Kronos nach Angaben von Moody’s Investor Service neue Schulden auf, um ihre Eigentümer mit einer Ausschüttung von 490 Mill. Dollar zu bedenken.Den Eignern kam in den vergangenen Jahren unter anderem zugute, dass auch Kronos noch über ein stabiles Lizenzgeschäft mit lukrativen Wartungsverträgen verfügt, die wie bei SAP oder Oracle hohe Margen und starke Cash-flows sichern. Die Verschiebung in die Cloud schränkt die Attraktivität des Geschäftsmodells von Softwareunternehmen für Private-Equity-Investoren aber zumindest in der Übergangsphase ein, weil die Mieteinnahmen im Subskriptionsmodell über einen längeren Zeitraum gestreckt werden, während die Investitionen in Rechenzentren steigen und die freien Mittel angreifen.Eine der größten Transaktionen in der US-Softwarebranche in diesem Jahr ging bereits im Mai ebenfalls unter Beteiligung von Finanzinvestoren über die Bühne: Ein Konsortium um Bain Capital und Golden Gate Capital schluckte den US-Konzern BMC für knapp 7 Mrd. Dollar (siehe Tabelle). An der Spitze des Rankings führt der Branchendienst Dealogic den Verkauf von Anteilen am Videospiel-Konzern Activision Blizzard durch Vivendi.