Solarworld vervierfacht Verlust

Bonner Fotovoltaikkonzern leidet unter Billigkonkurrenz aus China

Solarworld vervierfacht Verlust

cru Düsseldorf – Der Kollaps des chinesischen Markts für Solaranlagen hat die Preise einbrechen lassen. Das trifft den Bonner Fotovoltaikkonzern Solarworld hart. Der Verlust vor Zinsen und Steuern (Ebit) vervierfachte sich im dritten Quartal nach vorläufigen Geschäftszahlen auf 25 Mill. Euro, wie das seit Jahren Verlust machende Unternehmen am Freitag ad hoc mitteilte.Der Umsatz schrumpfte den Angaben zufolge um 4 % auf 204 Mill. Euro. Am Montag reagierte der Aktienkurs zwar mit einem Plus von zeitweise 0,4 % auf 3,44 Euro. Der Börsenwert des Konzerns hat sich aber auch so noch seit Mai 2016 auf 50 Mill. Euro halbiert.Die Solarbranche befindet sich seit Mitte des Jahres erneut im Krisenmodus: Chinesische Anbieter, die vom Staat unterstützt werden, werfen Überkapazitäten auf den Markt und lösen dadurch einen Preisverfall um mehr als 10 % aus. Da Chinas staatlich verordnete Zubauziele für 2016 schon erfüllt sind, ist der größte Markt für die Solarindustrie zusammengebrochen. Von den weltweit rund 70 Gigawatt aus neumontierten Solaranlagen, die 2016 erwartet werden, sind in China allein im ersten Halbjahr 20 Gigawatt verbaut worden. Einige europäische Hersteller fordern nun – ähnlich wie in der Stahlindustrie – ein Eingreifen der EU-Kommission durch Anti-Dumping-Zölle.Solarworld steigerte den Absatz im dritten Quartal zwar um 5 %, doch nur zu niedrigeren Preisen. Gleichzeitig musste das Unternehmen seine Vorräte abwerten. Das Kapitalpolster des Bonner Konzerns, der durch die Schadenersatzklage eines US-Lieferanten in seiner Existenz bedroht ist, schrumpfte schnell. Hatte das Unternehmen Ende Juni noch 148 Mill. Euro an liquiden Mitteln, waren es Ende September nur noch 84 Mill. Euro. Liquidität schmilzt dahinDer Konzern habe Maßnahmen ergriffen, um seine Liquidität im vierten Quartal zu verbessern, die Kosten zu senken und die Produktionsmengen an die Nachfrage anzupassen, erklärte Solarworld. Details dazu nannte das Unternehmen allerdings nicht.Bereits vor zehn Tagen hatte Konzernchef und Großaktionär Frank Asbeck, der 21 % der Aktien hält und damit der zweitgrößte Anteilseigner hinter dem arabischen Emirat Katar mit 29 % ist, seine Jahresziele kassiert. Zwar werde die Absatzprognose einer Steigerung von mehr als 20 % erreicht. Aber die bisherigen Ziele für Umsatz und Ergebnis seien außer Reichweite. Eine detaillierte neue Prognose machte er nicht. Solarworld hatte schon im August ihre Ansage für 2016 nach unten korrigiert und hielt auch erneute Verluste für möglich. Produktion wird angepasstSolarworld will im vierten Quartal die “Produktion maßvoll anpassen”. Das hatte das Unternehmen Ende September angekündigt. Bis zum Jahresende werde Solarworld an seinen Standorten in Sachsen und Thüringen die Verträge von rund 500 Zeitarbeitern nicht mehr verlängern. Zum 1. Oktober sowie zum 1. Dezember sollten im sächsischen Freiberg rund 300 und im thüringischen Arnstadt rund 200 Zeitarbeiter abgemeldet werden. Fest angestellte Mitarbeiter sind nicht betroffen.