Foodtech

Soldatenfliege lockt Investoren

Die Schwarze Soldatenfliege ist eine Maschine, wenn es um die Verwertung von Biomasse geht. Ihre Fähigkeiten machen sich in Europa gleich mehrere Foodtech-Startups zunutze. Eines davon, die finnische Volare, hat gerade eine 25 Mill. Euro schwere Finanzierungsrunde abgeschlossen.

Soldatenfliege lockt Investoren

Soldatenfliege lockt Investoren

Finnisches Insekten-Startup Volare sammelt 26 Mill. Euro – Konkurrenz auch in Deutschland

kro Frankfurt

Wagniskapitalinvestoren ist der Appetit auf Insekten-Startups trotz der finanziellen Probleme beim französischen Branchenpionier Ÿnsect offenbar noch nicht vergangen. Das zeigt ein Blick nach Finnland, wo das 2021 gegründete Foodtech Volare gerade 26 Mill. Euro eingesammelt hat. Das Geld kam nicht nur von Eigenkapitalgebern wie der finnischen Maki.vc und der britischen Firstminute Capital, sondern auch von Banken und öffentlichen Förderern.

Anders als Ÿnsect setzen die Finnen bei der Herstellung von proteinreichem Insektenpulver nicht auf den Mehlwurm, der seit einigen Monaten in der EU als Ausgangsprodukt in bestimmten Lebensmitteln zugelassen ist. Stattdessen halten sie die sogenannte Schwarze Soldatenfliege für das geeignetere Tierchen, um im großen Umfang produzieren zu können. Sie sei „der weltweit beste Bioreaktor“, heißt es auf der Website von Volare. Von allen 5,5 Millionen Insektenarten, die es auf dem Planeten gebe, gehöre die Soldatenfliege dank ihrer zahlreichen Verdauungsenzyme zu den effizientesten Verwertern organischer Biomasse, wie etwa von Lebensmittelresten. In nur wenigen Wochen könne die Fliege ihr Körpergewicht um das 10.000-fache steigern.

Ihre Effizienz wird der Soldatenfliege insofern zum Verhängnis, als dass die Larven nach dem Wachstum zu Proteinmehl und Öl weiterverarbeitet werden. Die Kunden von Volare verarbeiten diese Produkte wiederum zu Haustier- und Fischfutter. So finden sich die Zutaten der Finnen beispielsweise in zwei Katzenfuttersorten der Marke Dagsmark, die zum tschechischen Tierfutterkonzern Vafo gehört.

Es bleibt bei Tierfutter

Man habe nicht die Absicht, künftig Produkte für den menschlichen Verzehr herzustellen, sagt Mitgründerin und Chefin Jarna Hyvönen. Schließlich gebe es auch bei Tierfutter „großes Potenzial, mit neuartigen und nachhaltigen Zutaten einen positiven Einfluss zu erzielen“. Daneben sei Ernährung etwas sehr Kulturelles, „und wir sehen, dass es große Investitionen in Marketing und viel Zeit bräuchte, um europäische Verbraucher davon zu überzeugen, Insekten in großen Mengen zu essen“.

Mit den frisch eingesammelten Mitteln wollen die Gründer nun eine Fabrik im industriellen Maßstab in der südwestfinnischen Hafenstadt Pori errichten. Die bislang 13-köpfige Belegschaft soll dafür noch deutlich vergrößert werden.

Von Expansionsplänen über die Landesgrenze hinweg ist bei dem Startup auch schon die Rede – in Europa könne die Technologie dabei helfen, „die Lebensmittelproduktion auf eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft“ umzustellen. Allerdings würde Volare auf dem Kontinent auch auf andere Player treffen, die die Schwarze Soldatenfliege für sich entdeckt haben.

In Deutschland gehört dazu beispielsweise das 2018 gegründete Startup Illucens aus Ahaus in Nordrhein-Westfalen. Die Firma produziert jährlich bis zu 3.000 Tonnen an Fliegenlarven und will ihre Mastanlagen auch an Landwirte verkaufen. Mit Protix kommt zudem ein größerer und einige Jahre älterer Konkurrent aus den Niederlanden. 2023 war der US-Fleischverarbeitungskonzern Tyson Foods bei Protix eingestiegen.

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