Weinhandel

Sonderkonjunktur treibt Hawesko an

Bei der Hamburger Weinhandelsgruppe profitieren die Endkundensparten Retail und E-Commerce von der Sonderkonjunktur, im Großhandelsegment hofft Hawesko zudem auf den Aufschwung. Am Kapitalmarkt werden dem Unternehmen gute Aussichten bescheinigt, seine Marktanteile noch auszuweiten.

Sonderkonjunktur treibt Hawesko an

ste Hamburg

Die Weinhandelsgruppe Hawesko hat nach Einschätzung der DZ Bank gute Chancen auf Marktanteilsgewinne in allen Handelskanälen. Mit seiner Ausrichtung auf das Premium-Segment, langfristigen Beziehungen zu Winzern und zahlreichen exklusiven Vertriebsrechten könne das Unternehmen überdurchschnittlich von der zunehmenden Professionalisierung der „Weinwelt“, steigenden Ansprüchen der Kunden und den Aussichten profitieren, dass Europa ein Schwerpunkt des Weinkonsums bleibe. Die Bank, die in einer aktuellen Einschätzung auf Basis der Hawesko-Zahlen für das erste Halbjahr 2021 weiterhin zum Halten der Aktie rät, erhöhte das Kursziel um 2 auf 60 Euro. Im bisherigen Jahresverlauf hat Hawesko um ein Drittel auf 59,20 Euro zugelegt. Das Papier der seit 1998 an der Börse notierten Handelsgruppe liegt damit aber unter dem am 12. Juli erreichten Allzeithoch von 66,80 Euro.

Bei der Vorlage des Zwischenberichts zum 30. Juni hatte das Hamburger Unternehmen erstmals konkrete Finanzziele für das laufende Jahr veröffentlicht. Demnach erwartet Hawesko eine Umsatzsteigerung um 2 bis 5% auf 633 bis 651 Mill. Euro – nach einem Plus von 11,6% auf über 620 Mill. Euro im vergangenen Turnus. Das Wachstum in den Endkundensegmenten E-Commerce und Retail, die seit Beginn der Coronakrise eine Sonderkonjunktur erleben, dürfte sich im zweiten Halbjahr abflachen. Der Weinhändler geht davon aus, dass sich der Zuhause-Konsum infolge der Lockerung pandemiebedingter Beschränkungen sowie weiterer Impffortschritte reduzieren wird. Zugleich wird mit Blick auf das Großhandelssegment mit einer verhaltenen Erholung der Gastronomie gerechnet.

Das Umsatzwachstum im ersten Halbjahr um 17% auf rund 325 Mill. Euro profitierte davon, dass das erste Vorjahresquartal noch wenig von der Pandemie geprägt war. Der Erlössteigerung um 28% auf 158,6 Mill. Euro in den ersten drei Monaten folgte ein Umsatzplus von 8% auf 166,3 Mill. Euro im zweiten Quartal. Dabei kletterten die Umsätze in den Endkundensegmenten E-Commerce und Retail um 10 bzw. 8%, während die B2B-Sparte dank eines stärkeren Absatzes in den Lebensmitteleinzelhandel um 6% zulegte.

Das im ersten Quartal auf 15,6 (i.V. 4) Mill. Euro vervierfachte operative Ergebnis (Ebit) verbesserte sich im Frühjahrsabschnitt verglichen mit dem Vorjahr um 68% auf 15,5 (9,2) Mill. Euro, wobei auch das B2B-Segment mit 2,2 (–1,1) Mill. Euro schwarze Zahlen lieferte. Um die Wettbewerbsfähigkeit in der Sparte nach der Pandemie zu steigern, initiierte der Konzern 2020 eine Restrukturierung und Digitalisierung. Seitdem seien vor allem die Verwaltung verschlankt, die Vertriebsorganisation neu ausgerichtet und Investitionen in einen Webshop vorgenommen worden. Aufgrund der positiven Entwicklung in allen Segmenten wurde zum Halbjahr auf eine erneute Überprüfung der letztjährigen Impairmenttests verzichtet. Bedarf für außerplanmäßige Wertminderungen von Vermögenswerten sieht der Konzern nicht.

Für das Gesamtjahr 2021 stellt Hawesko eine Steigerung des Konzern-Ebits um 14 bis 30% auf 48 bis 55 Mill. Euro in Aussicht. Für 2020 war eine Steigerung um 44,6% auf 42,2 Mill. Euro verbucht worden. Der Konzern, der 2020 rund 86% des Umsatzes in Deutschland erwirtschaftete, strebt dauerhaft eine Ebit-Marge von 7% an.