Autoindustrie entwickelt gemeinsam Software
Autoindustrie arbeitet zusammen
Deutsche Hersteller und Zulieferer entwickeln gemeinsam Software – Offen für Konkurrenz
jh München
Schneller und effizienter Software zu entwickeln, ist das Ziel einer Zusammenarbeit der deutschen Automobilindustrie. Elf Unternehmen unterzeichneten dafür am Dienstag eine Vereinbarung auf dem Automobil-Elektronik-Kongress in Ludwigsburg bei Stuttgart. Beteiligt sind alle deutschen Hersteller – BMW, Mercedes-Benz und die Volkswagen-Gruppe –, die Zulieferer Bosch, Continental, Valeo und ZF sowie Softwareunternehmen.
Der Verband der Automobilindustrie (VDA) unterstützt die Initiative. VDA-Geschäftsführer Marcus Bollig fasst das Vorhaben zusammen: „Wir bauen gemeinsam ein zukunftsfähiges und leistungsstarkes Software-Ecosystem – offen, transparent und sicher.“
Basis für eigene Anwendungen
Es geht um grundlegende Softwarekomponenten, mit der sich Hersteller und Zulieferer nicht von Konkurrenten differenzieren. Dazu zählen Funktionen wie Schlüsselmanagement, Datenspeicherung und das Aktualisieren der Software. Sicherheit ist vor allem für anspruchsvolle Anwendungen wie das automatisierte und autonome Fahren ein wichtiges Kriterium. Den gemeinsam entwickelten Kern können die Unternehmen um eigene Anwendungen für ihre Kunden erweitern. Dafür hätten sie dann mehr Kapazität und Geld. Ein Ziel der Initiative ist, im nächsten Jahr eine Software für die Serienentwicklung einer Plattform für autonomes Fahren anzubieten.
Einheitliche Schnittstellen
Die Beteiligten haben sich auf eine Basis von Open Source verständigt und wollen später Unternehmen aus anderen Regionen aufnehmen, in einem ersten Schritt erste andere europäische. Die Software werde in einer transparenten und herstellerunabhängigen Umgebung der Eclipse Foundation im Rahmen des Projekts S-Core entwickelt, teilt der VDA mit. Diese Stiftung stellt die Plattform für die Entwicklung von Software verschiedener IT-Projekte zur Verfügung.
Mit einem sogenannten Code-First-Ansatz soll nicht nur die Entwicklung beschleunigt werden, sondern auch eine Standardisierung der Software erreicht werden. Dank einheitlicher Schnittstellen könnten zum Beispiel Zulieferer Kosten und Zeit sparen, wenn nicht mehr jeder Hersteller wie heute ein eigenes System hätte. „Wir fördern Softwarelösungen, die sich nahtlos über Fahrzeugplattformen, Systeme und Zulieferertechnologien hinweg integrieren“, sagt Bosch-Manager Mathias Pilin über die Initiative.
„Treiber von Innovationen“
Torsten Gollewski von ZF Friedrichshafen betont, die Entwicklung auf der Basis von Open Source sei der Schlüssel zu mehr Effizienz und Schnelligkeit. „Dies ist notwendig, um international wettbewerbsfähig zu bleiben.“ Die Initiative des VDA sei ein gutes Beispiel für die Vorteile einer Zusammenarbeit. Oliver Seifert von Porsche nennt die Vorteile aus seiner Sicht: „Wir verkürzen die Zeit bis zur Marktreife, reduzieren den Aufwand für die Anwendungsentwicklung und treiben Innovationen voran.“
Für BMW ist der Code-First-Ansatz „die Grundlage für Funktionsinnovationen in unseren zukünftigen Produkten“. Mercedes-Benz bezeichnet die Initiative als „klares Bekenntnis zu offenen Standards als Fundament für Innovation“.
Gegengewicht zu Techkonzernen
Unausgesprochen ist das Ziel, dass die Autoindustrie Software im Fahrzeug als Wertschöpfung von zunehmender Bedeutung behalten will und nicht an Technologiekonzerne wie Google verlieren möchte. Die Unternehmen bringen ihre eigene Softwareentwicklung in die Gemeinschaft ein. Sie sei offen „für Beiträge und Mitarbeit weiterer europäischer und internationaler Unternehmen“, betont der VDA. Das schließt chinesische Autohersteller und -zulieferer ein. Freilich wird die Gemeinschaft genau prüfen, wer sich an der Entwicklung beteiligen darf oder wer die Software lediglich nutzen kann.