Musik-Streaming

Spotify kündigt dritte Entlassungsrunde in diesem Jahr an

Der schwedische Musikstreaming-Riese Spotify setzt dieses Mal rund 1500 Mitarbeitende vor die Tür. Bisherige Einschnitte und der Schwenk in die schwarzen Zahlen im dritten Quartal haben das Management bislang nicht zufriedengestellt. An der Börse zeigten sich Anleger erfreut.

Spotify kündigt dritte Entlassungsrunde in diesem Jahr an

Spotify kündigt nächste Entlassungsrunde an

17 Prozent der Mitarbeitenden müssen gehen – Aktie legt kräftig zu – Weiterer Jobabbau im Tech-Sektor erwartet

dpa-afx/kro Stockholm

In der internationalen Tech-Welt setzt sich die im vergangenen Jahr eingesetzte Entlassungswelle fort. Wegen gestiegener Kosten will sich nun der Musikstreaming-Dienst Spotify erneut von einem Teil seiner Mitarbeitenden trennen. Ungefähr 17% der Angestellten müssten das Unternehmen verlassen, schrieb Gründer und CEO Daniel Ek in einem auf der Spotify-Internetseite am Montag veröffentlichten Brief. Als Begründung für seine Entscheidung nannte er das verlangsamte Wirtschaftswachstum sowie die gestiegenen Zinsen.

Diese Realitäten träfen auch Spotify. Per Ende 2022 zählte das Unternehmen mit Sitz in Stockholm fast 8.400 Angestellte. Die Firma hatte bereits im Januar angekündigt, rund 6% der Jobs zu streichen. Im Juni hieß es, dass zusätzlich in der Podcast-Sparte 200 Mitarbeitende gehen müssten.

Von dem am Montag angekündigten Abbau seien rund 1.500 Arbeitsplätze betroffen, sagte ein Sprecher. Ek schrieb, ihm sei bewusst, dass eine Kürzung in dieser Größenordnung für Viele angesichts des jüngsten positiven Ergebnisberichts überraschend hoch erscheine. Spotify hatte es im dritten Quartal nach einem Anstieg der Nutzerzahlen und einer Preiserhöhung in die schwarzen Zahlen geschafft. Der Gewinn belief sich auf 65 Mill. Euro, nach einem Verlust von 166 Mill. Euro ein Jahr zuvor. Das schwedische Unternehmen gilt zwar als die klare Nummer 1 im Musikstreaming vor Apple und Amazon, hat aber noch nie innerhalb eines kompletten Jahres einen Gewinn unter dem Strich abgeworfen. Auf einer Investorenveranstaltung im vergangenen Jahr hatte Ek dies für 2024 in Aussicht
gestellt.

Laut dem CEO sei auch ein geringerer Personalabbau in den nächsten zwei Jahren diskutiert worden. „In Anbetracht der Kluft zwischen unseren finanziellen Zielen und unseren aktuellen Betriebskosten habe ich jedoch beschlossen, dass eine umfassende Maßnahme zur Anpassung unserer Kosten die beste Option zur Erreichung unserer Ziele ist“, so der Manager. Betroffene Mitarbeitende sollen eine Abfindung erhalten, verbliebene Urlaubstage sollen ausgezahlt werden.

An der Börse wurde die Nachricht zu den Stellenstreichungen mit großem Wohlwollen aufgenommen. Der Aktienkurs legte in New York zeitweise um mehr als 11% zu. Seit Jahresbeginn hat sich das Papier um etwa 154% verteuert.

Branche im Schrumpfkurs

Durch das schwierige wirtschaftliche Umfeld ist es in den vergangenen zwei Jahren zu zahlreichen großvolumigen Entlassungsrunden im globalen Tech-Sektor gekommen. Laut dem Portal Layoffs.fyi haben allein in diesem Jahr bis Mitte Oktober mehr als 240.000 Menschen in der Branche ihren Job verloren. Das waren 50% mehr als 2022. Prominente Dickschiffe, die jüngst bedeutende Einschnitte in der Belegschaft vorgenommen haben, sind unter anderem Amazon, Google, Meta, Twitter und Microsoft.

Beobachter rechnen mit Blick auf die geldpolitischen Entwicklungen nicht damit, dass die Kündigungswelle schnell abebben wird. „Wir gehen für die nächsten Monate von weiteren Entlassungen aus“, sagte Andy Challenger, Senior Vice President der Personalberatung Challenger, Gray & Christmas dem US-Portal „Crunchbase“. Die Serie an Zinserhöhungen, die Anfang 2022 eingesetzt hat, wirke sich auf die Beschäftigung aus und sorge bei Arbeitgebern dafür, dass sie weniger Vertrauen in ihre Fähigkeiten hätten, Preise zu erhöhen. Die US-Notenbank Federal Reserve hatte die Inflation auf ihrer jüngsten Sitzung noch immer als zu hoch bewertet. Sie hielt sich die Option einer künftigen Erhöhung offen, signalisierte aber zugleich, dass man in Zukunft vorsichtiger agieren könnte.

Wertberichtigt Seite 2
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