Springer investiert mit Softbank

Goggo Network will Lizenzmodell für Roboterwagenflotten etablieren und selbst als Betreiber auftreten

Springer investiert mit Softbank

Axel Springer Digital Ventures macht mit dem japanischen Technologieinvestor Softbank gemeinsame Sache. Zusammen investieren sie bis zu 44 Mill. Euro in Goggo Network. Das 2018 gegründete Start-up will zusammen mit Partnern aus der Automobilindustrie kommerzielle Roboterwagenflotten betreiben. sp Berlin – Der Venture-Capital-Arm von Axel Springer und der japanische Mobilfunkkonzern Softbank investieren gemeinsam mehr als 40 Mill. Euro in das Start-up Goggo Network, das in Berlin, Madrid und Paris zu Hause ist. Das hat die 2018 gegründete Firma, die an den regulatorischen Rahmenbedingungen für Roboterwagenflotten arbeitet und selbst als Betreiber einer solchen Flotte auftreten will, am Montag mitgeteilt. Über die Bewertung, die für Goggo angelegt wird, haben die Parteien Stillschweigen vereinbart. Gemeinsam auch bei Uber”Kaum ein anderes Thema ist derzeit einem so tiefgreifenden Wandel unterworfen wie Mobilität”, sagt Philipp Raidt, COO von Axel Springer Digital Ventures, die für Springer in den digitalen Nachwuchs investiert. Bei Goggo Network interessiere sich das Medienhaus für die Chancen, die sich für den Medienkonsum im autonomen Fahrzeug ergeben. Für Springer ist Goggo denn auch nicht das erste Investment im Umfeld innovativer Mobilitätskonzepte. Die Risikokapitalgesellschaft des Berliner Medienkonzerns zählt unter anderem den mittlerweile börsennotierten Fahrdienstvermittler Uber zu ihren Portfoliounternehmen. Das milliardenschwere US-Unternehmen gehört auch zu den bisher größten Wetten von Softbank, die mit ihrem Vision Fund weltweit mehr als 40 Mrd. Dollar in Mobilitätsdienste und verwandte Themen gesteckt hat. Jetzt gehen Softbank – in diesem Fall nicht über ihr Vehikel Vision Fund – und Axel Springer Digital Ventures erstmals in einer Finanzierungsrunde gemeinsam voran. Die Verlagstochter hatte sich bei Goggo schon kurz nach der Gründung beteiligt und hat ihr Engagement in der Zwischenzeit aufgestockt.”Die Leute werden Autos künftig am Wochenende fahren, so wie sie heute mit Pferden ausreiten”, sagt Goggo-Gründer und CEO Martin Varsavsky, der seit fünf Jahren bei Axel Springer im Aufsichtsrat sitzt, über die Zukunft der Mobilität. In ihr werden autonom gesteuerte Fahrzeugflotten von Anbietern wie der Google-Tochter Waymo seiner Ansicht nach vor allem im Berufsverkehr eine wichtige Rolle spielen.Skeptiker, die die Marktreife von autonomen Fahrzeugen in weiter Ferne vermuten, sollten sich nach Einschätzung des gebürtigen Argentiniers, der mehr als ein halbes Dutzend Firmen in den Sektoren Telekom, Energie und Gesundheit gegründet hat, nicht zu sicher sein. “Der Pendlerverkehr ist nicht so kompliziert wie das Fahren in Kathmandu”, sagt Varsavsky über berechenbare Verkehrsbewegungen, die für autonome Fahrzeuge vergleichsweise leichter zu beherrschen sind als der chaotische Individualverkehr in einer Metropole wie der nepalesischen Hauptstadt.Die Idee von Goggo besteht im Kern aus einem Lizenzmodell für kommerzielle Roboterwagenflotten, mit denen Firmen wie Waymo oder der Fahrdienstvermittler Uber künftig die Fahrer als größten Kostenfaktor der von ihnen angebotenen Mobilitätsdienste einsparen wollen. Kann Goggo Network den Regierungen in Berlin, Paris und Rom, mit denen sich die Firma bereits in Gesprächen befindet, dieses Modell samt zugehöriger Regulierung schmackhaft machen, will sich das Start-up mit Partnern um eine Lizenz bewerben und als Betreiber von Roboterwagenflotten auftreten.Auf die Frage, wofür etwa ein Automobilhersteller beim Betrieb einer solchen Flotte gegebenenfalls einen Partner wie Goggo benötigt, hat Varsavsky schnell eine Antwort. “Wir sind Betreiber”, sagt er mit Blick auf Erfahrungen etwa im Betrieb von Mobilfunk- und Energienetzen. Das sei der Grund, warum sich Firmen aus der Automobilindustrie überhaupt mit Goggo unterhalten. “Bosch, Continental, BMW, Daimler und VW sind alle möglichen wundervollen Dinge, aber sie sind keine Betreiber.” Doch genau das werde in der Zukunft gefragt sein. Deutschland dominiere heute eine Industrie, die darauf baut, dass die Leute mit dem eigenen Auto selbst zur Arbeit fahren. Jetzt entstehe eine neue Industrie, die auf den Einsatz von elektrisch und autonom gesteuerten Roboterwagenflotten setzt.Zu den Reaktionen aus der deutschen Automobilbranche auf die Pläne von Goggo bleibt Varsavsky wegen laufender Gespräche kurz angebunden. Nur so viel: “Ich habe noch niemanden getroffen, der ein Lizenzmodell für kommerzielle Roboterwagenflotten für eine schlechte Idee hält.” Für die Zukunft kann man sich bei Goggo deshalb auch Investoren aus der Automobilindustrie vorstellen.