Sprint versucht sich als Königsmacher

Mutterkonzern Softbank in exklusiven Gesprächen mit Kabelriesen - T-Mobile rückt ins Glied

Sprint versucht sich als Königsmacher

hei/cru Frankfurt/Düsseldorf – Der angeschlagene US-Mobilfunkanbieter Sprint versucht sich in der Rolle, die Telekom-Lenker Timotheus Höttges schon vor Jahren T-Mobile US zugedacht hat. Medienberichten zufolge hat Chairman Masayoshi Son, Gründer und CEO der japanischen Mutter Softbank, exklusive Gespräche über eine mögliche “Kooperation” mit den beiden US-Kabelriesen Comcast und Charter Communications gestartet. Sie liefen bis Ende Juli, und bis dahin seien die Verhandlungen über einen Zusammenschluss mit T-Mobile US ausgesetzt.Charter und Comcast hatten vor kurzem beschlossen, künftig bei ihren Mobilfunkaktivitäten zu kooperieren, um diesem Geschäft schneller die kritische Größe zu geben und Synergien zu schöpfen. Sie haben zudem vereinbart, für ein Jahr keinen M & A-Deal einzugehen, ohne sich gegenseitig zu konsultieren. Dem Vernehmen nach loten die Beteiligten verschiedene Wege der Zusammenarbeit aus. So sei einerseits daran gedacht, dass Charter und Comcast Anteile an Sprint übernehmen, damit der Netzbetreiber die notwendigen Mittel für einen Ausbau seines Netzes erhält. Im Gegenzug sollten die Kabelgesellschaften, die bisher eine Vereinbarung mit Verizon Wireless zur Nutzung von deren Mobilfunknetz haben, vorteilhaftere Konditionen bei Sprint erhalten.Ein Investment von Charter und Comcast und eine entsprechende Reseller-Vereinbarung müssten einem späteren Merger mit T-Mobile nicht im Wege stehen, heißt es aus informierten Kreisen. Allerdings hofft Softbank offenbar, den Wert der eigenen Assets vor einem potenziellen Zusammenschluss aufzupolieren. Bei einem früheren Anlauf, den die US-Behörden 2014 untersagt hatten, war Sprint das wertvollere Unternehmen gewesen. Inzwischen haben die Gesellschaften sowohl in Kundenzahl als auch in Börsenwert die Plätze getauscht. Entsprechend hatte Telekom-Chef Höttges für die eigene Tochtergesellschaft bei einem Merger den Lead reklamiert. Außerdem hatte er bereits vor einiger Zeit angemerkt, bei eventuellen Gesprächen seien neben regulatorischen Problemen auch “Bewertungsfragen” nicht einfach zu lösen.Das US-Geschäft spielt für die Telekom eine immer größere Rolle, so dass ein Ausstieg dort nicht länger Ziel ist. “Amerika ist größer als unser europäisches Geschäft”, sagte Höttges vor der Wirtschaftspublizistischen Vereinigung in Düsseldorf. Die Telekom hält zwei Drittel der Anteile an T-Mobile US, die mittlerweile zu Amerikas drittgrößtem Mobilfunker aufgestiegen ist. Grund für das Wachstum sei unter anderem die geringere Regulierung in den USA, wo nicht gleich jede Kooperation zwischen Unternehmen unter Kartellverdacht gestellt werde. KonsolidierungsbedarfWährend es in Amerika einen einzigen Markt mit 330 Millionen Kunden gebe, sei Europa mit seinen 500 Millionen Einwohnern in zahlreiche Märkte zersplittert. T-Mobile habe in den USA in den vergangenen dreieinhalb Jahren die Zahl der Kunden um 14 Millionen auf 72 Millionen erhöht. In Europa sei es weitaus schwieriger, “Investitionen zurückzuverdienen”. Die Telekom habe 150 Mrd. Euro Kapitalbindung auf der Bilanz, davon rund 50 Mrd. Euro Schulden. Investiert werden in diesem Jahr 12 Mrd. Euro – gut 1 Mrd. Euro mehr als im Vorjahr. Aber es sei extrem schwierig, die Investitionen zu amortisieren. Dafür brauche es eine bessere Auslastung der Netze. Die Telekombranche gleiche hier der Luftfahrt, wo es auf die Auslastung der Flugzeuge ankomme. “Der europäische Markt bedarf einer Konsolidierung”, forderte Höttges.