Standards für Klima-Reporting gewinnen Konturen
Weltweite Standards für Reporting von Klimarisiken
ISSB legt finale Version vor – Anforderungen berücksichtigen Proportionalität
fed Frankfurt
Der globale Nachhaltigkeits-Standardsetzer ISSB (International Sustainability Standards Board) hat am Montag den ersten großen Schritt hin zu einer gemeinsamen Sprache für die Berichterstattung über klima- und nachhaltigkeitsbezogene Risiken und Chancen von Unternehmen gemacht. Der ISSB, der seinen Hauptsitz in Frankfurt hat, veröffentlichte seine ersten beiden Standards: IFRS S1 und IFRS S2. Sie sind die ersten Elemente einer globalen Grundlinie („baseline“), deren Ziel es ist, dass Unternehmen den Investoren die relevanten und weltweit vergleichbaren Informationen über ihre Nachhaltigkeitsrisiken zur Verfügung stellen.
Der vielerorts geäußerten Sorge von Unternehmen, dass künftig erheblicher Zusatzaufwand entstehen könnte, zumal ja bereits europäische Standards (ESRS) existierten, entgegnet die ISSB-Vize-Vorsitzende Sue Lloyd im Interview der Börsen-Zeitung: „Nein, wir arbeiten hart daran, eine doppelte Berichterstattung zu vermeiden.“ Der ISSB habe sich in Verhandlungen mit der EU darum bemüht, sicherzustellen, dass es so viele gemeinsame Informationen wie möglich gibt. "Ein Unternehmen, das sowohl die ISSB- als auch die europäischen Standards anwenden möchte, kann in vielen Fällen die gleichen Angaben machen, um beide Anforderungen zu erfüllen." Der Vorsitzende der IFRS Foundation Trustees, Erkki Liikanen, erklärte in einer Mitteilung, das Konzept der „globalen Baseline“ werde Unternehmen und Investoren helfen, Redundanzen in der Berichterstattung zu reduzieren.
Die ISSB-Standards, die von Unternehmen freiwillig erstmals für das Berichtsjahr 2024 angewendet werden können, beziehen sich nach den Worten von ISSB-Vize Lloyd „auf die gesamte Wertschöpfungskette“. „Wenn ich mir die Nachhaltigkeitsrisiken eines Unternehmens ansehen will, kann ich nicht nur darauf schauen, was das Unternehmen direkt tut.“ Es gehe gleichwohl darum, sich auf die Teile der Wertschöpfungskette zu konzentrieren, die von wesentlicher Bedeutung seien.
Gegenüber dem ursprünglichen Entwurf der beiden Standards, die im März 2022 in eine umfassende Konsultation gegeben worden sind, enthält die finale Version einige Anpassungen, etwa mit Blick auf die Verhältnismäßigkeit bei der Anwendung. So erlaubten die Standards kleineren Unternehmen, „die Anforderungen auf etwas andere Weise zu erfüllen als gut ausgestattete Unternehmen“, erläutert Lloyd. Zudem würde eine sorgfältige Einführung ermöglicht. "Schließlich haben wir einige Erleichterungen für Unternehmen eingeführt, was die Offenlegung wirtschaftlich sensibler Informationen angeht.
Wir arbeiten hart daran, eine doppelte Berichterstattung zu vermeiden.
Sue Lloyd