Staramba hat zwar Token, aber kein Testat

Von Walther Becker, Frankfurt Börsen-Zeitung, 29.5.2018 Am Freitag erst startete die im geregelten Markt notierte Staramba SE den "Initial Token Sale der hauseigenen Kryptowährung". Am Montag ist erst mal Schluss mit lustig: Mehr als 30 % des...

Staramba hat zwar Token, aber kein Testat

Von Walther Becker, FrankfurtAm Freitag erst startete die im geregelten Markt notierte Staramba SE den “Initial Token Sale der hauseigenen Kryptowährung”. Am Montag ist erst mal Schluss mit lustig: Mehr als 30 % des Börsenwertes der in der virtuellen Realität tätigen Gesellschaft verflüchtigen sich in der ganz realen Börsenwelt. Denn die Wirtschaftsprüfer von BDO verweigern dem Unternehmen das Testat. Das dürfte unter anderen Fredi Bobic wurmen. Denn der Vorstand Sport von Eintracht Frankfurt zählt neben 3D Safe Corp. aus New York, 11 Champions AG – einem Vermögensverwalter von Sportgrößen -, Hevella Capital und Iafa Global Opportunities Fund zu den Equity-Investoren der Firma, die im Mai 2015 mit 9,10 Euro ihre Erstnotierung im Freiverkehr Berlin hatte. Zwischen Februar und vorigem Freitag war die Akte um 85 % bis 64,80 Euro geklettert. Zum Wochenbeginn brach der Kurs bis auf 37,50 Euro ein, nachdem bekannt wurde, dass BDO dem Entwickler von “3D-Avataren” das Testat verweigert. Der Börsenwert schrumpft damit unter 100 Mill. Euro. “Wir waren personell schlecht aufgestellt im Rechnungswesen”, räumt CEO Christian Daudert im Gespräch mit der Börsen-Zeitung ein. Staramba sei sich bewusst, dass es viel Zeit benötige, wieder Vertrauen aufzubauen. Inzwischen sei eine Finanzchefin gefunden worden, die 20 Jahre Erfahrung mitbringe und für Start-ups in Berlin tätig gewesen sei. “Das Verrückte ist, dass es Staramba noch nie so gut ging wie jetzt”, sagt Daudert und verweist auf operative Margen von über 50 %. Großaktionär ElgetiHinter dem mit 29 % größten Einzelaktionär Hevella steckt niemand anders als Rolf Elgeti, bekannt als früherer Chef der Immobiliengesellschaft TAG, der auch die börsennotierten Deutsche Konsum Reit und Deutsche Industrie Reit betreibt und Gründer von Obotritia Capital ist, die 39 Start-ups im Portfolio hat. Und: Elgeti ist auch in Hansa Rostock investiert. Saramba firmierte bis Juli 2016 als Social Commerce Group und war aus Adiantum Beteiligungen hervorgegangen. Mit Elgeti und Daudert (er hält 9 %) wurden damals zwei Großaktionäre in den Verwaltungsrat gewählt. Daudert ist Vermögensmanager und Gründer der Staramba GmbH. Staramba nennt sich “Virtual-Reality-(VR)-Vorreiter mit einzigartiger Hard- und Software-Expertise”. Leuchtturmprojekt sei die Entwicklung des weltweit ersten sozialen VR-Netzwerks mit lebensechten Avataren: eine “neue virtuelle Welt, in der Fans mit internationalen Stars aus Sport, Musik und Entertainment hautnah interagieren” können.Hierfür wurde gerade der Verkauf der virtuellen Münzen gestartet. Diese Token sollen als Zahlungsmittel in dem virtuellen “sozialen” Netzwerk dienen. Die Erlöse in echtem Geld sollen die Entwicklung der Technologie finanzieren.Das Versagen des Bestätigungsvermerks habe keine Auswirkungen auf die Finanzplanung, beteuert Staramba. Selbst ohne die erhofften 5,5 Mill. Euro aus dem Coin Offering sei die Finanzierung gesichert. Zudem hätten 75 % der Anteilseigner der Gesellschaft ihr Vertrauen zum Ausdruck gebracht. Zu diesen gehören neben Bobic Hasan Salihamidzic, Sportdirektor von Bayern München, sowie der frühere Nationalspieler Marko Rehmer und viele andere.Kunden sind nach den Angaben etwa der DFB, Bayern München, Real Madrid oder der FC Barcelona. Als weiteren Vertrauensbeweis wertet Staramba, dass die Registrierungen für den ICO mit 12 000 Anmeldungen deutlich über den Erwartungen lägen. KPMG statt BDODer Verwaltungsrat habe nun unverzüglich Gespräche mit einer renommierten Wirtschaftsprüfungsgesellschaft aufgenommen. Dabei handelt es sich um KPMG. BDO hatte erst im Sommer das Mandat erhalten. Die vermeintlichen Verhinderungsgründe sollen nun in einem unabhängigen Gutachten geprüft werden. Das klingt nicht nach einem schnellen Ende der Geschichte. Zudem wolle der Verwaltungsrat der Hauptversammlung vorschlagen, den Verwaltungsrat teilweise neu zu besetzen, um “die Fachkompetenz dieses bedeutenden Organs des Unternehmens weiter zu erhöhen”. Daran fehlt es bislang. Unter der neuen Leitung werde zudem ein Prüfungsausschuss gebildet, der in Zukunft die Wirtschaftsprüfungen fachlich vorbereitet und begleitet.—-Der Wirtschaftsprüfer versagt Staramba, die sich in der virtuellen Realität tummelt, das Testat. Die Aktie bricht über 30% ein.—-