Jahresbilanz

Starke Nachfrage nach Streaming

Der deutsche Markt für Pay-TV und Video-on-Demand wächst weiter. Die Branche wehrt sich jedoch gegen den Eindruck, das sei vor allem der Pandemie zu verdanken.

Starke Nachfrage nach Streaming

jh München

Der deutsche Markt für Bezahlfernsehen und bezahlte Videos wächst weiter. Vaunet, der Spitzenverband der audiovisuellen Medien in Deutschland, erwartet für dieses Jahr Umsätze von 4,5 Mrd. Euro. Das sei eine vorsichtige Prognose, betonte Vaunet-Geschäftsführer Frank Giersberg in einem Pressegespräch. Im ersten Halbjahr sei die Dynamik weiter sehr hoch gewesen.

Im vergangenen Jahr legte der Umsatz von 3,8 Mrd. auf 4,2 Mrd. Euro zu. Innerhalb von acht Jahren hat er sich damit verdoppelt. Stärkste Wachstumskraft waren 2020 die bezahlten Videos. Die Branche wehrt sich allerdings gegen den Eindruck, die Pandemie habe das Wachstum ausgelöst. „Den Begriff Krisengewinner mag ich nicht“, sagte Tim Werner, der Vorstandsvorsitzende von Mainstream Media.

„Das Produkt ist gut“, fügte Hannes Heyelmann von Warner Media hinzu. Es sei nicht so, dass Zuschauer erst in der Pandemie auf die Angebote gestoßen wären, weil es nichts Besseres gegeben hätte. Manche Haushalte hätten aber jetzt Abofernsehen und Streamingdienste ausprobiert. Dass der Markt nach einem Abflauen der Pandemie schrumpft, ist nach Heyelmanns Ansicht nicht zu erwarten. „Die Wachstumsgeschichte geht weiter“, kündigte Vaunet-Geschäftsführer Giersberg an.

Größere Zahlungsbereitschaft

Corona sei ein Beschleuniger gewesen und habe vor allem Informationsprogrammen einen Schub gegeben, sagte Henning Nieslony, Co-Geschäftsleiter von TV Now, des Streamingdienstes von RTL. „Eine Abkühlung sehen wir nicht.“

Ähnliches ist auch von Sky Deutschland zu hören: „Wir blicken sehr optimistisch auf den Markt“, berichtete Elke Walthelm, die für die Programmstrategie des Unternehmens verantwortlich ist. „Die Nachfrage steigt – und die Zahlungsbereitschaft für hochwertige Inhalte.“

Nieslony rechnet damit, dass der Wettbewerb im Streamingmarkt in den nächsten zwei, drei Jahren intensiver werde, weil der Markt hochattraktiv sei. Ein deutscher Haushalt habe im Durchschnitt mittlerweile zwei Pay-TV- oder Videoangebote abonniert, berichtete Nicole Agudo Berbel, Geschäftsführerin von Seven One Entertainment der ProSiebenSat.1-Gruppe. Sie wies darauf hin, dass die durchschnittliche Nutzungsdauer von Fernsehen auf vier Stunden am Tag gestiegen sei. Trotz der Verschiebung zum digitalen Angebot, vor allem in der jüngeren Zielgruppe, sei das lineare Fernsehen noch relevanter und vielfältiger geworden. Zudem gebe es dort nach wie vor Erstausstrahlungen: „Das lineare TV verliert nicht an Premierencharakter“, sagte Agudo Berbel.

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