Konsumgüterkonzern

Starkes Klebstoffgeschäft zieht Henkel nach oben

Als Weltmarktführer kann Henkel bei Klebstoffen Preissteigerungen gut weitergeben. Das Markenartikelgeschäft tut sich schwerer. Der Vorstand blickt dennoch optimistischer aufs Jahresende als bisher.

Starkes Klebstoffgeschäft zieht Henkel nach oben

ak Köln

Ein starkes Klebstoffgeschäft treibt Henkel vorwärts: Der Weltmarktführer hat damit im dritten Quartal schwächere Mengenentwicklungen im Markenartikelgeschäft kompensieren können. Die größte Konzernsparte Adhesive Technologies (Loctite, Pritt, Pattex) wies zwischen Juli und September ein organisches Wachstum von 17% vor, das zwar maßgeblich preisgetrieben war, aber auch eine kleine Volumensteigerung enthielt. Henkel schaffte es damit, erstmals in der Konzerngeschichte einen Quartalsumsatz von 6 Mrd. Euro zu erwirtschaften, ein organisches Plus von 11,3%. Regional stachen dabei vor allem die starken Zuwächse in Schwellenländern hervor: So betrug das organische Wachstum in Osteuropa und Lateinamerika jeweils mehr als 20%.

Der Henkel-Vorstand nahm die Geschäftsentwicklung zum Anlass, wieder etwas positiver auf den Jahresabschluss zu blicken. Bereits zum vierten Mal in diesem Turnus hob das Management die Umsatzprognose an. Organisch soll Henkel jetzt zwischen 7 und 8% zulegen, bisher lag die Spanne bei 5,5 bis 7,5 %. Auch in Sachen Profitabilität zeigt sich die Führung einen Tick optimistischer: Die bereinigte Ebit-Marge soll in jedem Fall zweistellig (10 bis 11%) ausfallen. Bislang lag das untere Ende der Bandbreite bei 9%. Das bereinigte Ergebnis je Vorzugsaktie geht der Prognose zufolge um maximal 25% (bisher: 35%) zurück.

Analysten zeigten sich am Dienstag positiv überrascht von der starken Geschäftsentwicklung, einige kritisierten allerdings die deutlich rückläufigen Mengen bei den Markenartikeln. Das Gros der Beobachter ließ Einstufungen und Kursziele unverändert.

In einem global äußerst unruhigem Umfeld ist Henkel im Verlauf des Jahres einen Zickzack-Kurs in Sachen Prognose gefahren. Ende April hatte Konzernchef Carsten Knobel die Ergebnisziele deutlich nach unten korrigiert, den Umsatzausblick angesichts der steigenden Inflationsrate jedoch erhöht. Über den Sommer gelang die Weitergabe der höheren Kosten an die Kunden immer besser, und der Vorstand hob sukzessive das Erlösziel an.

Bei den Markenartikeln jedoch läuft nicht alles rund: „Es gibt eine Konsumzurückhaltung, die sich angesichts der Energiepreise und der drohenden Rezession verstärkt“, sagte Knobel. Im Bereich Wasch- und Reinigungsmittel verzeichnete Henkel nach seinen Worten Volumenrückgänge um 7%. Nach dem noch stark von der Pandemie geprägten Jahr 2021 waren Reinigungsmittel weniger gefragt, dafür wuchsen die Waschmittelmarken Persil, All und Perwoll organisch zweistellig.

Im Kosmetikbereich verkaufte Henkel sogar 10% weniger Menge. Für die Hälfte dieses Rückgangs war allerdings die vor Jahresfrist angekündigte Trennung oder Einstellung wenig rentabler Geschäfte verantwortlich. Knobel betonte auch, dass Henkel weltweit ihre Marktanteile in den Konsumentengeschäften habe stabil halten können.

Die Henkel-Spitze rechnet weiterhin mit einer Vereinbarung für den Verkauf der russischen Standorte noch in diesem Jahr. Nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine hatte der Konzern im April die Trennung von den Aktivitäten beschlossen. Bis zu einem Closing könnte es jedoch noch dauern. Finanzchef Marco Swoboda wollte sich mit Blick auf die erforderlichen Genehmigungen durch russische Behörden nicht auf einen Zeitrahmen festlegen.

Henkel
Konzernzahlen nach IFRS
                     in Mill. Euro9 Monate 2022Organisches Wachstum (%)3. Quartal 2022Organisches Wachstum (%)
Konzernumsatz16889 9,7597611,3
 Adhesive Technologies 846213,7299516,8
 Beauty Care 2855 0,61013 0,9
 Laundry & Home Care 5396 7,41902 7,3
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