Kein Vergleich zu 2023

Start-up-Investoren tun sich noch schwerer

Wagniskapitalgeber weltweit haben es noch immer schwer, Geld einzuwerben. Laut dem Datenanbieter Pitchbook kam im ersten Quartal 2024 nur ein kleiner Bruchteil der Summe des vergangenen Jahres zusammen.

Start-up-Investoren tun sich noch schwerer

Start-up-Investoren tun sich noch schwerer

Mittelbeschaffung fällt im ersten Quartal weltweit mau aus – Tiger Global sammelt für neuen Fonds weniger als erhofft ein

Mit den weiterhin überschaubaren Exit-Aktivitäten und hohen Zinsen haben Wagniskapitalgeber weltweit noch immer ihre liebe Not, Geld bei institutionellen Investoren einzuwerben. So kam im ersten Quartal laut dem Datenanbieter Pitchbook nur ein kleiner Bruchteil von dem zusammen, was die Investoren 2023 reinholten.

kro Frankfurt

Die Finanzierung mithilfe von Wagniskapital könnte sich für Start-ups in diesem Jahr womöglich noch schwieriger erweisen als ohnehin schon im vergangenen Jahr. Denn die Fundraising-Aktivitäten der Geldgeber sind im ersten Quartal nicht gerade vielversprechend ausgefallen, wie Zahlen von Pitchbook zeigen. Demnach haben Venture-Capital-Gesellschaften in den ersten drei Monaten weltweit gerade mal 30,4 Mrd. Dollar eingeworben - das waren nur rund 16% von dem, was im Gesamtjahr 2023 zusammengekommen war.

„Venture-Capital-Investoren hatten in den vergangenen zwei Jahren Schwierigkeiten damit, ihren institutionellen Anlegern Kapital zurückzuzahlen, was dazu geführt hat, dass nur wenige dieser Anleger in dem Markt mit dem aktuellen Umfeld neue Zusagen treffen“, schreiben die Pitchbook-Autoren.

Diese Schwierigkeiten ergeben sich unter anderem aus den nach wie vor gedämpften Exit-Aktivitäten. So hatten im ersten Quartal nur wenige wagniskapitalfinanzierte Start-ups den als „Königsweg“ erachteten Schritt aufs Börsenparkett gewagt - darunter die Social-Media-Plattform Reddit, der im März ein erfolgreiches Debüt an der Nyse gelungen war. Wo der Ausgabepreis der Aktie bei 34 Dollar lag, waren es zuletzt knapp 48 Dollar. Fast zur gleichen Zeit wie Reddit läutete zudem die kalifornische Chipfirma Astera Labs die Börsenglocke, die dank des KI-Booms am ersten Handelstag deutlich zulegen und den Kurs bis zuletzt im Vergleich zum Ausgabepreis mit 73 Dollar verdoppeln konnte. Anfang April stellte zudem die US-Cybersicherheitsfirma Rubrik einen Antrag auf Börsengang.

Disziplin gefordert

Doch die paar Einzelfälle scheinen keine allzu großen Hoffnungen auf ein flächendeckendes Comeback für wagniskapitalgestützte IPOs geweckt zu haben. Das trifft auch die Dickschiffe unter den Venture-Capital-Gesellschaften wie die New Yorker Investmentfirma Tiger Global, die im Boom-Jahr 2021 noch besonders aktiv bei den weltweiten Start-up-Investitionen mitgemischt hatte.

Die Gesellschaft, die unter anderem an der Tiktok-Muttergesellschaft Bytedance, am Fintech Stripe sowie am Fast-Fashion-Unternehmen Shein mit Sitz in Singapur beteiligt ist, hat in der vergangenen Woche ihren neuesten Fonds im Volumen von 2,2 Mrd. Dollar geschlossen, wie die „Financial Times“ unter Berufung auf Insider berichtete. Als die Firma den Fonds 2022 ins Leben gerufen hatte, lautete das Ziel noch auf 6 Mrd. Dollar. Bis Mitte 2023 sollen sich die Zusagen auf rund 2 Mrd. Dollar belaufen haben, hieß es weiter. In den restlichen neun Monaten dürften damit also gerade mal noch 200 Mill. Dollar zusammengekommen sein.

In einem Investorenbrief soll sich Tiger Global jüngst optimistisch gegeben haben. Die größten Investments - wie Stripe oder Bytedance - würden „gut performen und sollten die Möglichkeit haben, an die Börse zu gehen, sobald die Märkte wieder aufnahmefähig sind“, wird die Firma in dem Bericht zitiert. Man wolle aber auch selbst bei den Investitionen „diszipliniert“ bleiben.

Dass Start-up-Investoren weltweit im ersten Quartal einigermaßen diszipliniert vorgegangen sind, zeigen die jüngsten Zahlen von Pitchbook ebenfalls. So wurden bis Ende März 75,9 Mrd. Dollar an Wagniskapital in innovative Jungfirmen gesteckt. Das waren knapp 22% vom Volumen des gesamten Vorjahres.