Inflation

Steigende Energiepreise belasten Logistik massiv

Die seit dem Ukraine-Krieg stark verteuerte Energie belastet deutsche Unternehmen im Bereich Logistik und Verkehr. „Die hohen Energiepreise zwingen die Logistikbranche in die Knie“, sagte Carsten Taucke, Präsidiumsmitglied des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), am Mittwoch.

Steigende Energiepreise belasten Logistik massiv

Reuters Berlin

− Die seit dem Ukraine-Krieg stark verteuerte Energie belastet deutsche Unternehmen im Bereich Logistik und Verkehr. „Die hohen Energiepreise zwingen die Logistikbranche in die Knie“, sagte Carsten Taucke, Präsidiumsmitglied des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), am Mittwoch. Vor allem kleine und mittelständische Firmen könnten höhere Diesel- und Gaspreise nicht mehr stemmen. Zu einem womöglich kompletten Handelsembargo mit dem Energielieferanten Russland gab sich Taucke sehr skeptisch, weil dies Energie nochmals massiv verteuern würde. „Das trifft uns extrem hart.“ Ein Stopp von Gas- und Ölimporten sei kaum zu verkraften. Mit einem Embargo bei Kohle könne man wegen vorhandener Alternativen besser umgehen. „Dennoch würden Preise definitiv steigen.“

Derzeit könnten die Unternehmen die erhöhten Kosten wegen der rasanten Geschwindigkeit gar nicht so schnell an die Kunden umwälzen. Aber für die Endverbraucher müsse letztlich klar sein: „Es wird auf jeden Fall sehr, sehr teuer.“

Existenzangst bei Spediteuren

Spediteure litten derzeit darunter, dass sich etwa der Dieselpreis zum November 2020 verdoppelt habe. „Hier sehen wir Unternehmer existenziell bedroht, die ihre Fahrzeuge nicht mehr bewegen können.“ Die beschlossene Senkung der Mineralölsteuer sei richtig, aber auf drei Monate befristet und reiche nicht aus. „Um die Versorgung der Bevölkerung nicht zu gefährden, muss eine Insolvenzwelle in der Transportbranche abgewendet werden“, forderte Taucke.

Die Unternehmen trügen zwar die Sanktionen des Westens gegen Russland mit, spürten aber zusätzliche Belastungen. Neben kräftig steigenden Kosten bei Energie und beim Einkauf nehmen demnach Logistik-, Finanzierungs- und Versicherungsprobleme zu. „Es kommt zu ganz konkreten Lieferausfällen, etwa bei Holz, Stahl und Aluminium“, sagte Taucke. Die Sanktionen beeinflussten die Lieferketten in einer für den Transport zwischen Asien und Europa wichtigen Region. Das treibe die Kosten stark hoch. Denn etwa die Sperrung des russischen Luftraums mache Umwege nötig: Flugzeuge müssen mehr Treibstoff mitführen, was die Frachtkapazitäten reduziert. „In Folge des Krieges in der Ukraine gehe ich von einer weiteren Steigerung der Frachtraten aus“, so der Chef des BGA-Verkehrsausschusses.

Zudem mache der Logistik Personalmangel zu schaffen. „Viele Fahrer stammen aus der Ukraine und Russland.“ Die Ausfälle könne man nicht ersetzen. „In Deutschland fehlen aktuell rund 60000 bis 80000 Berufskraftfahrer.“

Sorge wegen Lockdown

Nach über einem Monat Krieg zeigen sich den Kieler IfW-Forschern zufolge immer mehr negative Folgen für den globalen Handel. Der Konflikt treffe fast alle Volkswirtschaften und den gesamten Welthandel im März deutlich, teilte das Institut für Weltwirtschaft (IfW) mit. Für China stehen die Signale beim Handel demnach auf Stagnation. Besorgniserregend sei der deutliche Anstieg der weltweiten Containerschiffstaus, der auch auf Lockdowns in China − wie in der Metropolregion Shanghai − zurückzuführen sei. BGA-Fachmann Taucke sagte, er hoffe, dass das Problem der verstärkten Coronainfektionen in Schanghai kurzfristig gelöst werde. „Sonst sehe ich dramatische Auswirkungen für unsere Lieferketten allgemein.“

China bekommt die Folgen seiner strikten Null-Covid-Politik immer stärker zu spüren. Die Geschäfte der Dienstleister liefen im März so schlecht wie seit Beginn der Pandemie vor gut zwei Jahre nicht mehr, wie eine Firmenumfrage zeigt.

Auch der Ukraine-Krieg wirbelt die Lieferketten durcheinander − auf der Straße, in der Luft und auf dem Seeweg. Dabei hat sich die globale Logistik noch nicht von der Coronakrise erholt. Große Linienreedereien verdienen indes prächtig daran, dass Frachtpreise wegen knapper Kapazitäten steigen.

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