Steilvorlage für Funkturmriesen

Cellnex-Einkaufstour heizt die Fantasie im Sektor an - Im Konsolidierungsrennen die Nase vorn

Steilvorlage für Funkturmriesen

Von Heidi Rohde, FrankfurtDer spanische Funkturmbetreiber Cellnex hat seinen Mega-Deal mit Hutchison Whampoa unter Dach und Fach gebracht. Für 10 Mrd. Dollar übernimmt Cellnex die Tower-Aktivitäten der Hutchison Mobilfunktochter 3 in Europa und vergrößert damit ihr Portfolio um rund 40 % auf 100 000 Funkmasten. Zugleich vergrößert Europas größte börsennotierte Tower Company ihren regionalen Footprint, indem neue Märkte wie Österreich, Dänemark und Schweden betreten werden und die Aktivitäten in Großbritannien, Irland und Italien arrondiert.Cellnex wird zur Finanzierung neben 8,6 Mrd. Euro in Cash auch neue Aktien im Volumen von 1,4 Mrd. Euro ausgeben. Hutchison wird daraufhin 5 % an Cellnex halten. Deren Titel haben seit Jahresbeginn fast die Hälfte an Wert gewonnen; dabei hat der Kurs eine Kapitalerhöhung über 4 Mrd. Euro verdaut. Inzwischen steht die Marktkapitalisierung bei 21 Mrd. Euro. Der Konzern hat bereits eine rasante Akquisitionstour hinter sich und dabei in Frankreich und Italien Funktürme von Iliad erworben. In der Schweiz hat der kleinste dortige Mobilfunknetzbetreiber seine Türme an Cellnex abgetreten. Gleiches gilt für Arqiva in Großbritannien, Cignal in Irland, Orange in Spanien, Omtel in Portugal und Play in Polen.Damit hat Cellnex bei der Konsolidierung der Branche, in der Skaleneffekte eine wichtige Rolle spielen, die Nase vorn – zumal bei den Tower-Gesellschaften sehr langfristige Verträge üblich sind, die dazu beitragen, Marktanteile zu zementieren. So teilte Cellnex mit, dass bei den neu hinzukommenden Aktivitäten Service-Verträge über 15 Jahren abgeschlossen wurden, mit der Option auf eine Verlängerung von nochmals 15 Jahren. Das Unternehmen rechnet damit, dass die Zukäufe ein operatives Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) von 970 Mill. Euro jährlich zur Gruppe beisteuern werden und einen Recurring Free Cash-flow von 620 Mill. Euro. Der Konzernumsatz soll auf insgesamt 3,8 Mrd. von zuvor 1,2 Mrd. Euro ansteigen. Cellnex hatte ihre operative Marge vor Abschreibungen zuletzt schon mit 73 % angegeben. Die Skalierung dürfte die Profitabilität weiter stützen. Bewertungen steigen Im Vergleich zu dem spanischen Konzern rücken Vantage Towers, die Funkturmgesellschaft von Vodafone, sowie die Tower Company der Deutschen Telekom und auch die bereits börsennotierte italienische Inwit sowie die Telefónica-Tochter Telxius auf hintere Ränge. Allerdings heizt der Feldzug von Cellnex die Fantasie in dem Sektor an und lässt die Bewertungen weiter steigen. Die spanische Gruppe ist derzeit mit dem 24-fachen Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) bewertet. Das dürfte zunächst Vantage zugutekommen, die sich für ein IPO an der Frankfurter Börse im nächsten Jahr rüstet. Das Unternehmen will am kommenden Dienstag möglichen Investoren einen detaillierten Einblick die Geschäftsentwicklung und strategische Pläne geben.Damit könnte Vodafone, für die ein Börsengang nach den Worten von CEO Nick Read die “bevorzugte Option” ist, gleichwohl noch private Investoren anlocken. Denn auch Private Equity ist an den Cash-flow-starken Aktivitäten, für die trotz allem noch reichlich M&A-Spielraum besteht, brennend interessiert.Das weiß auch die Deutsche Telekom, die sich zu ihren Absichten mit den Funktürmen bisher bedeckt hält. Die Aktivitäten erzielten in den ersten neun Monaten einen Umsatz von 743 Mill. und ein Ebitda von 589 Mill. Euro.