Steinhoff-Chef unter Verdacht

Staatsanwaltschaft ermittelt gegen CEO des Handelskonzerns - Vor dem Börsengang des Afrikageschäfts

Steinhoff-Chef unter Verdacht

Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Manager des Handelskonzerns Steinhoff, darunter offenbar auch CEO Markus Jooste, wegen des Verdachts der Bilanzfälschung. Steinhoff weist die Vorwürfe zurück. Der Kurs ist gestern am Ende 10 % eingebrochen.wb Frankfurt – Als das Handelskonglomerat Steinhoff aus Südafrika im Dezember 2015 in Frankfurt an die Börse ging, überschattete eine Steuer-Razzia das Debüt. Nun steht die Gruppe vor dem separaten IPO des Afrikageschäftes in Johannesburg und Konzernchef Markus Jooste sowie weitere Führungskräfte sind wegen des Verdachts der Bilanzfälschung ins Visier der Justiz geraten. Ein Bericht des “Manager-Magazins”, die Staatsanwaltschaft Oldenburg ermittle, bestätigen die Ermittler. Der Kurs des MDax-Unternehmens, das ausgesprochen M&A-aktiv ist, knickte um 14 % ein und ging mit minus 7 % aus dem Handel. Gehandelt wurde das 8-Fache des durchschnittlichen Tagesvolumens.Die Staatsanwaltschaft Oldenburg, Zentralstelle für Wirtschaftsstrafsachen, ermittelt nach eigenen Angaben gegen vier aktuelle und ehemalige Verantwortliche “eines Konzerns”, zu dem auch ein Möbelhandelsunternehmen in Westerstede, dem Sitz von Steinhoff, gehöre, wegen des Verdachts unrichtiger Darstellung in Bilanzen. Namen werden nicht genannt. Überhöhte Umsätze könnten in die Abschlüsse von Töchtern eingeflossen sein, wodurch der “Bilanzwert” des Konzerns zu hoch dargestellt worden sein könne. Hintergrund seien Verträge, mit denen immaterielle Wirtschaftsgüter bzw. Gesellschaftsanteile an vermeintlich fremde, nach den Ermittlungen aber dem Konzern nahestehende Unternehmen jeweils für dreistellige Millionenbeträge veräußert wurden. Bei der Zentralen Kriminalinspektion Oldenburg wurde eine Ermittlungsgruppe eingerichtet. In Durchsuchungen wurden demnach umfangreiche Unterlagen und Datenmaterial sichergestellt, heißt es weiter. Deren Auswertung und die weiteren Ermittlungen würden “mit Hochdruck” vorangetrieben. Doch erde dies voraussichtlich mehrere Monate in Anspruch nehmen. Im Zuge des Ermittlungsverfahrens wurde Strafanzeige einer dritten Person wegen des Verdachts der Urkundenfälschung erstattet.Bei Razzien in den Büros der Steinhoff-Europa-Zentrale in Westerstede sowie in den Privathäusern von zwei Steinhoff-Vertrauten haben die Fahnder laut “Manager-Magazin” Dokumente sichergestellt, die angeblich Andreas Seifert, Co-Geschäftsführer der Möbelkette XXXLutz, unterzeichnet haben soll. Dieser sagte dem Blatt, er habe “die Papiere nie zuvor gesehen und sie nicht unterschrieben” – und stellte die Strafanzeige. Bewertung um 5 Mrd. DollarSteinhoff Africa Retail (Star), die in Johannesburg an die Börse soll, peilt eine Bewertung um 5 Mrd. Dollar und einen Streubesitz von 20 % an, was ein Emissionsvolumen von rund 1 Mrd. Dollar bedeutet. Am 5. September soll der Startschuss gegeben werden, die Preisspanne soll am 19. September genannt werden. Gleichzeitig sind Optionen für einen Stimmrechtsanteil von 50 % dem Supermarktbetreiber Shoprite verabredet, wobei diese separat gelistet bleibe soll. Star soll nach Schätzungen im Fiskaljahr 2017 (Ende September) pro forma vor Steuern und Zinsen umgerechnet 450 Mill. Dollar verdienen. Das Verhältnis von Nettoschulden zu Ebitda liege bei 2. Die Erlöse aus dem Börsengang sollen der Mutter zufließen.