Bei der Opel-Mutter Stellantis verschiebt sich das Machtzentrum Richtung USA. Antonio Filosa, der künftige Konzernchef, wird in Detroit angesiedelt sein und nicht wie sein Vorgänger Carlos Tavares in Europa. Nordamerika, früher der lukrativste Markt der 2021 aus der Fusion von PSA und Fiat Chrysler entstandenen Automobilgruppe, gilt derzeit als größte Problemzone des Konzerns. Offizieller Firmensitz des in Mailand, Paris und New York gelisteten Konzerns bleibt aber Amsterdam.

Die Berufung des gebürtigen Neapolitaners, der einen Großteil seiner Karriere bei Fiat Chrysler in Südamerika verbracht hat, löste bei einigen Beobachtern in Frankreich Befürchtungen aus, Italien könnte künftig innerhalb des Konzerns seine Interessen durchsetzen ohne Rücksicht auf französische Standorte. Zumal es innerhalb von Stellantis noch immer Rivalitäten zwischen Franzosen und Italienern geben soll. Um diese Sorgen zu zerstreuen, hat Filosa nach seiner Ernennung als erstes ein Forschungs- und Entwicklungszentrum im Pariser Vorort Carrières-sous-Poissy und dann das historische Peugeot-Werk in Sochaux besucht.

Der neue Stellantis-Chef wird dem nordamerikanischen Markt viel Zeit widmen müssen, nachdem dort Verkäufe und Marge stark eingebrochen sind. Er muss den Automobilkonzern auch für die Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump wappnen. Vor allem aber muss er das Vertrauen von Vertragshändlern, Zulieferern und Gewerkschaften in den USA zurückgewinnen. Dieses hatte während der Amtszeit seines Vorgängers Carlos Tavares gelitten. Tavares war vorgehalten worden, nicht genügend Zeit in den USA verbracht zu haben. Welches Gewicht Frankreich, Italien und die USA bei Stellantis haben werden, wird sich auch an der Zusammensetzung des Vorstandes zeigen.

Filosa soll sein neues Amt am 23. Juni antreten. Die Aktionäre von Stellantis sollen seine Berufung auf einer außerordentlichen Hauptversammlung am 18. Juli absegnen. Sein Basisgehalt beträgt 1,8 Mill. Dollar. Bis 2028 könnten seine Einkünfte aber auf bis zu 23 Mill. Dollar steigen.