Diagnostik

Stratec verprellt Investoren mit Gewinnwarnung

Enttäuschende Nachrichten von Stratec: Das erste Halbjahr war schwach und die Jahresprognose ist nicht mehr zu halten. Investoren nehmen reißaus.

Stratec verprellt Investoren mit Gewinnwarnung

Stratec verprellt mit Gewinnwarnung

Margeneinbruch im ersten Halbjahr – Umsatz gesunken – Aktie stürzt ab

hek Frankfurt

Mit einer Umsatz- und Gewinnwarnung hat der Diagnostikspezialist Stratec seine Aktie auf Talfahrt geschickt. Am Mittwoch sackte die Notierung im Handelsverlauf 17% ab. Die adjustierte Umsatzrendite vor Zinsen und Steuern (Ebit-Marge) des laufenden Jahres siedelt das Management nun zwischen 10 und 12% an. Bisher waren es 12 bis 14%. Der Umsatz werde 2023 nur leicht zulegen oder stabil bleiben, teilt das Unternehmen mit. Bisher hatte Stratec ein währungsbereinigtes Wachstum zwischen 8 und 12% auf dem Zettel.

Margeneinbruch zum Halbjahr

Die niedrigere Ebit-Marge führt der Laborausrüster auf geringere Skaleneffekte und veränderte Annahmen zum Produktmix zurück. Im ersten Halbjahr erreichte sie nur 5,6% – ein drastischer Einbruch im Vergleich zu den ersten sechs Monaten 2022, als 15,4% erwirtschaftet wurden. In der zweiten Hälfte 2023 ist somit eine starke Margenerholung notwendig, um das (gesenkte) Jahresziel zu erreichen. Dabei baut Stratec auf Preiserhöhungen, die zum Teil bereits vereinbart seien, erweiterte Kostendisziplin in der Beschaffung und das im März aufgelegte Effizienzprogramm. Die zum 1. Juli akquirierte Natech Plastic ist im Umsatzausblick enthalten. Sei werde drei Prozentpunkte zum Erlösvolumen beitragen.

Die Corona-Pandemie hatte Stratec florierende Geschäfte beschert, da Lösungen für In-vitro-Diagnostik stark gefragt waren. Nun seien die Covid-19-Testvolumina “unerwartet schnell und steil” eingebrochen. Vor diesem Hintergrund rechnet der Vorstand mit einem weiter volatilen Bestellverhalten der Kunden.

Im Vergleich zu den Spitzenkursen aus dem Jahr 2021 von gut 140 Euro hat die im SDax vertretene Aktie fast zwei Drittel ihres Werts eingebüßt. Die Marktkapitalisierung ist auf etwa 620 Mill. Euro geschrumpft. Das Analysehaus Warburg Research macht geltend, dass sich mit der zweiten Gewinnwarnung des Medizintechnikunternehmens weiterer deutlicher Korrekturbedarf für die Konsensschätzungen ergebe. Noch schwerer wiege der Glaubwürdigkeitsverlust des Managements. Nach Einschätzung der Privatbank Berenberg dürften die Ergebniserwartungen je Aktie für 2023 nun um rund 20% sinken. Deutsche Bank Research bescheinigt dem Diagnostikspezialisten schwache Eckdaten für das zweite Quartal.

Im zurückliegenden Sechsmonatszeitraum schrumpfte der Umsatz um 9% auf 125 Mill. Euro, unter anderem weil Corona-Mehrbedarfe wegfielen und es Einbußen in der Veterinärdiagnostik gab. Für die zweite Hälfte rechnet Stratec weiter mit einer Umsatzbelebung, geht aber nicht davon aus, das ursprünglich geplante Erlösvolumen zu erreichen.

Kunden reduzieren Bestellungen

Kunden hätten nämlich Bestellprognosen für das zweite Halbjahr reduziert. Vor allem bei Systemlinien, die während der Pandemie stark gefragt waren, seien geringere Auslieferungen zu erwarten. Hinzu kämen Lieferrückstände bei einer neuen Gerätegeneration für einen Kunden aus der Veterinärdiagnostik, schwache Erlöse mit Serviceteilen, Verschiebungen bei Entwicklungsleistungen und eine aus Stratec-Sicht “nicht vertragskonforme” Abkündigung eines Kunden.

| Quelle:
BZ+
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