Strategieplan von K+S lässt Investorenträume platzen

Stärkere Integration von Kali- und Salzgeschäft statt Abspaltung samt IPO - Kräftiges Wachstum erst im kommenden Jahrzehnt

Strategieplan von K+S lässt Investorenträume platzen

scd Frankfurt – Der Düngemittel- und Salzproduzent K+S will auf ein Jahrzehnt schwankender Erlöse und Gewinne eine Dekade kräftigen Wachstums und hoher Profitabilität folgen lassen. Der Umsatz soll von zuletzt knapp 3,5 Mrd. Euro bis 2030 auf rund 11 Mrd. Euro klettern, das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von gut einer halben Milliarde auf 3 Mrd. Euro. Das verspricht sich der seit Mai amtierende Konzernchef Burkhard Lohr von einer stärker markt- und kundenorientierten Ausrichtung, die eine Integration des Kali- und Magnesiumgeschäfts mit der Salzsparte vorsieht.Als vier wesentliche Kundengruppen wurden Landwirtschaft, Industrie, Kommunen sowie Konsumenten ausgemacht. “Die großen Bergbauunternehmen sind im wesentlichen auf das Produkt fokussiert, mit dem Ziel hier Kostenführer zu werden”, sagte Lohr am Montag. Die Orientierung am Kunden sei daher eine große Veränderung. Das Gros des Erlöswachstums – immerhin 9 % p. a. im Schnitt bis 2030 – soll erst im kommenden Jahrzehnt erzielt werden. Bis 2020 liege der Fokus darauf, den Verschuldungsgrad zu reduzieren, die Organisation an die neue Strategie anzupassen, die Unternehmenskultur weiterzuentwickeln und Synergien zu heben. Letztere sollen bis 2020 mindestens 150 Mill. Euro erreichen. Zugleich soll die Nettoverschuldung gegenüber dem Stand zur Jahresmitte halbiert werden. Per 30. Juni stand K+S netto mit 3,75 Mrd. Euro in der Kreide. 2023 will der Konzern wieder zum Investment Grade zählen.Auf ein wenig Rückenwind darf Lohr zu Beginn des Strategieplans “Shaping 2030” hoffen. Das neue kanadische Kaliwerk Bethune fährt die Produktion erst noch hoch. Das mehr als 3 Mrd. Euro teure Projekt wird allein durch die zusätzliche Produktionsmenge im kommenden Jahr für einen Erlösschub sorgen. Mit rund 1,7 Mill. Tonnen soll es mehr als eine Million mehr als in diesem Jahr ausstoßen. Zudem hat der US-Hedgefonds Elliott den Bergbauriesen BHP Billiton unlängst gedrängt, ein milliardenschweres Kaliprojekt in Kanada auf Eis zu legen. Das dürfte den Preisdruck reduzieren und so auch die K+S-Marge stützen.Die Ankündigung, dass K+S künftig in stabiler Konstellation aber neuer Ausrichtung antreten will, sorgte am Aktienmarkt für Verkaufsstimmung. Schon bei Bekanntgabe des Plans notierte die Aktie des MDax-Konzerns schwächer und verlor im Tagesverlauf weiter an Wert. Letztlich gingen die Titel bei 20,60 Euro mit einem Minus von gut 8 % aus dem Handel. Independent-Research-Analyst Bernhard Weininger befand, dass Marktteilnehmer auf eine Ausgliederung des Salzgeschäfts mit anschließendem IPO spekuliert hatten und nun von den Unternehmensplänen überrascht worden wären. “Gab keine Denkverbote”Lohr erläuterte, dass in einem mehrmonatigen Strategiefindungsprozess auch Abspaltungen und Verkäufe diskutiert worden seien. “Da gab es keine Denkverbote.” Auch die Möglichkeit, ein zusätzliches Standbein aufzubauen, sei untersucht worden, hieß es aus unternehmensnahen Kreisen. Letztlich habe sich aber die gewählte Variante als die finanziell Beste für das Unternehmen und die Aktionäre herausgestellt.Wie “One K+S” aussehen soll, wurde den Investoren noch nicht gezeigt. “Structure follows strategy” – die Struktur, die zu der beschlossenen Strategie passe, werde nun erst noch entwickelt, räumte Lohr ein. Dennoch sei ein Großteil der Pläne greifbar und existiere nicht nur auf dem Reißbrett. “Etwa zwei Drittel dessen, was wir uns für 2030 vorgenommen haben, halten wir heute schon in den Händen”, versicherte er. Zwar dürften viele Wachstumsinvestitionen erst möglich sein, wenn der freie Cash-flow wie erwartet ab 2020 wieder stark positiv sein werde – vergangenes Jahr war dieser mit knapp 780 Mill. Euro noch tief in negativem Terrain. Die Vorbereitungen liefen aber bereits. Für eine Handelsplattform in Afrika liefen etwa bereits Gespräche. “Es gibt keinen Grund, dass in der Subsahara künftig nicht so viel Düngemittel wie in Brasilien verbraucht wird – heute ist es ein Zehntel”, so Lohr.—– Wertberichtigt Seite 8