Maschinenbau

Strategische Partner­schaft auf euro­päischem Batteriemarkt

Manz und Grob haben sich schon im vergangenen Jahr im wachstumsstarken Markt für Lithium-Ionen-Batteriesysteme zusammengetan, nun bilden die beiden Maschinenbauer mit Dürr ein Dreiergespann. Erklärtes Ziel: die asiatische Dominanz brechen.

Strategische Partner­schaft auf euro­päischem Batteriemarkt

kro Frankfurt

Die drei Maschinenbauer Manz, Dürr und Grob bündeln ihre Kräfte für die Erschließung des europäischen Marktes für Batterieproduktionstechnik. Die Unternehmen aus Baden-Württemberg bzw. Bayern haben eine strategische Ko­operation zur gemeinsamen Akquise und Bearbeitung von Projekten zur Ausrüstung kompletter Batteriefabriken geschlossen, wie sie in einer Mitteilung am Donnerstag erklärten. Ziel sei, das immense Wachstumspotenzial im Geschäft mit Produktionstechnik für Lithium-Ionen-Batterien zu nutzen und die gesamte Wertschöpfungskette abzudecken. Dabei nehmen die Unternehmen vor allem den Automobilsektor in den Blick, fassen aber auch Projekte im Bereich der stationären Speicher sowie Consumer Electronics ins Auge.

Aktuell gebe es in Europa noch zu wenig Batteriefertigungskapazitäten für den wachsenden Bedarf, hieß es weiter. Tatsächlich kommen die Batterien für Elektroautos bislang noch zum überwiegenden Teil aus dem asiatischen Raum − laut einer Analyse des Beratungsunternehmens Coalesce vom Juli belief sich allein der Anteil Chinas an der weltweiten Lithium-Ionen-Zellproduktion zu­letzt auf 80 %. Nach den Vorstellungen der Bundesregierung soll im Jahr 2030 ein Drittel des dann vorhandenen globalen Bedarfs aus europäischer Produktion stammen.

Dürr erweitert Zweiergespann

Mit der Partnerschaft wollen sich die Maschinenbauer hier frühzeitig positionieren: Den Kunden wolle man eine „leistungsstarke Alternative“ bieten und Standards „made in Europe“ setzen, wie es hieß. „Der zügige Aufbau von Fertigungskapazitäten ist die Voraussetzung dafür, dass die europäischen Automobilhersteller ihre führenden Marktpositionen im Zeitalter der Elektromobilität erhalten können“, erklärte Dürr-Chef Jochen Weyrauch.

Mit der 2014 übernommenen Homag erzielt Dürr den größten Teil ihrer Umsätze zwar im Holzverarbeitungsgeschäft. Die Schwaben verfügen unter anderem aber auch über Expertise im Bereich der Elektrodenfertigung sowie in der Zell- und Modulmontage. So liefert Dürr zum Beispiel Beschichtungsanlagen für Elektroden an Cellforce, das Joint Venture von Porsche und dem Batteriehersteller Customcells.

Manz ist ihrerseits schon im Jahr 2009 in den Lithium-Ionen-Batteriemarkt eingestiegen und bringt somit ebenfalls entsprechendes Know-how in verschiedenen Produktionsschritten zur Herstellung der aufgrund ihrer hohen Energiedichte begehrten Akkus mit. Mit dem bayerisch-schwäbischen Familienunternehmen Grob haben sich die Reutlinger wegen ihrer Kompetenz im Automotive-Bereich schon im April vergangenen Jahres zusammengeschlossen. Im Mai dieses Jahres ist zudem Daimler Truck als drittgrößter Aktionär bei Manz eingestiegen. Für den Nutzfahrzeughersteller soll Manz zu­nächst Anlagen zur Zellmontage und Elektrodenfertigung für eine Pilotlinie am Standort Mannheim liefern. Weitere Projekte sollen folgen.

Analyst sieht Potenzial

An der Börse sorgte die nun angekündigte Partnerschaft der drei Maschinenbauer vor allem bei Manz für einen Kurssprung. Die Aktie verteuerte sich zeitweise um fast 9 %. Über das gesamte laufende Jahr hinweg hat sich Manz am Aktienmarkt bislang etwas besser geschlagen als Dürr, mit einem Kursverlust von „nur“ gut 40 %. Für Frust sorgte das Unternehmen Ende Juli, als es nach erfolglosen Verhandlungen mit einem chinesischen Kunden über den Abschluss eines Solar-Großprojekts die Reißleine zog und sich kompletten vom Solargeschäft verabschiedete. Dies brachte eine nicht zahlungswirksame Sonderabschreibung in Höhe von gut 23 Mill. Euro und eine Prognosesenkung mit sich.

Die Reutlinger rechnen nun für 2022 im Vergleich zum Vorjahr mit einem Umsatzwachstum im unteren bis mittleren zweistelligen Prozentbereich sowie mit einer Ebitda-Marge im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Metzler-Analyst Stephan Bauer senkte daraufhin zwar sein Kursziel für die Aktie, wies aber gleichzeitig darauf hin, dass Manz von solch langfristigen strukturellen Wachstumstrends wie der batteriebetriebenen Elektromobilität profitieren dürfte. Weil es dem Unternehmen in der Vergangenheit recht schwer gefallen ist, seine wachsenden Umsätze auch in Gewinne umzuwandeln, hielt er zunächst an der Empfehlung fest, die Aktie zu halten.

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