Strategisches Verhältnis

Von Ulli Gericke, Berlin Börsen-Zeitung, 27.1.2016 Seit Montagabend müssen sich die Deutsche-Wohnen-Aktionäre nicht nur fragen, ob sich das Umtauschangebot der Vonovia für sie lohnt, mit dem Deutschlands größter Wohnungsvermieter die Nr. 2...

Strategisches Verhältnis

Von Ulli Gericke, BerlinSeit Montagabend müssen sich die Deutsche-Wohnen-Aktionäre nicht nur fragen, ob sich das Umtauschangebot der Vonovia für sie lohnt, mit dem Deutschlands größter Wohnungsvermieter die Nr. 2 übernehmen will. Vor allem müssen sie entscheiden, ob sie ihren bisherigen Wohnen-Vorstand gegen ein Management eintauschen möchten, das ein eher strategisches Verhältnis zu früheren Versprechungen hat. Wie Konrad Adenauer, der erste Kanzler der Bundesrepublik, wird sich auch Rolf Buch, Chef der Vonovia – immerhin ein Dax-Wert! -, gefragt haben, “was kümmert mich mein Geschwätz von gestern?”, als er einen Tag vor Ablauf der Annahmefrist die Mindestschwelle für die Übernahme von 50 auf 44 % jeweils plus eine Aktie absenkte. Obwohl er auf der Hauptversammlung und im Interview der Börsen-Zeitung erst vor zwei Wochen explizit versichert hatte, die Schwelle liege bei 50 % – andernfalls “kommt die Übernahme nicht zustande”. Auf die Frage, ob die Quote damit fix sei, betonte Buch, “das sind die Konditionen, die wir bekannt gegeben haben. Jeder Aktionär hatte dann ausreichend Zeit für eine Entscheidung” (vgl. BZ vom 12. Januar).Diese Entscheidungen der Wohnen-Aktionäre scheinen Buch jedoch nicht zu passen. Denn bis Montag, 18:00 Uhr, hatte Vonovia gerade einmal 22,5 % der Wohnen-Aktien eingesammelt – womit am vorletzten Tag der Frist magere 2 % der Anteile hinzugekommen waren. Brüsker kann eine Abweisung nicht sein. Wobei zu beachten ist, dass fast ein Drittel der Zusagen von der Norges Bank stammt, die schon früh erklärt hatte, die Offerte annehmen zu wollen. 4,3 % hat Vonovia selbst über die Börse hinzugekauft. Weitere 4 % wurden laut jüngster Wasserstandsmeldung über Wandelschuldverschreibungen erworben, womit von den übrigen Aktionären gerade einmal 7 % bis gut 24 Stunden vor Annahmeschluss das Umtauschangebot angenommen hatten. Nicht wirklich viel und Anlass genug, die selbstgesteckte Quote auf den letzten Drücker zu reduzieren und die Frist zu verlängern. Warum sollten Investoren aber jetzt tauschen nach dieser ganz neuen Erfahrung? Eigentlich zeigt das alles nur die Schwäche des feindlichen Vonovia-Angebots, urteilt Wohnen-CEO Michael Zahn. ——–Die Glaubwürdigkeit von Vonovia steht bei der Wohnen-Übernahme zur Entscheidung.——-