Streit der Wirtschaftsprüfer schwelt weiter

Kammerpräsident sucht Konsens für Reformagenda - Idee der Gebührenordnung vom Tisch

Streit der Wirtschaftsprüfer schwelt weiter

swa Frankfurt – Von einem Konsens zu den Regulierungsvorhaben in Brüssel ist die deutsche Prüferbranche nach wie vor weit entfernt. Die Vorstellungen über externe Rotation, Joint Audit oder Begrenzung von Beratungshonoraren gehen weit auseinander. Die Wirtschaftsprüferkammer, die sich gerne mit einer Agenda zur Reform der Abschlussprüfung positionieren möchte, wagt keine Prognose, wann mit einem einvernehmlichen Vorschlag zu rechnen ist, der vom gesamten Berufsstand getragen würde. “Wenn ich auf die vergangenen Diskussionen zurückblicke, zögere ich, einen Zeitplan zu nennen”, sagte Kammerpräsident Claus Securs in einem Pressegespräch in Frankfurt. Der Branchenvertreter wollte sich nicht zu den Streitpunkten äußern, denn diese wolle man ja überbrücken.Securs hatte sich auf einem Symposium im Juni, kurz nachdem er den Stab von Michael Gschrei übernommen hatte, zu den Brüsseler Regulierungsplänen geäußert und sich gegen reine Prüfungsfirmen ausgesprochen. Für Abschlussprüfer von Unternehmen des öffentlichen Interesses hatte die Kammer laut einem Bericht über die Tagung eine Mehrjahresbestellung kombiniert mit externer Rotation vorgeschlagen, wobei der Turnus verlängert werden solle, wenn zwei Prüfer mandatiert sind (Joint Audit). Im Kreis der vier großen Marktführer der Prüferbranche werden diese Vorstellungen so nicht mitgetragen, aus dem Kreis soll darauf gepocht worden sein, dass die Kammer die gesamte Branche vertreten müsse. Seitdem laufen Gespräche zur Kompromissfindung.Seit der jüngsten Beiratswahl wird die Berufsorganisation in Berlin ausschließlich von Vertretern von Einzelpraxen und kleineren mittelständischen Prüferfirmen beherrscht, was für erhebliche Unruhe im Berufsstand gesorgt hat.Nicht festhalten will die Kammer an ihrem umstrittenen Vorschlag zur Einführung einer Gebührenordnung für Wirtschaftsprüfer. Bei den Gesprächen in der Politik habe man keinen Partner gefunden, “der über das Thema reden will”, sagte Securs. Diese Marktregulierung werde dort nicht für sinnvoll erachtet.Nun verfolge die Kammer einen anderen Ansatz zur “Qualitätssicherung” und gegen “Dumpinghonorare”. Gefordert werde eine “qualitätssichernde Entgeltregel”, um einen bestimmten Prüfungsaufwand zu garantieren. Dabei solle in einer Mindestregel vorgeschrieben werden, wie viele Fachkräfte, in welcher Teamkonstellation wie viele Stunden an der Prüfung zu arbeiten haben. Hierfür will Securs je nach Branche und Unternehmensgröße bestimmte Kriterien festlegen lassen. Vorbild FrankreichDer Kammerpräsident verweist auf das französische Modell, in dem der Aufwand für gesetzlich geforderte Abschlussprüfungen auf Basis der Bilanzsumme festgelegt werde. Dieses alleinige Kriterium hält er aber nicht für ausreichend. Es gehe ihm um ein reines Mengengerüst, in die Preisfindung solle nicht eingegriffen werden. Den Vorschlag will die Kammer in Brüssel einbringen. Aus der Branche hierzulande habe er zu dem Modell keinen Widerstand vernehmen können.Ziel der Kammer ist es zudem, mehr Transparenz in die Berufsaufsicht zu bringen. Der Aufsicht werde oft misstraut und an ihrer Effektivität gezweifelt, moniert Securs. Dies führt er darauf zurück, dass die Öffentlichkeit über den Ausgang von berufsrechtlichen Verfahren wegen der Verschwiegenheitspflicht nichts erfahre. Hier hofft die Kammer auf eine Änderung der Wirtschaftsprüferordnung (WPO), um künftig Ross und Reiter nennen zu dürfen. Dabei wolle die Kammer nicht selbst aktiv informieren, sondern reagieren können, wenn in der Öffentlichkeit Fälle diskutiert würden. Die Chancen für eine rasche Gesetzesinitiative stehen indes schlecht, weil Berlin für eine WPO-Novelle die Brüsseler Regulierung abwarten will. Das Wirtschaftsministerium habe aber Interesse an dem Vorschlag gezeigt, so Securs.