Stresstest steht noch aus

Umbau des Streubesitzes von Siemens Energy läuft an - Gamesa mehr wert als die Mutter

Stresstest steht noch aus

Hohe Umsätze im Börsenhandel, kein abrupter Abverkauf der bisherigen Eigentümer und überschaubare Ausschläge des Aktienkurses: So präsentiert sich der Börsenneuling Siemens Energy eineinhalb Wochen nach dem viel beachteten Spin-off des Energiegeschäfts der Siemens AG. mic München – Siemens Energy fällt seit der Erstnotiz am 28. September mit einer spürbaren Volatilität der Unternehmensbewertung und hohen Handelsumsätzen der Aktie auf. Der Umbau des Streubesitzes geht voran, jedoch haben bisher keine Großaktionäre das Überqueren meldepflichtiger Anteilsschwellen gemeldet. Neue Nachrichten über den Geschäftsverlauf hatte der Konzern in den vergangenen Tagen nicht zu bieten. Erst am 10. November wird der Vorstand die Ergebnisse des vierten Quartals präsentieren, während die Tochter Siemens Gamesa ihre Bilanzpressekonferenz am 5. November plant.Trotz fehlender Neuigkeiten ist der Aktienkurs von Siemens Energy täglich stärker als der Gesamtmarkt in Bewegung. Am dritten Handelstag wurde mit 4,5 % der bisher stärkste Anstieg der Schlussnotierung an einem Tag notiert, am 6. Oktober sank der Kurs im Vergleich zum Vortag um 3,4 %. Die untertägigen Schwankungen sind mit maximal 10,2 % nach oben und höchstens 4 % nach unten noch ausgeprägter. Analysten optimistischDamit ist die Volatilität insbesondere auf Basis der Schlusskurse zwar spürbar, aber nicht exorbitant groß. Die Investmentbanken sind bisher erfolgreich mit ihrem Flowback-Management, das das Umschichten des Streubesitzes ermöglichen soll, ohne dass die Bewertung drastisch absackt. Der Stresstest steht allerdings aus, weil die großen Indexfonds noch an der Seitenlinie zu stehen scheinen.Darauf deuten die Handelsumsätze hin. Sie sind zwar hoch, aber nicht umwälzend. Dies zeigt der Vergleich mit dem Handelsumsatz der Siemens AG. In den vergangenen Tag wurden zwei- bis dreimal so viele Aktien von der Siemens Energy gehandelt wie von der Siemens AG – damit wird klar, dass zahlreiche neue Aktionäre einsteigen. Da allerdings die Energy-Aktie nur rund ein Fünftel so viel wert ist wie der Anteilschein der Mutter, liegt das Handelsvolumen in Siemens-Energy-Anteilscheinen gemessen in Euro meist deutlich niedriger als in Aktien der Siemens AG. Eine Ausnahme machten nur die ersten beiden Handelstage.Wohin geht die Reise? Siemens rechnet auch in den kommenden Wochen mit Volatilität. Für ausstiegswillige Großaktionäre ist das Timing entscheidend. Glaubt man den Analysten, deren Arbeitgeber allerdings zum Großteil via einzelne Abteilungen in das Spin-off-Projekt eingebunden waren, dann ist der richtige Zeitpunkt nicht gekommen.Die Kapitalmarktexperten der Banken haben reihenweise Kursziele für die Siemens-Energy-Aktie nördlich von 25 Euro gesetzt. Die Deutsche Bank empfiehlt 27 Euro, die Commerzbank 33 Euro, Berenberg 28 Euro, Goldman Sachs 25,20 Euro, Credit Suisse 26 Euro, Citigroup 27 Euro, UBS 26 Euro, Kepler Cheuvreux 28 Euro, Bank of America 26 Euro, J.P. Morgan 25 Euro und Jefferies 28 Euro. Am 28. September war der erste Kurs von Siemens Energy mit 22,01 Euro festgestellt worden. Dieses Niveau hat der Schlusskurs der Aktie seitdem nur an einem Tag übertroffen, obwohl die Einstiegsbewertung allgemein als eher niedrig wahrgenommen worden war. Am Mittwoch beendete der Aktienkurs den Handel mit einem Minus von 0,1 % auf 21,00 Euro.Die Performance der Gamesa-Aktie, die sich zu immer neuen Hochständen aufschwingt, treibt damit die Energy-Bewertung nur eingeschränkt: Der 67-Prozent-Gamesa-Anteil liefert rund drei Viertel der aktuellen Energy-Marktkapitalisierung. Der gesamte Produzent von Windkraftanlagen ist mit fast 17 Mrd. Euro deutlich mehr wert als Siemens Energy mit gut 15 Mrd. Euro.