Hauptversammlung

Ströer plant Statista-IPO in zwei Jahren

Der Vorstand peilt eine Milliardenbewertung an. Investoren sehen beim Mutterkonzern jedoch nach wie vor Governance-Probleme.

Ströer plant Statista-IPO in zwei Jahren

ak Köln

 Ströers Pläne für die Zukunft ihres Datendienstleisters Statista werden konkreter. „Wir halten ein IPO in den nächsten zwei Jahren für möglich“, sagte der Vorstandschef und Mitgründer des Werbevermarkters, Udo Müller, am Mittwoch auf der virtuellen Hauptversammlung des Konzerns. Statista entwickele sich „außerordentlich erfolgreich“. Nach Müllers Angaben ist das Interesse von Investoren groß. In den vergangenen zwölf Monaten habe der Vorstand fünf oder sechs Angebote für Statista für 1 bis 1,8 Mrd. Euro erhalten. „Das haben wir jeweils nicht wahrgenommen, weil wir überzeugt sind, dass Statista das Potenzial hat, die heutige Bewertung des Konzerns in Zukunft als Statista alleine deutlich zu übertreffen.“ Müller stellte in Aussicht, dass ein Börsengang auch in den USA stattfinden könnte. Amerika werde in diesem Jahr der stärkste Markt von Statista werden.

Laut Geschäftsbericht ist Statista im vergangenen Jahr um rund 40% gewachsen und hat einen Umsatz von 100 Mill. Euro erzielt. Mittelfristig soll der Datendienstleister bis 2025 Erlöse von 250 Mill. Euro er­reichen.

Statista und Asambeauty (Um­satz: 140 Mill. Euro) zusammen, die Ströer im Geschäftsbereich DaaS & E-Commerce führt, erzielten gemeinsam 2021 ein bereinigtes Ebitda von 22 Mill. Euro. Die Marge war im Jahresvergleich von 12 auf 9,1% gesunken, was der Vorstand mit den Investitionen in das Wachstum begründete. Damit ist der Bereich die mit Abstand margenschwächste Sparte von Ströer.

Für den E-Commerce-Anbieter Asambeauty strebt Ströer einen Verkauf an, wie der Vorstand auf der Hauptversammlung bestätigte.

Bei Investoren steht die Corporate Governance des MDax-Unternehmens, dessen zwei Hauptaktionäre Udo Müller und Dirk Ströer zusammen 41,7% der Anteile halten, weiterhin in der Kritik. Auf der Hauptversammlung fiel eine Modifizierung des Aktienoptionsprogramms von 2019 durch. Die Verwaltung hatte die Wartezeit für die Ausübung der Optionsrechte von vier auf fünf Jahre verlängern wollen, um die Pandemieeffekte besser verdauen zu können. Dieses Ansinnen erreichte nicht die erforderliche Mehrheit.

Auch der Aufsichtsrat steht in der Kritik. Die DWS votierte nach eigenen Angaben gegen eine Entlastung des Kontrollgremiums. Hendrik Schmidt, Governance-Experte der Fondsgesellschaft, erläuterte in einer Stellungnahme: „Wir betrachten im Aufsichtsrat der Ströer SE neben der fehlenden Unabhängigkeit im Prüfungsausschuss auch die Mandatssituation einiger Mitglieder, inklusive des Vorsitzenden, kritisch und erwarten hierzu eine transparente Nachfolgeplanung.“

Die Entlastung des Aufsichtsrats kam wie die restlichen Tagesordnungspunkte mit gut 14% Gegenstimmen durch, doch Aufsichtsratschef Christoph Vilanek, im Hauptberuf Freenet-Chef, fuhr bei seiner Neuwahl mit fast 39% Gegenstimmen ein wenig schmeichelhaftes Ergebnis ein. Schlechter schnitt nur noch Ul­rich Voigt, Chef der Sparkasse KölnBonn, ab, dem 42% des anwesenden Grundkapitals die Zustimmung verweigerten. Luther-Partnerin und Steuerberaterin Elisabeth Lepique dagegen, die sich neu zur Wahl stellte, erhielt 99,9% Ja-Stimmen.

Vilanek kündigte an, sich das letzte Mal zur Wahl gestellt zu haben. Die Suche nach einem geeigneten Nachfolger solle frühzeitig eingeleitet werden. Bis 2027 will Ströer mindestens eine Frau in den demnächst wieder dreiköpfigen Vorstand berufen. COO Christian Baier scheidet nach Unternehmensangaben aus familiären Gründen Ende Juli aus und wird nicht ersetzt.

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