Studie

Frauenquote in Dax-Vorständen stagniert

Unternehmen in Deutschland haben bei der Besetzung ihrer Vorstände offenbar keine größeren Ambitionen, als bestehende Gesetze lediglich einzuhalten. So ist der Frauenanteil in den Spitzengremien der Dax-40-Konzerne 2023 laut einer Russell-Reynolds-Studie unverändert geblieben, nachdem er zuvor noch deutlich gestiegen war.

Frauenquote in Dax-Vorständen stagniert

Frauenquote in
Dax-Vorständen stagniert

Russell Reynolds: Männer bleiben deutlich länger im Gremium

dpa-afx München

Die Frauenquote in den 40 Dax-Konzernvorständen stagniert, nachdem die gesetzliche Quote erfüllt ist. Zu diesem Ergebnis kommt die Personalberatung Russell Reynolds in einer Analyse. Demnach sind im vergangenen Jahr neun weibliche Vorstände ausgeschieden und lediglich acht dazugekommen. Damit belief sich der Frauenanteil 2023 wie schon im Vorjahr auf rund 23%. 2022 und 2021 sei er noch deutlich gestiegen.

„Schwerer wiegt noch, dass sieben von neun ausscheidenden Vorständinnen ihr Amt weniger als drei Jahre innehatten“, sagte Berater Jens-Thomas Pietralla. Bei den männlichen Vorständen seien nur 15% so früh wieder ausgeschieden. Im Durchschnitt kamen die 2023 ausgeschiedenen Männer laut Russell Reynolds auf eine Amtszeit von fast acht Jahren und waren im Durchschnitt auch sechs Jahre älter als die ausgeschiedenen Frauen. „Keine ist durch das Erreichen der Altersgrenze ausgeschieden, bei den Männern spielte hingegen bei 35% der scheidenden Vorstände das Alter eine Rolle.“

Alte Muster bei der Rollenverteilung

Vier der acht neu berufenen Frauen seien mit der Führung des Personalressorts betraut worden, die vier anderen hätten eine Vorstandsposition mit Ergebnisverantwortung bekommen. „Um sich aber im Vorstand über Ergebnisverantwortung für die Rolle als CEO zu qualifizieren, muss man sich oft zuvor im operativen Geschäft bei der Leitung einer Region oder der Führung eines Geschäftsbereichs bewiesen haben. Weibliche Führungskräfte mit diesen Erfahrungen sind rar“, sagte Berater Thomas Tomkos. „So bleibt die klassische Rollenverteilung zwischen Männern und Frauen im Vorstand erhalten.“

Laut dem Zweiten Führungspositionen-Gesetz müssen börsennotierte paritätisch mitbestimmte Unternehmen ab vier Vorstandsmitgliedern mindestens eine Frau dabei haben. Im MDax, dem Börsenindex der mittelgroßen deutschen Aktiengesellschaften, nahm die Frauenquote den Personalberatern zufolge im vorigen Jahr von knapp 14 auf gut 17% zu: Neun Frauen kamen hinzu, davon fünf als Finanzvorstand; vier schieden aus.

Bei der Diversität über den Frauenanteil hinaus bescheinigt Russell Reynolds den Dax-Unternehmen ebenfalls einen Rückschritt. Hier sei die Internationalität in den Vorständen im vergangenen Jahr zurückgegangen.