ZUR PERSON

Sturmerprobt

swa - Dr. Michael Majerus wirkt nicht so, als könnte ihn rasch etwas aus der Ruhe bringen. Diese Souveränität hat der 51-jährige Manager in seiner Karriere bislang gut gebrauchen können. Der gebürtige Kölner hat nach Betriebswirtschaftsstudium in...

Sturmerprobt

swa – Dr. Michael Majerus wirkt nicht so, als könnte ihn rasch etwas aus der Ruhe bringen. Diese Souveränität hat der 51-jährige Manager in seiner Karriere bislang gut gebrauchen können. Der gebürtige Kölner hat nach Betriebswirtschaftsstudium in der Domstadt und Promotion in Siegen seine Laufbahn 1989 bei Mannesmann gestartet, wo er in verschiedenen Positionen im Finanzbereich arbeitete. Nach ersten Stationen, in denen er unter anderem für den Konzern in Brasilien arbeitete, leitete er Rechnungswesen und Steuern bei Mannesmann Demag und war zuletzt als Bereichsleiter für Controlling und Rechnungswesen im Gesamtkonzern tätig. Die Übernahmeschlacht mit Vodafone hat er in erster Reihe mitbekommen und er bereitete noch den geplanten Börsengang der Mannesmann-Industriesparte mit vor, die nach einem Bieterwettkampf dann doch bei Siemens und Bosch landete. Damit sah Majerus seine Zeit gekommen und suchte Ende 2000 bei Infineon, kurz nach deren Börsengang, die nächste Aufgabe.Im Münchner Halbleiterkonzern arbeitete Majerus als Finanzchef der Speicherchipsparte, die später als Qimonda rechtlich verselbständigt und in New York an die Börse gebracht wurde. Im Herbst 2008 trat Majerus von seinem Posten als Qimonda-Finanzvorstand überraschend zurück – am Tag, als die Gesellschaft nach herben Verlusten ein umfangreiches Sparprogramm bekannt gab. Die Personalie wurde im Markt als schwerer Schlag für das Unternehmen charakterisiert. Anfang 2009 folgte die Insolvenz von Qimonda.Im Februar 2009 wurde Majerus in wieder turbulenten Zeiten Finanzchef des Pharmagroßhändlers Phoenix in Mannheim. Nur Wochen zuvor hatte sich der Firmengründer Adolf Merckle wegen Finanzproblemen seines Unternehmensimperiums das Leben genommen. Bei Phoenix, die auch an die Merckle-Gruppe Kredite gegeben hatte, musste die Refinanzierung bewältigt werden. Das Unternehmen bereitete für eine Hochzinsanleihe seinen ersten Auftritt am Bondmarkt vor, wofür die Finanzberichterstattung entsprechend umgestaltet werden musste. Zu seinen ersten Aufgaben gehörte es außerdem, ein gruppenweites Working-Capital-Management zu forcieren. Das war ein entscheidender Beitrag zur Refinanzierung: 2009 und 2010 wurden in Summe über 800 Mill. Euro aus dem Umlaufvermögen freigesetzt, die für die Entschuldung eingesetzt werden konnten.Beim Rating ist Phoenix noch in der Spekulationsklasse eingruppiert, die Kennzahl Nettoverschuldung zu operativem Ergebnis (Ebitda) soll in zwei Jahren von derzeit 3,3 bis 3,7 auf 3,0 zurückgeführt werden – 2009 waren es noch 6,3. Noch steht der Schuldenabbau im Vordergrund, mittelfristig hofft Majerus, den Schwerpunkt wieder auf Akquisitionen legen zu können.