Swatch schickt Gewinnwarnung

Anschläge in Europa belasten Geschäft des Uhrenherstellers - Kurs rutscht ab

Swatch schickt Gewinnwarnung

dz Zürich – Die Halbjahres-Berichtssaison in der Schweiz hat die Swatch Group mit einem Paukenschlag eröffnet. In einer kurzen Mitteilung gab der weltgrößte Uhrenhersteller eine Umsatz- und Gewinnwarnung aus. Weniger Verkäufe in wichtigen Märkten wie Hongkong und teilweise auch in Europa hätten einen Erlösrückgang um 12 % bewirkt. Davon ausgehend sei mit einem Minus bei Betriebs- und Konzerngewinn um 50 bis 60 % zu rechnen. Abwärts seit fast drei JahrenDie Anleger reagierten geschockt auf die Nachricht. Die Swatch-Aktie notierte zeitweise mehr als 13 % unter dem Vortagsschlusskurs. Bei Handelsende betrug das Minus 7,8 % auf 267 sfr. Die starke Abwärtsbewegung ist vor dem Hintergrund einer schon über zweieinhalb Jahre währenden Korrektur zu sehen. Swatch erreichten Ende 2013 ihr Rekordhoch (600,50 sfr) und büßten seither fast 56 % ihres Wertes ein. Ein Umsatz- und Gewinnrückgang 2016 war in den Kursen enthalten, doch mit einem solchen Einbruch hatte wohl niemand gerechnet. Nachdem der Branchenverband schon schwache Exportzahlen für die erste Jahreshälfte ausgewiesen und für dieses Jahr einen Rückgang der Ausfuhren im einstelligen Prozentbereich vorausgesagt hatte, hatten die Analysten ihre Schätzungen deutlich nach unten angepasst. Die Mehrheit ging im Fall von Swatch von einem Rückgang von Verkäufen und Gewinn um 5 bzw. 10 % aus. Diese Prognosen sind nach der Gewinnwarnung Makulatur. Wie weit sie nach unten angepasst werden müssen, wird sich wohl erst nach Veröffentlichung des vollständigen Halbjahresberichtes am nächsten Donnerstag zeigen.René Weber, Analyst der Bank Vontobel in Zürich, spricht unter Verweis auf den Einbruch der Betriebsmarge von 18 auf 9 % von einem “Desaster”, sofern keine Einmalkosten mitverantwortlich sind. Von solchen Einmalkosten ist in der Mitteilung von Swatch aber nirgends die Rede. Das Unternehmen erklärt den Gewinneinbruch vielmehr mit der “Tradition und Philosophie der langfristigen industriellen Strategie der Swatch Group, die Mitarbeiter nicht als bloßen Kostenfaktor zu betrachten”. Die Leute würden weiterbeschäftigt, obschon es zahlreiche Auftragsstornierungen von Dritten gegeben habe. Es werde auch weiter in neue Produkte und ins Marketing investiert und Preiserhöhungen nur “sehr defensiv” vorgenommen.Auf Anfrage von Nachrichtenagenturen erklärte ein Swatch-Sprecher den starken Umsatzrückgang mit den seit längerem bekannten Absatzproblemen in Hongkong, vor allem aber mit den Anschlägen in Europa, die den Tourismus und den Uhrenverkauf vor allem an asiatische Touristen stark gedrückt hätten.—– Wertberichtigt Seite 6