Syngenta verschärft den Sparkurs

Chemchina will Last der 43 Mrd. Dollar teuren Übernahme des Agrochemiekonzerns nicht allein schultern

Syngenta verschärft den Sparkurs

Der Agrochemiekonzern Syngenta hat vor der Übernahme durch Chemchina weitere Sparanstrengungen angekündigt. So soll ein Teil der Schulden zur eigenen Übernahme geschultert werden.Von Daniel Zulauf, Zürich”Ich bin begeistert, hier zu sein – mehr noch als am ersten Tag.” Neun Monate nach seinem Amtsantritt hat CEO Erik Fyrwald am Mittwoch seine erste und vermutlich letzte Jahrespressekonferenz des Schweizer Agrochemiekonzerns Syngenta euphorisch eröffnet. Ein Grund für die ausgelassene Stimmung des Amerikaners ist kaum auszumachen. Weder laufen die Geschäfte von Syngenta besonders gut, noch herrscht Klarheit über die Zukunft unter der künftigen staatlichen Eigentümerin Chemchina.Für die Wettbewerbsbehörden rückt der Tag der Entscheidung derweil näher. Mit den USA, Brasilien, Kanada, Indien, Mexiko, China und der EU sind die Behörden in den wichtigsten Regionen noch unentschlossen. Für Spannung sorgt im Moment vor allem das Büro der EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager. Sie muss ihre Entscheidung bis zum 12. April fällen. Ein Urteil würde der Dänin zweifellos leichter fallen, wenn das Übernahmebegehren von Chemchina und Syngenta ein Einzelfall wäre. Doch auf Vestagers Pult liegt auch noch das Fusionsbegehren der amerikanischen Chemiemultis Dow Chemical und DuPont, und in den nächsten Wochen kommt das Dossier zur geplanten Übernahme von Monsanto durch Bayer hinzu.In Brüssel weiß man um den Widerstand in breiten Bevölkerungskreisen gegen die Konsolidierung in der Agrochemie. Die von vielen Kritikern angeführten ethischen und ökologischen Bedenken gegen die Fusionswelle wird die Wettbewerbshüterin zwar nicht ins Urteil einbeziehen können. Umso mehr aber fragt man sich in Brüssel, was diese Konsolidierung für die künftige Innovationskraft der Industrie bedeuten könnte. Ein erste Antwort war für den 14. März erwartet worden, doch der Entscheid zur Fusion zwischen Dow Chemical und DuPont wurde auf den 4. April verschoben.Derweil sagt Fyrwald, man befinde sich in einem “konstruktiven Dialog” mit den Behörden. Er sei “sehr zuversichtlich”, dass das angemeldete Geschäft durchgehen werde. Zum Umfang der Zugeständnisse, die gegenüber Brüssel bereits gemacht worden sind, blieb der CEO vage. Es gehe ausschließlich um Pflanzenschutzmittel, deren Patentschutz bereits abgelaufen sei. Doch damit steckt er ein weites Feld ab. Vom gesamten Syngenta-Umsatz von 12,8 Mrd. Dollar entfallen 2016 drei Viertel auf Pflanzenschutzmittel. Von diesen haben zwei Drittel keinen Patentschutz mehr. Ein Scheitern des Übernahmeprojektes auf der Ziellinie käme die beteiligten Unternehmen ungemein teuer. Doch damit scheint derzeit kaum jemand ernsthaft zu rechen.Teuer wird es aber auch, wenn das Geschäft zustande kommt. Allein die Auszahlung der noch gesperrten Beteiligungspläne für Syngenta-Manager und -Mitarbeiter wird das Unternehmen 458 Mill. Dollar kosten, heißt es im Jahresbericht. Darüber hinaus wird Syngenta auch einen Teil der Schulden übernehmen müssen, die Chemchina zur Finanzierung des 43 Mrd. Dollar teuren Einkaufs aufnehmen muss. Zum Umfang wollte sich Finanzchef Mark Patrick nicht äußern.Der Brite und sein Chef räumten indes ein, dass Syngenta mit Blick auf die höhere Schuldenlast in Zukunft noch mehr Gewicht auf den Cash-flow legen werde. 2016 hat Syngenta den freien Cash-flow nach operativen Investitionen um 600 Mill. Dollar auf 1,4 Mrd. Dollar gesteigert. Verantwortlich dafür waren eine strengere Lager- und Debitorenbewirtschaftung sowie ein ehrgeiziges Programm zur Senkung der operativen Kosten. Mit diesem will Syngenta in den nächsten Jahren einige 100 Mill. Dollar sparen und sich so ein Polster schaffen, um den steigenden Schuldendienst besser tragen zu können. Im Wissen, dass die um die Innovationskraft der Firma besorgten Wettbewerbsbehörden genau solche Sparanstrengungen fürchten, betonte Frywald mehrfach, Syngenta habe keine Absicht, die Investitionen in die Forschung und Entwicklung zu bremsen.