DEUTSCHES EIGENKAPITALFORUM - IM INTERVIEW: ROLF ELGETI

TAG plant 2013 zwei kleinere Zukäufe

Vorstandschef schaut sich im Speckgürtel von Hamburg und Berlin um

TAG plant 2013 zwei kleinere Zukäufe

An TAG Immobilien hatten die Anleger in den vergangenen Jahren wieder Freude. Der Aktienkurs hat sich seit 2009 gut versechsfacht, die Marktkapitalisierung im MDax beträgt 1,2 Mrd. Euro. Allerdings nagen Vorwürfe gegen Vorstandschef Rolf Elgeti am Image. Die Rede ist von Interessenkonflikten, privaten Deals mit einem Geschäftspartner und dem intransparenten Aufbau privaten Immobilienvermögens. Elgeti äußert sich am Rande des Deutschen Eigenkapitalforums im Gespräch mit der Börsen-Zeitung zur aktuellen Entwicklung.- Herr Elgeti, ist wirklich nichts dran an den Vorwürfen, die gegen Sie erhoben werden?Nein. Aber ich habe gelernt, dass wir mit dem Thema transparenter hätten umgehen können.- Sie haben angekündigt, Ihre privaten Immobilien-Investments bis zum Jahreswechsel auf Treuhänder zu übertragen. Wie weit sind Sie?Ich bin da aktuell in der Konzeptphase. Die Verträge werden im Moment aufgesetzt und die jeweiligen Partner ausgewählt. Zum Jahreswechsel soll die Übertragung erfolgt sein.- Der Aufsichtsrat hat inzwischen die Prüfungsgesellschaft PwC mit einer externen Untersuchung beauftragt. Wann rechnen Sie mit Ergebnissen?Das kann ich nicht sagen. Ich hoffe, die Ergebnisse kommen so schnell wie möglich.- Mit 70 000 Wohnungen Ende 2012 liegen Sie hinter den Konkurrenten Deutsche Annington, Deutsche Wohnen/GSW, Gagfah und LEG. Sind Sie zufrieden mit der aktuellen Position als Nummer 5?Sagen wir mal so: Die TAG hat jetzt eine ausreichende Größe erreicht, um nachhaltig profitabel, Cash-flow-stark und vom Produkt her hochwertig zu arbeiten. Ein weiteres Wachstum wäre zwar möglicherweise immer noch sehr lukrativ, ist aber kein strategischer Imperativ mehr.- Planen Sie Akquisitionen?Wir schauen uns ständig nach Investitionsmöglichkeiten um, sind aber sehr wählerisch, vor allem beim Preis. Wir gehen jedoch davon aus, dass wir in diesem Jahr noch zwei kleinere Portfolien erwerben können.- Was heißt kleinere?Das heißt, mit jeweils einigen tausend Wohnungen.- Welche Ziele haben Sie im Auge?Unsere große strategische Stärke ist es, dass wir aus unseren bestehenden Standorten heraus auch Portfolien akquirieren und verwalten können, die durchaus auch verstreut sein können, was normalerweise im Verkauf ein Problem ist. Dementsprechend sind unsere Akquisitionen typischerweise auf mehrere Standorte verteilt, an denen wir schon sind – also zum Beispiel die Großräume Berlin und Hamburg und auch die Städte Erfurt, Leipzig, Dresden und Chemnitz. So können wir maximale Synergien erzielen.- Sind Wohnimmobilien in Deutschland nicht generell schon zu teuer?Generell nein. In einigen Regionen sehen wir vor allem im oberen Preissegment vielleicht nicht ganz nachhaltige Preisbewegungen …- . . . also eine Blase …. . . nein, keine Blase. Aber im Investmentmarkt gibt esnach wie vor viele gute Opportunitäten. In Berlin und Hamburg sind wir große Fans des Speckgürtels bis zu den Endstationen der S-Bahn-Linie, also etwa Potsdam, Strausberg, Oranienburg oder Pinneberg, Itzehoe und Elmshorn.- Wie viele Aktien halten Sie selbst an TAG Immobilien?Es sind knapp 160 000 Aktien sowie eine Wandelanleihe. Das Gesamtpaket hat einen Wert von derzeit rund 1,6 Mill. Euro.- Wollen Sie Ihr Investment reduzieren?Nein.- Wollen Sie aufstocken?Wenn ich wieder Geld habe, ja. Ich habe alle Aktien aus meinem versteuerten Einkommen erworben, die stammen ja nicht aus Optionsplänen.- Shortseller haben zuletzt ihre Positionen bei TAG Immobilien aufgebaut. Wie reagieren Sie?Gar nicht. Wir machen unser Geschäft weiter und versuchen, durch die Erfüllung unserer Prognosen zu unterlegen, wie es um die Situation der Gesellschaft bestellt ist.- Die Leerstandsquote ist bei TAG relativ hoch mit knapp 9 %, branchenüblich sind rund 5 %. Woran liegt das?Wir haben oft Portfolien gekauft, die einen hohen Leerstand aufwiesen, um diesen dann durch aktives Management zu senken. So war unser Leerstand vor einem Jahr noch über 10 %. Wir wollen den Leerstand senken, indem wir den Service für die Bestandsmieter verbessern, um Auszüge zu reduzieren. Andererseits versuchen wir, ein gutes Produkt im Sinne von Preis/Leistung auch für Neumieter zu bieten und dies auch aggressiv zu vermarkten.—-Das Interview führte Daniel Schauber.