Takeda hat Appetit auf mehr Zukäufe

Japanischer Pharmakonzern setzt auf Übernahmen, Spezialmedikamente und internationale Forschung

Takeda hat Appetit auf mehr Zukäufe

Von Martin Fritz, TokioNach der Übernahme des US-Krebsspezialisten Ariad für umgerechnet 5 Mrd. Euro hat Japans größter Pharmahersteller Takeda weitere Zukäufe angekündigt. Zwar beschert der Ariad-Kauf den Japanern zusätzliche Schulden von 4 Mrd. Dollar. Aber man verfüge über ein starkes Finanzpolster, versicherte Finanzvorstand James Kehoe. Zugleich meinte Konzernchef Christophe Weber, der Takeda seit April 2015 führt, jeder Deal müsse innovativ sein und stark zur eigenen Strategie passen. “Wir sind sehr gezielte und strategische Käufer”, betonte Weber.Der Franzose soll die Globalisierung von Takeda vollenden, die sein japanischer Vorgänger und Mentor Yasuchika Hasegawa von 2003 bis 2015 eingeleitet hatte. Der heutige Chairman hatte 2008 den US-Biotech-Pionier Millennium und 2011 die Schweizer Nycomed (ehemals Altana) für zusammen knapp 23 Mrd. Dollar gekauft.Weber fokussiert Takeda auf drei therapeutische Gebiete – Onkologie, Gastroenterologie und Krankheiten des zentralen Nervensystems. Länger laufende Arzneien in Japan werden seit 2016 mit dem israelischen Generikaspezialisten Teva geteilt. Das brachte 100 Mrd. Yen (820 Mill. Euro) ein. Im Dezember verkaufte Weber die Chemietochter Wako Pure, was den Gewinn in diesem Jahr um weitere 100 Mrd. Yen erhöht. Selbst der frühere Schwerpunkt Diabetes mit dem Bestseller Actos wurde aufgegeben. Zugleich wurden US-Kläger wegen angeblich verschwiegener Nebenwirkungen von Actos mit über 2 Mrd. Dollar entschädigt, obwohl Takeda den Wirkstoff für sicher hält.Der Handlungsdruck ist groß, weil Ende 2017 das US-Patent für das umsatzstarke Krebsmittel Velcade gegen die Kahler-Krankheit endet und nach 2020 die Rechte an Blockbustern wie Dexilant und Amitiza auslaufen. Daher plant Weber mit einer Kriegskasse von 15 Mrd. Dollar Zukäufe vor allem in den USA, um die Pipeline mit innovativen Arzneien in den drei Fokusgebieten zu füllen. Erst vor Kurzem waren die Verhandlungen mit der kanadischen Valeant über einen Verkauf der Darmmedikamentensparte Salix an unterschiedlichen Preisvorstellungen gescheitert. Mit Ariad gelang Weber also der erste große Streich. Damit erhält Takeda den Zugriff auf das Krebsmittel Brigatinib mit einer möglichen US-Zulassung Ende April (vgl. BZ vom 10. Januar).Im Konzern werden 70 % des aktuellen Wachstums durch sechs neue Medikamente generiert, der Rest basiert auf der Expansion in Schwellenländern. Japan steuert nur noch 35 % des Umsatzes bei. Digitalisierung angestoßenWeber will den Pharmariesen in ein “Start-up mit 33 000 Mitarbeitern” verwandeln und bis 2025 zum Schwergewicht in “digitaler Gesundheit” machen. Gegen jede Lehrmeinung hat er die Takeda-Führung mit Managern aus inzwischen sieben Ländern besetzt, darunter einem Chief Digital Officer, der von Nestlé kam. Ein Teil der Führung operiert aus den USA, die Zentrale für Schwellenländer sitzt in Singapur. Forschung und Entwicklung wurden in der Millennium-Heimat Boston wegen der dortigen Vernetzung von Universitäten und Firmen sowie im Shonan-Zentrum in Tokio konzentriert. Zudem lagerte Weber Teile der Forschung aus, um Arzneien schneller marktfähig zu machen. Parallel knüpft er zahlreiche Verbindungen zu jungen Biotech-Firmen.