Logistik

Tarifkonflikt bei Royal Mail flammt erneut auf

Eigentlich könnte die Gewerkschaft CWU mit dem Verhandlungsergebnis zufrieden sein: Royal Mail zahlt 10% mehr. Es gibt eine Sonderzahlung und der unbeliebte CEO Simon Thompson geht. Doch die CWU stellt lieber die Machtfrage.

Tarifkonflikt bei Royal Mail flammt erneut auf

Tarifkonflikt bei Royal Mail flammt erneut auf

Gewerkschaft stellt Überlebensfähigkeit in Frage

hip London

Die Communication Workers Union (CWU) hat eine Abstimmung unter ihren Mitgliedern ausgesetzt, die den monatelangen Arbeitskampf bei der Royal Mail beenden sollte. Sie hatte für ihre Mitglieder 10% mehr Lohn und eine Sonderzahlung von 500 Pfund herausgeholt. Und dann kündigte auch noch der Chef der zur International Distributions Services gehörenden Brief- und Paketlogistik der britischen Post, Simon Thompson, vergangenen Monat entnervt seinen Abgang an. Die Unternehmensführung habe ein „toxisches“ Arbeitsumfeld geschaffen. Damit müsse Schluss sein, forderte ein Gewerkschaftssprecher. „Die Royal Mail Group befindet sich zweifellos in einer sehr schwierigen finanziellen Situation.“ Das habe sie sich zwar wegen „krassen Missmanagements“ selbst zuzuschreiben, ernst sei die Lage aber dennoch. „Das von einem Management, das der Belegschaft den Krieg erklärt hat, geschaffene toxische Umfeld muss sofort beendet werden“, forderte der CWU-Vertreter.

Die Gewerkschaft stellt also die Machtfrage. Elf Monate lang wurde hart um Bezahlung, Arbeitsbedingungen und den Erhalt von Stellen gestritten. An 18 Tagen wurde im vergangenen Jahr gestreikt. Viele Briten erhielten ihre Weihnachtskarten deshalb erst im neuen Jahr. Wenn es darum geht, der in hohem Maße gewerkschaftlich organisierten Belegschaft Zugeständnisse abzuringen, hat das Management kaum Erfolge vorzuweisen – weder bei der Umsetzung von Restrukturierungsmaßnahmen noch bei Schritten zur Steigerung der Produktivität.

Die CWU versuchte nach Kräften, die von ihr als „Uberisierung“ der Arbeitsverhältnisse gewerteten Maßnahmen zu blockieren. Die Geschäftsführung warf ihr vor, das Unternehmen in den Ruin zu treiben. „Die Royal Mail Group befindet sich am Scheideweg“, sagte der CWU-Sprecher. „Sie kann und wird nicht überleben, wenn sie die Belegschaft durch diese Phase nicht mitnimmt.“ Der ehemalige Apple- und Ocado-Manager Thompson war nicht nur von der Gewerkschaft hart angegangen worden, sondern auch vom ehemaligen Royal-Mail-Chef Rico Back und einigen Unterhausabgeordneten aus dem Wirtschaftsausschuss.

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