Autoindustrie

Tata investiert Milliarden in britische "Gigafactory"

Die Elektrifizierung der britischen Autobranche hat einen Schub bekommen. Die Mutter von Jaguar Land Rover will für rund 4 Mrd. Pfund eine "Gigafactory" für Elektroauto-Batterien in Somerset bauen. Das Vorhaben wird von der Regierung bezuschusst. Bislang gibt es erst eine solche Fabrik im Vereinigten Königreich. Sie gehört einem chinesischen Unternehmen.

Tata investiert Milliarden in britische "Gigafactory"

Tata investiert Milliarden in Somerset

Batterien für Jaguar Land Rover werden in neuer “Gigafactory” im Südwesten Großbritanniens produziert

hip London

Die Elektrifizierung der britischen Autobranche hat einen Schub bekommen. Die Mutter von Jaguar Land Rover will für rund 4 Mrd. Pfund eine “Gigafactory” für Elektroauto-Batterien bauen. Das Vorhaben wird von der Regierung bezuschusst. Bislang gibt es erst eine solche Fabrik im Vereinigten Königreich.

Das englische Somerset hat sich nach monatelangen Verhandlungen im Standortwettbewerb um die europäische „Gigafactory“ für Elektroauto-Batterien der indischen Tata Group gegen Spanien durchgesetzt. Dem Konglomerat gehört der britische Autohersteller Jaguar Land Rover (JLR), der sein Angebot elektrifiziert und einer der Hauptabnehmer sein für die Batterien wird. „Es wird nicht nur Tausende von qualifizierten Arbeitsplätzen für Briten im ganzen Land schaffen, sondern auch unsere Führungsrolle im weltweiten Wandel hin zu Elektrofahrzeugen stärken und dazu beitragen, dass unsere Wirtschaft in sauberen Zukunftsbranchen wächst“, sagte der britische Premierminister Rishi Sunak. Für Mike Hawes, den Chef des Autoverbands SMMT (Society of Motor Manufacturers & Traders), kommt die Investitionsentscheidung von Tata zu einem kritischen Zeitpunkt. „Während sich die Branche weltweit in Richtung Elektrifizierung wandelt, ist es von entscheidender Bedeutung, Batterien in Großbritannien zu produzieren, wenn man die Fahrzeugproduktion hier langfristig verankern will“, sagte Hawes. Seit einiger Zeit gibt es Verzögerungen beim Bau von Batteriefabriken. Dem Faraday Institute zufolge benötigt das Vereinigte Königreich mindestens fünf davon. Bislang verfügt es nur über eine. Sie wird von der chinesischen Envision in Sunderland betrieben.

Die von Tata geplante Fabrik werde ausreichend Batterien produzieren, um nicht nur JLR zu beliefern, sondern die Hälfte der bis 2030 benötigten Elektrofahrzeuge damit auszustatten, teilte die Regierung mit. Insgesamt sollen bis zu 9.000 Jobs im englischen Südwesten entstehen, 4.000 davon direkt bei Tata. Über die Höhe der Subventionen, die dafür gezahlt werden, werde man „zu gegebener Zeit“ informieren, hieß es aus dem Wirtschaftsministerium. Angeblich wurden bis zu 500 Mill. Pfund angeboten.

“Grüne” Wachstumsstrategie

Ende Juni legten die britischen Autohersteller eine „grüne“ Wachstumsstrategie vor, mit deren Hilfe die Batterieautoproduktion bis 2030 auf mehr als 750.000 Fahrzeuge verzehnfacht werden könnte. Es geht um Industriepolitik und um eine Antwort auf den Inflation Reduction Act (IRA) der US-Regierung und die Reaktion der EU auf das groß angelegte Subventionsprogramm von US-Präsident Joe Biden für die Energiewende. Die Regierung habe der Branche ein paar ziemlich harte Ziele gesetzt, sagte Hawes damals. „Wir sind allen Herausforderungen gerecht geworden. Jetzt müssen die Politiker ihren Herausforderungen gerecht werden.“

Eine Gigafabrik bedeute nicht den endgültigen Erfolg, sie sei ein Teil des Puzzles, sagte Andy Palmer, der einst als COO von Nissan das Elektroauto Nissan Leaf an den Start gebracht hatte. Palmer hatte lange für die staatliche Förderung der Batterieproduktion getrommelt. Nun begrüßte er zwar das Handeln der Regierung, riet aber zur Vorsicht. Wenn Großbritannien den Großteil der dafür verfügbaren Mittel an einen Hersteller ausschütte, stehe die Branche auch weiterhin vor großen Problemen, sagte Palmer. Quentin Wilson, der Gründer des Start-ups Faircharge, hofft, dass andere Firmen, von den Rohstoffen für die Batterieproduktion bis hin zur Ladeinfrastruktur, nicht vernachlässigt werden. „Die Regierung sollte diese Subvention als den Einstieg in den Aufbau eines Batterie-Ökosystems in diesem Land betrachten“, empfahl Wilson. In der Branche kursiere „wirkliche Angst“, dass das Vorhaben von Tata alle Fördermittel aufsauge. Sunaks Vorgänger Boris Johnson hatte einst das Start-up Britishvolt als Beleg dafür herangezogen, dass Großbritannien der Platz an der Spitze der weltweiten grünen industriellen Revolution zukomme. Angestrebt wurde eine Produktion von 300.000 Einheiten – genug, um jedes vierte in Großbritannien verkaufte Auto damit auszustatten. Grüne Elektrizität aus Norwegen, über das längste Unterseestromkabel der Welt geliefert, sollte die Fabrik antreiben. Dort sollten 3.000 Menschen Arbeit finden, weitere 5.000 Jobs erhoffte man sich bei Zulieferern und Dienstleistern. Von der britischen Regierung versprochene 100 Mill. Pfund flossen jedoch nie, weil die dafür nötigen Meilensteine nicht erreicht wurden. Wo die 3,8 Mrd. Pfund herkommen sollten, auf die der Bau des Werks geschätzt wurde, blieb unklar bis sich das Unternehmen in die Zahlungsunfähigkeit verabschiedete.

Die Elektrifizierung der britischen Autobranche hat einen Schub bekommen. Die Mutter von Jaguar Land Rover will für rund 4 Mrd. Pfund eine “Gigafactory” für Elektroauto-Batterien bauen. Das Vorhaben wird von der Regierung bezuschusst. Bislang gibt es erst eine solche Fabrik im Vereinigten Königreich.

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