Teamviewer schaltet auf Entspannung

Coronaschub ebbt etwas ab - "Signifikantes Wachstum auch im zweiten Halbjahr"

Teamviewer schaltet auf Entspannung

hei Frankfurt – Der Fernwartungsspezialist Teamviewer nimmt nach der Corona-Sonderkonjunktur der ersten sechs Monate im Geschäftsbetrieb allmählich etwas Entspannung war. Konzernchef Oliver Steil zeigte sich darüber bei einem Besuch im Internationalen Club der Frankfurter Wirtschaftsjournalisten durchaus zufrieden. Teamviewer erwarte ein “signifikantes Wachstum auch im zweiten Halbjahr”, betonte der Manager des MDax-Unternehmens, das seit rund einem Jahr den Kurszettel an der Frankfurter Börse verlängert.An der Jahresprognose von 450 Mill. Euro Billings (Rechnungsstellungen) nach 325 Mill. Euro im Vorjahr hält Steil fest, auch wenn diese Kennziffer zum Halbjahr mit 226 (142) Mill. Euro schon um knapp 60 % gesteigert wurde. Es sei extrem schwer einzuschätzen, wie sich die durch die Coronakrise getriebene Sondernachfrage auf das künftige Geschäft auswirke. Teamviewer bleibt deshalb lieber konservativ. Das Jahresziel entspricht immerhin noch einem Wachstum um fast 40 % gegenüber Vorjahr.Die Teamviewer-Aktie zählt fraglos zu den wenigen Technologie-Leuchttürmen an der Frankfurter Börse. Sie hat ihren Wert seit dem IPO um zwei Drittel gesteigert. Großaktionär Permira, der vor einem Jahr zunächst rund 40 % der Anteile verkauft hatte, nutzte den Kursanstieg inzwischen für zwei weitere Platzierungen und hält nun noch 39 %. Der Finanzinvestor will weiter reduzieren, hat aber angesichts der Laufzeit des Fonds, aus dem Teamviewer erworben wurde, keinen Zeitdruck. Der richtige SchrittTeamviewer, die global inzwischen 550 000 Kunden zählt, die die Software auf 300 Millionen aktiven Geräten nutzen, ziehe klar Vorteile aus der Börsennotierung, betonte Steil. Für das Unternehmen sei das IPO nach der Phase im Eigentum von Finanzinvestoren “der richtige und logische Schritt gewesen”, so der CEO. Neben einer erhöhten Publizität, die auch bei der Gewinnung von qualifiziertem Personal, vor allem Software-Ingenieuren hilft, sei auch für die Kunden “die Unabhängigkeit von Teamviewer ein Wert”, zeigte sich der Manager überzeugt.Die längerfristigen Wachstumstrends für das Software-Unternehmen betrachtet er als intakt. Außerdem sei der Ausbruch der Coronakrise für die deutsche Wirtschaft “ein Weckruf” im Hinblick auf die Digitalisierung gewesen. Es gebe derzeit schon eine ganze Reihe sehr spannender Start-Ups im Softwarebereich, die schon eine gewisse Größe bekommen hätten und die Digitalisierung weiter vorantrieben.Bei Teamviewer macht das ursprüngliche Kerngeschäft des IT-Supports noch knapp die Hälfte vom Umsatz aus. Darüber hinaus profitiert die Softwarefirma deutlich vom Internet der Dinge (IoT) und dehnt damit ihr Geschäftsmodell auf die Verbindung von Maschinen aus. Als “sehr spannendes Thema” betrachtet Steil die sogenannte Augmented Reality. In diesem Bereich hatte sich Teamviewer zuletzt durch den Kauf des Start-ups Ubimax verstärkt.Der Unternehmenschef schließt weitere Zukäufe nicht aus. Mit der gegenwärtigen Finanzierungsstruktur, – zum Halbjahr lag der Leverage beim Faktor 1,9 (Ebitda zu Nettoschulden) fühle er sich “sehr wohl”. Fremdkapital sei derzeit so günstig, dass eine schnelle Entschuldung nicht vorrangig sei.