Tele Columbus berappelt sich allmählich

Operatives Ergebnis trotz Umsatzrückgang stabilisiert - Perspektiven für Netzgeschäft - Börse jubelt

Tele Columbus berappelt sich allmählich

hei Frankfurt – Der angeschlagene Berliner Kabelnetzbetreiber Tele Columbus kann an der Börse mit kleinen operativen Fortschritten punkten. Obwohl die Umsätze im dritten Quartal erneut um 3,5 % auf 123 Mill. Euro zurückfielen, konnte das Unternehmen das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) deutlich steigern. Die Kennziffer sprang auf vergleichbarer Basis um 10,5 % auf 55,2 Mill. Euro, inklusive IFRS 16 wäre sie sogar um 14,4 % auf 57,1 Mill. Euro vorangekommen. Allerdings trat das von Tele Columbus seit längerer Zeit als Maßstab in den Vordergrund gerückte “normalisierte Ebitda”, das einmalige Belastungen ausklammert, mit +1,2 % auf vergleichbarer Basis nahezu auf der Stelle. Es stellte sich auf 59,3 Mill. Euro bzw. 61,2 Mill. Euro inklusive IFRS-16-Effekt.Das Management betont indes die schwindende Bedeutung von Einmalposten, die binnen Jahresfrist auf 4,1 Mill. Euro mehr als halbiert werden konnten. An der Jahresprognose, die weitgehend stabile Umsätze und Ergebnisse vorsieht, hält Tele Columbus fest. Vorstandschef Timm Degenhardt zeigte sich überzeugt, dass es gelingen werde, das Unternehmen “mit kontinuierlichen Verbesserungen unserer Leistung zurück auf den Wachstumspfad zu führen.” Die Anleger glauben das offenbar auch. Sie stuften die Aktie um fast 17 % auf 2,87 Euro nach oben. Binnen sechs Monaten hat sich ihr Wert mehr als verdoppelt.Commerzbank-Analyst Stephan Klepp hob sein Kursziel von 3 auf 4,60 Euro an und begründete dies vor allem mit gestiegenen Chancen für einen wertsteigernden Verkauf des Netzgeschäfts. Tele Columbus hatte im Frühjahr wissen lassen, man prüfe “wertsteigernde Optionen” im Rahmen des Glasfaserausbaus. Dies schließe auch eine “neue Struktur der Gruppe” ein. Dem Vernehmen nach ist Goldman Sachs mit dem Prozess betraut. Neben Finanzschulden von 1,4 Mrd. Euro, die eine drückende Zinslast nach sich ziehen, machen auch die hohen Investitionen Tele Columbus zu schaffen. Beides zusammen drückt den Kabelnetzbetreiber in rote Zahlen. Im dritten Quartal steht ein auf die Aktionäre entfallender Verlust von knapp 12 Mill. Euro zu Buche, nach einem schmalen Gewinn von 5 Mill. Euro in der Vorjahresperiode. Dies, obwohl Tele Columbus dabei ist, die Investitionen zurückzufahren, im Quartal um 11,5 % auf 42 Mill. Euro, in den ersten neun Monaten insgesamt um 13 % auf 108 Mill. Euro. Zinsen und Abschreibungen beliefen sich in diesem Zeitraum zusammen auf 177 Mill. Euro.In einem ersten Schritt hatte das Unternehmen kürzlich einen Wholesale-Vertrag mit Telefónica Deutschland geschlossen. Damit erweitern die Münchner ihre Vertriebsfläche für ihr Festnetzgeschäft, Tele Columbus lastet ihr Glasfasernetz besser aus und erhöht so die Rentabilität. Jedoch kämpft die Gesellschaft weiterhin mit Kundenschwund, insbesondere im Kabelfernsehen (-24 000 im Berichtsquartal), wo auch Premium-TV rückläufig ist. Das Management konzentriert sich strategisch auf das sogenannte B2B-Geschäft (Verträge mit großen Wohnungsbaugesellschaften). Dieses konnte im Gegensatz zum Endkundengeschäft stabilisiert werden. Die Misere des Kabelnetzbetreibers hatte jüngst zu einem Machtkampf im Aufsichtsrat mit Großaktionär United Internet (29,7 %) geführt. Dieser hat nun Schützenhilfe erhalten, denn Rocket Internet, die selbst ebenfalls zum Beteiligungsportfolio des Konzerns aus Montabaur gehört (8 %), ist ebenfalls bei Tele Columbus an Bord gegangen. Die Start-up-Schmiede hält 12,3 % und will innerhalb der nächsten zwölf Monate aufstocken. Der Einstiege diene dem “Auf- und Ausbau eines weltweiten Netzwerks von Tech-Unternehmen”, so Rocket Internet, die zuvor bereits offenbarte, dass sie zurzeit über mehr “mehr Kapital als Ideen” verfüge.