Tele2 schafft schwedischen Riesen

Mobilfunkanbieter einigt sich mit Breitbandspezialist Com Hem auf Übernahme - Großaktionär an Bord

Tele2 schafft schwedischen Riesen

Der Trend zum Ausbau konvergenter Angebote in der Telekomindustrie setzt sich 2018 fort. Nachdem die Deutsche Telekom im Dezember zweimal mit Zukäufen zugeschlagen hat, zieht nun Tele2 im Heimatmarkt Schweden nach. Für umgerechnet mehr als 3,5 Mrd. Euro inklusive Schulden soll der Breitbandanbieter Com Hem geschluckt werden. Ein noch größerer Deal wird der Telekom-Tochter T-Mobile US in den USA zugetraut.scd Frankfurt – Der schwedische Mobilfunkanbieter Tele2 übernimmt den heimischen Breitbandnetzbetreiber Com Hem (übersetzt: “Komm nach Hause”) zu einer Bewertung von 26,6 Mrd. skr (rund 2,7 Mrd. Euro) zuzüglich Nettoschulden in Höhe von gut 1 Mrd. Euro. Die am Mittwoch öffentlich gemachte Offerte, der neben der Annahme der Transaktion durch die Aktionäre beider Firmen noch die Zustimmung einiger Regulierer fehlt, besteht aus einem Baranteil von 37,02 skr sowie 1,0374 B-Aktien von Tele2 für jede Com-Hem-Aktie. Der schwedische Investor Kinnevik, der 48 % der Stimmrechte bei Tele2 und 19 % bei Com Hem hält, hat seine Zustimmung zugesichert. Ein Abschluss wird für das zweite Halbjahr angepeilt.Die Transaktion werde das schwedische Geschäft und die langfristige Cash-flow-Generierung von Tele2 stärken, befand Konzernchefin Allison Kirby, die infolge der Übernahme von Com-Hem-Chef Anders Nilsson an der Spitze der neu geformten Tele2-Gruppe abgelöst werden soll. Chairman Mike Parton zeigte sich erleichtert, dass es gelungen sei, einen “führenden integrierten Telekommunikationsdienstleister im schwedischen Markt” zu erschaffen. Starke MarktpositionBeide Konzerne seien hoch komplementär. Während Tele2 im Mobilfunk stark aufgestellt ist, zählt Com Hem zu den größten Breitbandanbietern Schwedens. Zusammen können sie mit ihrem Netz 99,9 % der schwedischen Mobilfunkanwender und 60 % der Haushalte mit Breitbandanschlüssen versorgen, wird mitgeteilt. Damit sollten Sie Marktführer Telia auf die Pelle rücken. Dieser kommt auf Anteile von gut 35 % in Mobilfunk und Festnetz. Com Hem liegt mit ihrem Breitbandangebot bei 20 %, Tele2 im Mobilfunk bei 26 %.Mit der Übernahme gewinnt Tele2 zwar ein Unternehmen hinzu, das mit einer bereinigten Ebitda-Marge von gut 40 % deutlich profitabler ist als Tele2, die lediglich auf rund 25 % kommt. Allerdings wird die höhere Profitabilität mit einer Ausweitung der Verschuldung erkauft. Die Nettoverbindlichkeiten werden von 10,7 Mrd. skr auf 28 Mrd. skr ansteigen. Das entspricht etwa dem 3-fachen bereinigten Ebitda bezogen auf die vergangenen zwölf Monate. Bislang war der Leverage bei Tele2 mit 1,7 kaum mehr als halb so hoch. Für ein wenig Entlastung sorgen die Verkäufe der Tochtergesellschaften in Österreich, die im Sommer an Hutchison Drei Austria gegangen waren, sowie zuletzt in den Niederlanden, wo die Telekom zugeschlagen hatte. Die beiden noch nicht abgeschlossenen Transaktionen sollen den Leverage vom 3-Fachen auf das 2,8-Fache sinken lassen, wird mitgeteilt. Mittelfristig soll der Leverage auf 2 bis 2,5 sinken und das Kreditprofil einem Investment-Grade-Rating entsprechen.Sorge, die höhere Verschuldung zunächst nicht stemmen zu können, hat Tele2 nicht. Dank Com Hem steigt der operative Cash-flow um gut ein Drittel. Zudem winken üppige Synergien. Binnen fünf Jahren sollen diese 900 Mill. skr erreichen – die Hälfte bei den Kosten, die andere beim Umsatz. Tele2 wurde von Citigroup, Nordea Bank und Ondra finanzseitig beraten. Goldman Sachs beriet Com Hem. Der Tele2-Board hatte Rothschild zur Seite.Die Telekom hatte ihren Kauf von Tele2 NL im Dezember ebenfalls damit begründet, ein besseres integriertes Angebot von Mobilfunk, Festnetz-Telefonie und Breitbandinternet offerieren zu wollen. Die US-Mobilfunktochter T-Mobile US hatte unlängst mit Übernahmen kokettiert und eine Expansion ins Breitbandgeschäft explizit eingeschlossen.