Telefónica hält sich für Zukäufe gerüstet
Telefónica hält sich für Zukäufe gerüstet
Telefónica hält sich für Zukäufe gerüstet
Spanier schließen Kapitalerhöhung nicht aus. Dividende wird ab 2026 gekürzt
ths Madrid
Telefónica will bei der erwarteten Konsolidierung im europäischen Telekommunikationsmarkt nach eigenen Bekundungen eine führende Rolle spielen. Doch im Strategieplan, der am Dienstag vorgelegt wurde, deutet darauf wenig hin. Der spanische Konzern konzentriert sich auf organisches Wachstum, Einsparungen, neue Produkte und eine mittelfristige Steigerung des freien Cashflows.
„Wir füllen keine Kriegskasse auf“, erklärte der Vorsitzende und CEO von Telefónica, Marc Mutra, auf dem Kapitalmarkttag in Madrid. Man sei aber für größere Übernahmen bereit. „Wenn sich eine Gelegenheit auftuen sollte, würden wir einen Weg zur Finanzierung finden. Das könnte auch eine Kapitalerhöhung sein“, sagte Murtra.
Ein möglicher Kauf wäre an drei Bedingungen geknüpft: der Preis, ausreichend Synergieeffekte bei Kosten und Netzen und zumutbare Auflagen seitens der Regulierer. Medienberichte hatten Telefónica kürzlich Interesse an der spanischen Vodafone und der 1&1 in Deutschland zugeordnet. Murtra kommentierte dies nicht. Man sei natürlich immer in Gesprächen.
Die Suche nach einem Nachfolger für den langjährigen Chef von Telefónica Deutschland, Markus Haas, sei im Gange, bestätigte der COO von Telefónica, Emilio Gayo. Die Auswahl habe aber nicht mit möglichen M&A-Überlegungen zu tun. „Ein neues Projekt braucht eine neue Führung“, sagte Gayo, der Haas für seine Verdienste dankte.
„Deutschland ist einer unserer Kernmärkte, wo wir die Kontrolle haben sollen“, antwortete Gayo auf die Frage, ob man sich ein Jointventure vorstellen könne, wie es die Spanier in Großbritannien führen. Allerdings müsse die Rendite auf das eingesetzte Kapital stimmen, schob er hinterher.
Verluste bis September
Der Strategieplan, der erste seit Murtra Anfang des Jahres José María Álvarez-Pallete ablöste, wurde am Markt mit Enttäuschung aufgenommen, wie auch die Zahlen des dritten Quartals. Der Kurs von Telefónica stürzte an der Madrider Börse um 13% in den Keller. Die größte Überraschung war die Kürzung der Dividende um die Hälfte für das kommende Jahr. Danach soll sich die Ausschüttung an der Entwicklung des freien Cashflows orientieren. Die Großaktionäre unterstützen die Kürzung, versicherte Murtra. Der spanische Staat ist mit 10% an Telefónica beteiligt, ebenso wie die saudische STC. Hinzu kommt spanische Industrieholdung Criteria Caixa und BBVA.
Murtra will den früheren Staatskonzern effizienter machen. Bis 2030 erwartet Telefónica Einsparungen von bis zu 3 Mrd. Euro. Der neue CEO sparte nicht mit Kritik an seinen Vorgängern. Der Konzern habe in der Vergangenheit zu oft kurzfristige Entscheidungen getroffen und es sei zu langsam zugegangen. Murtra hatte den Ausstieg aus Lateinamerika vorangetrieben, mit Ausnahme von Brasilien, einer der vier Kernmärkte von Telefónica.
Die Veräußerungen in Lateinamerika in diesem Jahr schlugen sich negativ in der Bilanz nieder. Telefónica macht in den ersten neun Monaten des Jahres einen Verlust von 1,08 Mrd. Euro. Zudem verhagelten Währungseffekte, vor allem der schwache brasilianische Real, das Ergebnis. Der Umsatz fiel bis September im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 2,8% auf 27 Mrd. Euro.
