Telekommunikation

Telefónica sieht von Squeeze-out in Deutschland ab

Spanischer Mutterkonzern ist mit knapp 95% der Anteile an Telefónica Deutschland zufrieden. Unternehmen schreibt 2023 rote Zahlen wegen Sondereffekten.

Telefónica sieht von Squeeze-out in Deutschland ab

Der spanische Telekomkonzern Telefónica hat mit dem Angebot an die Minderheitsaktionäre der Deutschland-Tochter seinen Anteil auf mehr als 94% erhöht. Ab 90% ist ein zwangsweiser Ausschluss, ein Squeeze-out, der restlichen Aktionäre von Telefónica Deutschland möglich. Doch diesen Schritt schließt der Mutterkonzern vorerst aus. „Wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis unseres Angebots. Wir benötigen keinen spezifischen Anteil, um unsere strategischen Ziele in Deutschland zu erreichen. Wir bewahren uns alle Optionen“, erklärte der Vorsitzende von Telefónica, José María Álvarez-Pallete, auf der Präsentation der Jahreszahlen vor Analysten am Donnerstag.

Man werde die bisherige Dividendenpolitik bei Telefónica Deutschland jedoch nicht beibehalten, so der Telefónica-Chef. Eine der denkbaren Optionen ist ein Delisting.

Mehr Umsatz

Die deutsche Tochter war im vergangenen Jahr mit einem Umsatzwachstum von 4,7% auf 8,6 Mrd. Euro der Treiber des Konzernergebnisses, zusammen mit dem Geschäft in Brasilien. Der spanische Telekomkonzern erhöhte 2023 gegenüber dem Vorjahr den Gesamtumsatz um 1,6% auf 40,65 Mrd. Euro. Das bereinigte Betriebsergebnis (Oibda) stieg um 1,4% auf 13,1 Mrd. Euro. Im vierten Quartal legten die operativen Zahlen weiter zu. Dennoch musste Telefónica erstmals seit Jahren wieder einen Jahresverlust von 892 Mill. Euro verbuchen. Das lag an den hohen Rückstellungen für den Abbau von 3.400 Stellen in Spanien und der Wertberichtigung des Geschäfts in Großbritannien aufgrund der schlechteren wirtschaftlichen Aussichten im Vereinigten Königreich. Ohne diese Sondereffekte legte der Nettogewinn um 17% auf 2,37 Mrd. Euro zu.

Auf dem Heimatmarkt erwartet Telefónica nicht nur wegen des freiwilligen Stellenabbaus mehr Schlagkraft in den kommenden Jahren. Zum 100-jährigen Unternehmensjubiläum wird das Kupfernetzwerk demnächst komplett abgeschaltet.

Nicht mehr Marktführer in Spanien

Chancen sieht man auch in der Fusion der Mitbewerber Másmóvil und Orange Spanien, die vor zwei Tagen nach langer Prüfung von der Europäischen Kommission unter Auflagen gebilligt wurde. Durch den Zusammenschluss verliert Telefónica erstmals in der 100-jährigen Geschichte die Marktführerschaft in Spanien nach Kunden. Beim Umsatz bleibt der bisherige Platzhirsch weiter vorn. Aufgrund dieser neuen Situation am Markt fordert Telefónica von den spanischen Behörden ein Ende der zahlreichen Auflagen, Einschränkungen und Anforderungen, denen das Unternehmen als dominanter Betreiber bisher unterliegt. „Wir verlangen keine asymmetrische Regulierung zu unseren Gunsten, wir wollen nur unter gleichen Bedingungen den Wettbewerb führen“, sagte Álvarez-Pallete.

Die Auflagen aus Brüssel stärken den spanischen Ableger der rumänischen Digi, der Spektrum von Másmóvil und Orange erwerben darf und Zugang zu deren Netz gewährt bekommt, falls gewünscht. Bislang mietet Digi das Netz von Telefónica, weshalb der nun viertgrößte Telekomanbieter des Landes in einer guten Verhandlungsposition ist. Man sei bereits in Gesprächen und hoffe auf eine gute Einigung für beide Seiten, versicherte der CEO von Telefónica, Ángel Vilá.

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