Telekom Austria vor Übernahme

Mexikaner Slim lässt in Europa nicht locker - Kapitalspritze von 750 Mill. Euro

Telekom Austria vor Übernahme

hei Frankfurt – Der mexikanische Milliardär Carlos Slim lässt in Europa nicht locker. Nachdem die geplante Übernahme der niederländischen KPN durch die von Slim kontrollierte América Móvil fehlschlug, schickt sich der Mobilfunkriese an, den zweiten europäischen Brückenkopf auszubauen. Wie Reuters aus Wien berichtet, plant Slim die Übernahme von Telekom Austria in einem mehrstufigen Plan in Zusammenarbeit mit dem staatlichen Anteilseigner ÖIAG.Dazu will América Móvil zunächst ihr bisheriges Aktienpaket von 26,8 % in einem Aktionärspakt mit der Staatsholding, die noch 28,4 % hält, bündeln. Auf diese Weise käme das Bündnis der Großaktionäre auf 55 %, sodass auch nach österreichischem Recht ein Angebot an den Streubesitz fällig wäre.Geplant ist überdies eine Kapitalerhöhung bei der finanziell arg gebeutelten Telekom Austria, bei der América Móvil 750 Mill. Euro in die Tochter pumpen will. Die ÖIAG, die sich zuvor schon für den amerikanischen Investor aufgeschlossen gezeigt hatte, will bei der Kapitalerhöhung nun so weit mitziehen, dass dem Staat zwar eine Sperrminorität gesichert wird, aber andererseits sich das Kräfteverhältnis innerhalb des Aktionärsbündnisses zugunsten der Mexikaner verschiebt. Gelten soll der Vertrag zunächst für zehn Jahre, dann könnte verlängert werden.Slim, der sich in Den Haag von Beginn an mit dem KPN-Management überworfen hatte, hat aus diesem Desaster offenbar gelernt und strebt nun eine freundliche Übernahme an. Insgesamt wolle América Móvil dafür bis zu 2 Mrd. Euro in die Hand nehmen.Telekom Austria, die mit einer strapazierten Bilanz neben KPN und Telecom Italia zu den schwächsten Gliedern in der Kette europäischer Telekomkonzerne zählt, kämpft mit Turbulenzen in Osteuropa, wo negative Währungseinflüsse das Ergebnis verhageln, sowie einem hart umkämpften Heimatmarkt, insbesondere im Mobilfunk. Dieser hat nach zähem Ringen mit der EU durch den Ausstieg von Orange, die an Hutchison verkaufte, eine Konsolidierung erreicht. Allerdings mussten die Mobilfunknetzbetreiber zuletzt wieder tief in die Tasche greifen. Telekom Austria zahlte mehr als 1 Mrd. Euro für neue Mobilfunklizenzen.