Telekommunikation

Telekom erhält erstmals Dividende aus den USA

Bei der Deutschen Telekom fließen Mittel aus den USA nach Deutschland: T-Mobile US zahlt erstmals Dividende, Die T-Aktie zeigte sich unbeeindruckt.

Telekom erhält erstmals Dividende aus den USA

Telekom erhält erstmals Dividende von T-Mobile US

1,8 Mrd. Dollar über fünf Quartale – US-Tochter kündigt steigende Ausschüttung an – Ausschüttungspolitik des Bonner Konzerns bleibt unverändert

hei Frankfurt

Die Deutsche Telekom kann mittelfristig einen erheblichen Mittelzufluss aus den USA erwarten. Wie der Bonner Konzern mitteilt, nimmt T-Mobile US im Rahmen ihrer Aktionärsvergütung nun auch Dividendenzahlungen auf. Mit Beginn des vierten Quartals bis Ende kommenden Jahres will der US-Mobilfunkbetreiber, an dem die Telekom die Mehrheit hält, über fünf Quartale insgesamt 3,75 Mrd. Dollar Dividende zahlen. Damit fließen dem Mutterkonzern 1,8 Mrd. Dollar zu; noch in diesem Jahr sollen rund 750 Mill. Euro fließen. T-Mobile US hat überdies angekündigt, die Dividende je Aktie jährlich um 10% zu erhöhen.

Aktienrückkauf startet

Darüber hinaus beabsichtigt die Telekom ab Anfang 2024 T-Mobile-Aktien aus ihrem Bestand „über den Markt zu verkaufen“, ohne die eigene Mehrheitsposition zu gefährden, wie es weiter heißt. Dabei handele es sich „inhaltlich“ um eine Teilnahme am geplanten Aktienrückkauf der US-Tochter, wie auf Anfrage zu erfahren war.  Auf dieses Instrument entfällt das Gros der geplanten Aktionärsvergütung von T-Mobile US, wobei der Dividendenbetrag von der zweiten Tranche über insgesamt bis zu 19 Mrd. Dollar abgeht. Sie sollen ebenfalls über die kommenden fünf Quartale aufgewendet werden. Ein Verkauf von Aktien am Markt ist für die Telekom steuerlich vorteilhafter, als wenn sie die Papiere direkt an das Unternehmen verkaufen würde.

Der Bonner Konzern hält den Angaben zufolge inzwischen 51,4% an T-Mobile US. Um die Mehrheitsschwelle zu überschreiten, hatte die Telekom neben einem Aktientausch mit Softbank 2021 nach dem Verkauf von T-Mobile NL Aktienoptionen auf T-Mobile US erworben. Außerdem hatte sie an der ersten Tranche des Rückkaufprogramms der US-Tochter über 14 Mrd. Dollar nicht  teilgenommen, so dass sich die Beteiligung sukzessive erhöht hat.

Die Telekom werde ihre Mehrheit verteidigen, auch im Falle einer Ausgabe neuer Aktien an Softbank. Dieser sogenannte True UP war bei der Fusion von T-Mobile US mit Sprint vereinbart worden, wenn der T-Mobile-US-Aktienkurs einen bestimmten Wert übersteigt.

An der Dividendenpolitik will der Bonner Konzern trotz des Geldregens aus den USA vorläufig nicht rütteln. Maßgeblich bleibe das „nachhaltige bereinigte Ergebnis je Aktie“. Davon sollen 40 bis 60% an die Aktionäre ausgeschüttet werden. Die Telekom hatte die Ausschüttungsquote zuletzt zurückgefahren. Für 2022 wurden 46% des nachhaltigen bereinigten Ergebnisses je Aktie ausgeschüttet. Nur 38% waren es, wenn man die als nicht nachhaltig betrachteten Faktoren ausklammert. Im Jahr davor lag die Ausschüttungsquote noch bei 53%. Während das besagte Ergebnis je Aktie um die Hälfte bzw. "nachhaltig" um 24% vorankam, kletterte die Dividende unterproportional um vergleichsweise magere 9%.

Die Telekom unterstreicht überdies, dass sie bis Ende kommenden Jahres die „Komfortzone“ einer Nettofinanzverschuldung in Höhe des 2,25- bis 2,75-fachen bereinigten Ebitda (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) erreichen will. 

Verkauf von Tafelsilber

Um die Beteiligung an der US-Tochter über die 50-Prozent-Schwelle zu hieven und gleichzeitig die Nettoverschuldung wie geplant zu senken, hatte die Telekom in einem erheblichen Kraftakt Tafelsilber zu Geld gemacht. So wurde T-Mobile NL verkauft, was mit einem Barmittelzufluss von 4 Mrd. Euro verbunden war. Außerdem stieß der Konzern die Mehrheit an seiner Tower-Gesellschaft an Finanzinvestoren ab. Dabei erhielt die Telekom 10,7 Mrd. Euro in bar.

Die Telekom hatte mit der Reallokation der Mittel in die USA einerseits und in den Schuldenabbau andererseits bei den Investoren auch Unmut hervorgerufen, weil diese auf Sicht einer eher mageren Dividende entgegensehen, deren Entwicklung nicht wie beim jüngsten Kapitalmarkttag avisiert dem Wachstumstempo beim bereinigten Ergebnis je Aktie folgt, auch dann nicht, wenn zusätzlich um nicht nachhaltige Faktoren bereinigt wird. Während T-Mobile US umgerechnet für rund 80% der Marktkapitalisierung der Telekom steht, hat die T-Aktie seit Ankündigung der Fusion von T-Mobile US und Sprint mit der Kursentwicklung der US-Tochter nicht Schritt gehalten. Deren Aktienkurs hat sich seit Ankündigung des Mega-Deals Ende April 2018 glattweg verdoppelt, die T-Aktie hat seitdem 37% zugelegt. Mit einem aktuellen Kurs von 19,85 Euro notiert das Papier auch wieder unterhalb der 20-Euro-Marke, bei der Softbank ihre Beteiligung eingegangen ist. Die Schwelle wurde zuletzt Ende Juni genommen.

Bei der Deutschen Telekom fließen Mittel aus den USA nach Deutschland: T-Mobile US zahlt erstmals Dividende, überdies nimmt die Telekom "inhaltlich" am milliardenschweren Aktienrückkauf teil. Die T-Aktie zeigte sich unbeeindruckt.

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